45 schön und knackig

Do, 15.03.2018 Hostal Takha Takha
Wecker 6Uhr – um 6h30 bin ich im Centro de Salud. Es sind schon sieben Leute vor mir da, obwohl der Schalter für die Terminvergabe frühestens um 7Uhr aufmacht. Egal, um 9h30 habe ich eine provisorische Plombe im Zahn. Der Zahnarzt wirkte kompetent und die Ausstattung war ok, auch wenn vielleicht nicht der aktuellste Stand.

Start zum Paso der Sico.
Der Plan ist, über den Paso der Sico nach Argentinien und dort die Piste über Antafagasta de la Sierra, über Belén nach Fiamballa, um von dort über den Paso San Franzisco wieder nach Chile zu gelangen. Besonderes Augenmerk ist hier auf die Spritversorgung zu legen. Bis Antafagasta sind es 550km ohne Tankstelle. Ob es dort Sprit gibt kann mir keiner genau sagen, aber alle Indizien sprechen dafür. Mit meinem Tank komme ich 500km. So fülle ich noch einen 6Liter Wasserkanister mit Sprit und packe ihn noch hinten drauf.
Auf dem Weg zum Sico-Pass mache ich noch einen Umweg zu einer Lagune und zum Vulkan Lazcar. Kurz vor der Lagune hält mich ein entgegenkommender Jeep an und fragt, wo ich den hin wolle. Von der Piste nach Socaire (25km), die ich nehmen will, rät er mir dringend ab. Ich solle lieber wieder zurück auf die Hauptstraße fahren (80km). Für mich ein Dillema, da dann mein Sprit nicht reichen würde nach Antafagasta und ich vorher nochmal zurück nach San Pedro zum Tanken müßte. Also beschliesse ich, mir die vermeindlich nicht fahrbare Piste anzuschauen, umdrehen kann ich dann immer noch. Metertiefe Canyons haben sich entlang der Piste durch die letzten starken Unwetter gebildet. Durchaus knackig – aber möglich. Kaum habe ich die schlimmsten Stellen hinter mir, kommt mir ein Kleinwagen mit zwei Brasilanerinnen entgegen. Ich stauen, dass die beiden es selbst bis hierhin mit diesem Mietwagen geschafft haben. *respekt* Auf mein Anraten, drehen sie zum Glück auch um, sonst hätten sie den Mietwagen definitiv demoliert. Piste geschafft – Spritproblem gelöst 🙂
Die Strecke zum Pass ist geteert, ab der Grenze aber nur noch Schotter. An der Grenzstation bin ich der einzige. Als üBernachtungsstätte tut sich eine alte Bahnstation ‚Laguna Seca‘ auf. Mein Primus-Benzinkocher gibt den Geist auf. Ich bekomme ihn nicht mehr repariert. Ab jetzt nur noch kalte Küche.

Fr, 16.03.2018 Bahnstation ‚Laguna Seca‘
Zum Frühstück gibt’s Milchpulver mit Wasser und Haferflocken. Wasser zum waschen leihe ich mir von der ‚Difunta correa‘ aus, dies sind die kleinen Schreine am Wegesrand, wo die Vorbeifahrenden Wasserflaschen als Opfergabe ablegen. Unterwegs treffen ich Martin aus der Schweiz auf seinem Fahrrad. Unglaublich, was er an Gepäck mit hat: komplette Campingausrüstung, 17Liter Wasser, Fotostativ, zwei große Nikon-Kameras mit Objektiven, Laptop, etc.. Insgesamt 75kg incl. Fahrrad. *ufff* Das ist mehr, als ich auf meinem Motorrad mithabe. Und selbst bei dieser Höhe von 4000m radelt er mindestens 80km auf Piste, meist aber mehr, auf Straße bis zu 180km am Tag. Für mich völlig unvorstellbar. Er erzählt mir von einer interessanten Abkürzung südlich von Antafagasta nach Fiamballa. Soll nur für Allradfahrzeuge sein. Klingt sehr interessant. Ich würde mir 200km Strecke sparen.
In Antafagasta angekommen, finde ich einen Comedor, wo ich zu Mittag essen kann. Milanesa – ein Schnitzel. Sprit gibt es sogar an einer richtigen Tankstelle und einen Kaufladen finde ich auch. Dieser wird trotz Mittagszeit extra für mich geöffnet.
Kurz nach Antafagasta zweigt diese interessante Piste zum ‚Campo de Piedra Pomez‘ ab. Hier kann ich mal wieder richtig Sandfahren üben. Etwas Luft aus den Reifen und ordentlich am Gashahn drehen. So geht’s. Campo de Piedra Pomez ist ein tolles Kalksteinfelsen-Feld. Über Kilometer ziehen sich weiße Kaltsteingebilde dahin. Kurz danach schlage ich mein Nachtlager an einem Felsen auf. Leider super windig.

Sa, 17.03.2018 Nachtlager an den ‚Campo de Piedra Pomez‘
Heut wird die Fahrerei erst so richtig tiefsandig. Aber es klappt. Nur einmal lege ich mein Mopped ab. Nix passiert – fast nix! Hätte ich nicht vorm weiterfahren bemerkt, dass sich mein Luftfilter im offenen Luftfilterkasten (wegen der Höhe) beim Sturz irgendwie gelöst hat, wäre mein Motor nach wenigen Kilometern kaputt gewesen. *toitoitoi*
Nach 120km Sandfahrerei gabelt sich die Piste. Entweder 40km weiter Sandwüste, oder 60km durch die Berge. Ich entscheide mich für die Berge. Das war gut so, denn die Landschaften durch Felsen und Berge sind grandios. Zwischendurch treffe ich einen einzelnen Wanderer. Virgin kommt aus Frankreich und will durch die Wüste wandern – viel Spaß. Auch das wäre für mich unvorstellbar. Er wandert mit seinem schweren Rucksack ca. 40km am Tag. Z.Zt. hat er allein sieben Liter Wasser dabei. Mein Wasserangebot will er aber nicht annehmen, da sein Vorrat noch voll ist. Er erzählt mir aber noch von zwei Termalquellen an der Strecke. Ich suche natürlich beide auf. Die erste ist leider fast versiegt und ich finde mit Mühe noch eine Badegumpe. Die zweite führt in ein tolles Tal, ist aber auf dem Privat-Grundstück eines Bauern. Dies behagt mir nicht.
Die Strecke führt über eine traumhafte Piste durch die Berge und windet sich abenteurlich ins Tal nach ‚Las Papas‘ – einem winzigen Dorf.
Ab hier wird’s knackig! Die ‚Straße‘ zum Dorf führt durch eine Schlucht. Der Weg ist, dass was der Fluss übrig lässt zum Fahren. D.h., insgesamt sind ca. 40 Flußdurchfahrten zu meistern. Ansonsten fährt man über dickes Geröll oder Sand. Anfangs ist der Fluß noch nicht sehr tief – ca. 30cm. Doch nach 30km Flußlauf ist er ca. 70cm tief und hat ordentlich Strömung. Doch die Fährerei fordert mich gut, macht aber auch viel Spaß, da er mir gut von der Hand geht. Erst als ich ein wenig erschöpft davon bin, läßt meine Konzentration nach und lege das Mopped dreimal ab. Dann ein höllisches röhren in der Schlucht. Zehn Minuten später kommt ein Trupp von 15 Crossern entgegen – sie gucken völlig ungläubig, mich auf dieser Strecke mit dem schwer bepackten Motorrad zu sehen. Wenig später treffe ich auf weitere fünf von ihnen. Sie sind völlig erschöpft und ruhen sich im Schatten aus. Es sind alles Hobbyfahrer in meinem Alter. Sie bieten mir an, gemeinsam zurück zu ihrem Camp zu fahren. Nach kurzer Zeit überhole ich alle. Sie sind mir einfach zu langsam und diskutieren erst jede Furt. Aber der Guide meint, ich solle ruhig zu ihnen ins Camp fahren, da würde ich ein kühles Bier bekommen. Klingt gut. Im Camp ist man fassungslos, dass ich durch die Schlucht mit meinem Motorrad gekommen bin *hihi* Bier gibt’s leider nicht, aber immerhin kühles Wasser. Flussabwärts soll es schwieriger werden, wegen starker Strömung und tiefem Wasser. Ein paar Kilometer später schlage ich mein Zelt auf, da ich merke, dass meine Konzentration nicht mehr voll da ist. Und ein Sturz im Fluss darf mir nicht passieren.

So, 18.03.2018 Nachtlager in der Schlucht, 24km nach Las Papas
Ich habe die Nacht kaum geschlafen. Starke Schmerzen in der Hüfte. Vermutlich bin ich darauf gestürzt. Zwei Schmerztabletten helfen nur ein wenig. Als ich mein Zelt abbaue, kommt das komplette Crosser-Team vorbei. Sie müssen heute zurück nach Buenos Aires. Eine halbe Stunde später starte ich auch. Die Furten sind heut richtig tief, aber nach 5km, beim Schluchtausgang, habe ich den Trupp schon wieder eingeholt. Endlich geschafft. Hah! Denke ich auch nur. Selbst auf der Hauptpiste sind nochmal zwei ordentliche Furten. In einer wird gerade ein Auto von einem Pickup herausgezogen.
Um 11Uhr komme ich in Fiamballa an und treffe den ganzen Trupp nochmal an der Tankstelle, und ernte viel Anerkennung 🙂
Jetzt erstmal ordentlich frühstücken. Dann ab zu den Termas de Fiamballa. Leider kann man hier den Eintritt und das Campen nicht mit Karte zahlen. Mein Bargeldvorrat schwindet. Ich hatte in San Pedro de Atacama vorsorglich 100USD getauscht, denn wer weiß, wo es einen funktionierenden Automaten gibt. Auch im Restaurant hier will man nur Bares. Deshalb fahre ich abends im Sandsturm nochmal in den Ort. Geldautomaten klappen nicht, alle Restaurants wollen argentinisches Bargeld. Am Ende erbarmt sich der Chef von der Hosteria Municipal mein chilenisches Bargeld anzunehmen. Selbst USD wollten die nicht.

Mo, 19.03.2018 Camping ‚Los Abuelos‘ an den Termas de Fiamballa
Morgens komme ich mit meinen Zeltnachbarn ins Gespräch. Christoph und Annabel. Sie machen gerade Urlaub, leben ansonsten in der Nähe von Salta. Er ist deutscher und Annabel argentinierin. Er hat hier eine Firma gegründet, welche Solarsysteme verkauft und installiert. Läuft wohl ganz gut, denn die Firma hat schon 15 Mitarbeiter.
Start zum Paso San Fransico….

 

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