44 Lauca-Ollagüe-San Pedro

Mein Plan ist, über Bolivien nach Nord-Chile bei Visviri einzureisen. Die direkte Einreise von Peru nach Nord-Chile bei Tripartito soll nicht möglich sein. Dies ginge nur an der Küste Tacna-Arica. Für mich ein großer Umweg. Doch als ich auf der Fahrt nach Bolivien am Titicaca-See entlang fahre, fällt mir auf, dass auf den Feldern noch überall das Wasser der letzten Regenfälle steht. Ich entsinne mich an eine Schlammschlacht vor 18 Jahren in Bolivien – ich wähle den Umweg Tacna-Arica. Im Abendlicht passiere ich noch die Grenzstation nach Chile und suche mir im Dunkeln bei Arica am Strand ein Platz zum Zelten.

Fr, 09.03.2018 Zelt bei Arica am Strand
Die Nacht war ruhig und das Wetter ist prima. Ich fahre Richtung Anden nach Putre. Mein Plan ist, zum Lauca-National-Park und dann an der bolivianischen Grenze entlang über Colchane, Ollagüe, El Tatio Geisir nach San Pedro. Schwierig ist dabei die Sprit- und Lebensmittelversorgung. Es gibt keine Tankstellen auf der Route. Selbst in Putre gibt es wider erwarten, keine Tankstelle. Nach einiger herumfragerei bekomme ich im einem kleinen Almacén (Kaufladen) ‚La Paloma‘ 10 Liter Sprit zu kaufen. Schnell noch ein ‚Pastel de Choclo‘, ein Mais-Pasteten-Törtchen auf die Hand -sehr lecker – und dann weiter. Kurze Zeit später kommt mir eine Termalquelle in den Weg. Kostet zwar Eintritt, ist aber wenig und ich bin der Einzige dort. Verschiedene Pools, natürliche und gemauerte, mit verschiedenen Temperaturen. Ich probiere sie alle.
Am Nachmittag geht’s dann hoch Richtung Grenze. An der Grenzstation biegt die Piste nach Süden ab. Traumhafte Aussicht auf die umliegenden Vulkane. Alle schneebedeckt mit Wolkenkranz. Einige mit Rauchfahnen. Die Piste ist schlammig, ich werde nervös. Aber es wird immer trockener und die Hauptpiste ist tipp-topp in Schuß. Nur manche Brücken wurden kürzlich weggespült und es gibt ein paar schöne Furten. Ein hauch von Abenteuer 😉 An einer Furt präsentiert sich mir ein schöner Übernachtungsplatz mit Doppel-Vulkan-Blick!

Sa, 10.03.2018 Zelt an der Furt
Heute will ich nach Colchane und ein Stückchen weiter. Fotostopps, Furten, Lagunen, Salzseen, Guanacos, Flamingos, kleine schöne Pisten und eine wilde Termalquelle erschweren mir das Vorwärtskommen. An den ‚Termas de Polloquere‘ lerne ich verschiedene Leute kennen, die nach und nach eintrudeln. Ein Tourguide erklärt mir, dass die Piste, die ich fahren will, illegal durch eine Ecke von Bolivien führt. Ich solle mich nicht erwischen lassen. Aber niemand hält mich auf. So komme ich Mittags nach Colchane und finde dort eine Bolivianerin, die mir an der Straße 15L Sprit aus einem Kanister verkauft. Weiter geht’s auf die Piste nach Ollagüe. Überraschenderweise sind die ersten 50km 1A geteert. Am späten Nachmittag verschmähe ich eine potenzielle Zeltstelle im Glauben noch eine bessere zu finden. Als sich die Piste in die schneebedeckten Berge auf 5000m hochschraubt, denke ich, das war ein Fehler. Die Sonne steht schon flach, aber hier auf 5000m, kalt, windig und extrem dünne Luft, will ich nicht übernachten. Ich befrage mein GPS nach interessanten Punkten in der Umgebung (POI’s). Siehe da, eine Termalquelle 15km entfernt. Zwar etwas ab von der Route, aber als ich ankomme bin ich allein dort und die Sonne wirft noch die letzten strahlen, als mein Zelt steht. Wieder eine traumhafte Kulisse, welche ich während meines abentlichen Bades in der warmen Quelle genieße.

So, 11.03.2018 Zelt an den ‚Termas de Lirima‘
Raus aus dem Zelt und den Sonnenaufgang im warmen Wasser miterleben. Zelt zusammenpacken, aufrödeln und weiter geht’s. Die Landschaft hält immer wieder Highlight’s in Form von rauchenden Vulkanen, Salzseen, weiten Landschaften und Pisten ins Unendliche für mich bereit. Wieder pünktlich zum Mittag komme ich im Grenzort Ollagüe an. Wieder muß ich in diesem verlassenen Dorf nach Sprit herumfragen. Wieder verkauft ein Lebensmittelladen mir 10Liter vom teuren Saft. Ein offenes Restaurant ist nicht vorhanden, so freue ich mich über das Angebot der Ladenbesitzerin, mit Sandwiches zu machen. Als ich zahlen möchte, stelle ich fest, dass ich gar nicht genug chilenische Pesos dabei habe. Zum Glück nimmt sie meine bolivianischen Restgeldbestände. Passt haargenau. Abends finde an einer verlassenen Behausung einen Platz zum Zelten. Hier ist es einigermaßen windgeschützt, denn es bläst ordentlich über die Pampaebene.

Mo, 12.03.2018 Zelt 50km vorm El Tatio
Wieder ist das Wetter hervorragend. Die Strecke zum Geisir wird zwischendurch recht holperig über dicke Steine. Deshalb steht auch ein Schild amEnde der Piste für die Gegenseite: ‚Muy mal estado‘ – sehr schlechter Zustand. Na ja, etwas übertrieben finde ich.
Am Geisir war ich mit Anne schon mal vor einigen Jahren. Damals hatten wir zeitgleich starke Kopfschmerzen, ein Indiz für die Höhenkrankheit, bekommen und schnell die Flucht hinunter auf 3000 Höhenmeter genommen. Diesmal geht’s mir gut und genieße das Bad im Termalpool. Mittlerweile richtig gemauert und mit Eintritt, Toiletten und Umkleidekabinen. Bei meinem ersten Besuch vor 18 Jahren war hier gar nichts und hatte hier zelten können. Nachmittags komme ich im vertrauten San Pedro de Atacama an. Tanken, essen, Herberge suchen. Abends schön im Restaurant ‚Adobe‘ bei einem offenen Feuer im Patio eine Pizza essen.

Di, 13.03.2018 Hostal Takha Takha
Bummeltag. Frühstück – Motorrad schrauben (Bremsbeläge tauschen, Luftfilter reinigen, Benzin in eine 6Liter-Flasche abfüllen) – nochmal Volltanken – beim Zoll nach dem Grenzbergang ‚Sico‘ fragen – Pool – lesen.
Abends gehe ich in ein anderes Restaurant mit einem offenem Feuer. Ich bestelle mir ein Steak nach ‚Casa de Piedras‘. Saulecker, doch beim fünften bissen treffe ich einen Knochensplitter im Fleisch und mir fällt eine Plombe aus dem Backenzahn. Super! Nach einigem hin- und her brauche ich das Essen nicht zu bezahlen.

Mi, 14.03.2018 Hostal Takha Takha
Hier im Ort suche ich den einzigen privaten Zahnarzt auf. 10 Uhr – noch geschlossen. Ich warte. Um 10h30 rufe ich die Telefonnummer per Skype an. Mit der freundliche Dame vereinbare ich, dass ich noch warte – der Arzt käme gleich. 11Uhr – ich rufe nochmal an. Um 11h30 gehe ich unverrichteter Dinge. Ich suche das ‚Centro de Salud‘ auf. Die öffentliche Gesundheitsversorgung. Auch hier gibt es einen Zahnarzt, aber da ich kein Notfall bin, soll ich morgen früh um 7Uhr hier sein. Mal gespannt.
Rest des Nachmittags: Pool, lesen, Blog schreiben.

 

Ein Gedanke zu „44 Lauca-Ollagüe-San Pedro“

Schreibe einen Kommentar