13 Höhenritt

Di, 07.11.17, Ollantaytambo, bei Kalle & Gladys
Der Abschied von den Zweien fällt etwas schwer aber erst wird für mich nach einer Woche auch wieder Zeit weiterzuziehen.
Heute will ich nach Cachora. Dort warten Wanja und Torsten auf mich, um die Ruinen von Choquequirao zu erwandern. Vier Stunden zügige Fahrt auf Asphalt – in Serpentinen geht es nun mehrfach von 2500m bis auf über 4000m und wieder runter. Kurvenkoller!
In Cachora treffen wir uns im Hostel ‚Casa Nostra‘ wieder. Das Hostal wird von einem Italiener und seiner peruanischen Frau geführt. Ein schönes Hostel in einer tollen Lage – mein Zimmer hat direkten Blick auf die verschneiten 5000er Berge, welche 3500m fast senkrecht das Tal begrenzen.

Mi, 08.11.17, Cachora, Hostel ‚Casa Nostra‘
Wanja und Torsten hatten sich die Wanderroute aus der Ferne angeschaut – ist ihnen zu heftig. Auch ich brauche diese viertägige Gewalttour nicht. Wir ziehen weiter – aber getrennt. Wanja will nun ganz schnell nach Lima. Torsten dauert meine geplante Tour zum Cotahuasi-Canyon zu lange und fährt auch nach Lima, neue Reifen besorgen. (ist hier nicht so einfach!)

So fahre ich allein ab Abancay in Richtung Süden nach Antobamba um den tiefsten Canyon mit 3500m zu sehen (hier streitet man um den Titel).
Noch ahne ich nicht, für was ich mich entschieden habe….
Erst 50km feiner Asphalt, dann 90km Piste an einem Fluss entlang nach Antobamba. Leider lädt der schöne Fluss mit seinen gefräßigen Sandfliegen nicht zum verweilen ein. In Antobamba gibt es, wieder erwarten, keine Tankstelle. Sprit ist nur im Laden aus dem Kanister zu kaufen. Doch den Ladenbesitzer finde ich nicht – na egal, Sprit müßte auch so die 270km nach Cotahuasi, wo es eine Tanke geben soll, reichen.
Hier beginnt die eigentliche Piste, kürvenreich und steinig windet sie sich am Rande unzähliger Schluchten entlang und steigt auf über 4500m hoch. Die vielen Kehren lässen einen selten in den dritten Gang schalten. Nach zwei Stunden kann ich gegenüber immer noch Antobamba sehen… Ich bin nun in der Hochlandregion und Entfernungen werden hier nur noch in Stunden angegeben. Einer meinte, nach Cotahuasi wären es 7 Fahrstunden, wenn man zügig fährt. Kilometer? Keine Ahnung. Mein GPS sagt 270km. Da es bereits um 17h30 dunkel wird, muß ich mich um meinen Übernachtungsplatz kümmern. Hier ist alles so steil, dass selbst mein kleines Zelt keinen Platz findet.
Erst oben auf der Hochebene auf 4500m findet sich ein Plätzchen. Windig! Kalt! Hoch!

endlich ein Platz zum Zelten

Do, 09.11.17, 2 Stunden südlich Antobamba
Fertig gesattelt starte ich um 8Uhr. Die Piste schraubt sich durch die Berge im höher. Mein GPS zeigt 4800m – 4900m – 5000m – 5110m!
Die Hochebene ist gar keine Ebene. Sie ist gespickt mit Vulkankegeln und die Piste geht kaum einen Kilometer geradeaus. Eine sehr skurile Landschaft in vielen Farbtönen. Andere Autos habe ich seit Antobamba nicht mehr gesehen. Selbst die indigenen Bauern sind hier oben rar. Später, als die Landschaft in eine Pampaebene übergeht, gibt es kleine Ansiedelungen. Die Strecke zieht sich endlos hin. Binge! Mein erster Sturz bei 50km/h – jetzt weiß ich wieder wofür ich die dicken Motorradklamtten trage! Nichts ernstes passiert!. Nur noch 50km bis Cotahuasi – ein Geländewagen! Der Fahrer hält mich an und fragt nach dem Weg nach Oyolo. Kurz zuvor hatte ich den Wegweiser (sehr selten!) gesehen und konnte helfen. Aber er meinte, ein Erdrutsch habe den Weg nach Cotahuasi versperrt. Doch im Gegensatz zu seiner Frau, war er und und sein Beifahrer überzeugt, mit dem Motorrad ginge es….
Ich fahre die 2000m Höhenmeter in Serpentinien an der Schluchtwand herunter ins Tal – kein Erdrutsch! Im Tal geht es easy going am Fluß entlang und ich sehe Cotahuasi bereits, als nach einer Biegung um eine Felswand der Weg versperrt ist! (seht die Bilder)
Aus einem Straßenbaucamp kommt jemand, und erklärt mir, dass ich mit dem Motorrad da nicht rüber komme. Der Erdrutsch sei schon seit 8 Monaten. Das erste Geröll scheint überwindbar, doch um die Felswand herum bleibt nur ein Fußpfad von 30cm breite. Mittlerweile sind alle Arbeiter aus ihrem Camp gekommen.
Die nächste Tankmöglichkeit ist über 5 Stunden Pistenfahrt entfernt. Mein Sprit reicht nicht. Also zu Fuß eine Stunde in den Ort auf der anderen Schluchtseite, Kanister kaufen und Sprit hierhin schleppen. Doch da kommt ein Kollege, und hat noch ca. 6 Liter Sprit, welcher eigentlich für deren Motorgeräte ist. Für 3EUR der Liter werden wir uns einig. Ein anderer Kollege meint, mit Seilen könnten wir das Mopped rüber bringen. Doch bei aller Abenteuerlust ist mir das Risiko zu hoch. In 142km Entfernung liegt Mrcapampa, dort gibt’s angeblich eine Tankstelle. Bis dahin müßte mein Sprit knapp reichen. An einer schönen Flussstelle finde ich einen Platz zum Zelten und genieße den Rest des Tages…
Ich frage mich, wofür die Straßenbauarbeiter dort seit 8 Monaten ihr Camp haben?

Piste auf der Hochebene zwischen 4500m und 5100m
…2000m hinunter in die Cotahuasi-Schlucht
hier ist ende der Fahrt! Gegenüber ist der Ort zu sehen.
…links geht es 100m senkrecht zum Fluss runter. Unter dem Schuttist die alte Piste. Hier wollten die Straßenarbeiter mein Motorrad mit Seilen ziehen!!!
‚meine‘ Straßenbauarbeiter – keine Ahnung was die dort für eine Aufgabe haben

Fr, 10.11.17, kurz vor Cotahuasi
Um 7Uhr starte ich – 142km Piste – zum Mittagessen sollte ich wohl in Marcapampa sein. Die Piste über Oyolo nach Marcapampa ist superheftig. Nur große Steine und tiefe Lehmkuhlen. Erster Gang im stehen, Schritttempo. So geht es die ersten 50km = 3 Stunden. Ich muß an den Geländewagenfahrer denken. Dann die Abfahrt nach Oyolo 2000m tiefer. Steil, schmal, grobes Geröll – meine Kupplungshand bekommt Ermüdungserscheinungen. Zweimal hätte es mich beinahe hingehauen. Ich bin froh in Oyolo anzukommen.
Es gibt sogar ein Restaurant, Sprit und einen Laden – und das alles in einem! Die Mutter der Besitzerin koch oben. Es gibt Reis mit Kartoffeln, Bohnen und Fleischstückchen. Als ich esse, entdecke ich im halbdunklen Raum hinter den Reissäcken den offenen Pappkarton mit der Lamakeule mitten im Dreck – davon muß es sein. *urrrgs*
Während ich esse, holt die Besitzerin den Sprit aus dem Lager. Drei Gallonen (3,8Liter/Gallone) wollte ich. Sie hat zwei Behälte mit. Angeblich 2 Gallonen. Meiner Meinung aber nur 1,5 – naja, deutsche Kleinlichtkeit ist hier fehl am Platz und ich zahle die 2 Gallonen mit 15EUR. Die Piste wird ab hier viel besser. Deshalb lache ich, als ein Herr meinte, die 50km nach Marcapampa dauern 3 Stunden. Er hatte recht!
Kurven, Kurven, Kurven. 2000m rauf, 2000m runter, 2000m rauf und so weiter. Nun kann ich keine Pisten und Kurven mehr sehen. In Marcapampa gibt’s die Tankstelle und sie hat Sprit!
In einem Tal finde ich eine tolle Stelle zum Zelten, am Fluß mit grün und alten Bäumen. Ich frage die Arbeiter auf dem Nachbargrundstück um Erlaubnis – Treffer, denn auch dieses Grundstück gehört ihm. Aber ich darf dort gerne Zelten, nachdem ich erzählte, dass ich aus Deutschland komme. „Merkel gutt!“

in Oyolo – Restaurant, Lebensmittelladen und Tankstelle in einem
…so sah es im Laden aus
hier war die Brückenerneuerung dringend nötig!

…wohin führt nur die kleine Brücke? In die Minen von Morian?
die will man nicht im Reifen haben!
…toller Zeltplatz am Fluss. Keine Sandfliegen!
Badefluss mit Sandstrand

Sa, 11.11.17, irgendwo in den Bergen, bei Mirmarca
Bingo! Nach 30km kommt die nächste Hauptstraße – einsprurig, aber geteert!!!! Welch ein Glücksgefühl endlich wieder in schräglage Kurven zu fahren! Im Moment ist mein Bedarf an Pisten gedeckt. Mittags bin ich an der Pazifikküste bei Chala. Nochmals Bingo – habe ein prima Restaurant erwischt mit Terrasse mit Blick aufs Meer. Und lecker ist der Fisch auch noch. Nasca!

monotone Küstenwüste
Saugutes Restaurant mit Meerblick in Chala

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