08 von La Paz nach Cusco

25.Oktober 2017, Titicaca-See, Peru
Wir nehmen die Strecke am Nordufer des Titicacasees. Copacobana und Puno lassen wir links liegen. Soll laut Torsten nicht so toll sein.
Schöne Hügellandschaft mit vielen Kleinbauern am Seeufer. Jeder Bewohner bewirtschaftet hier einen kleinen Mikro-Acker mit Kartoffeln oder ähnlichem. Autos sind hier unüblich, aber es sind auch wenig Boote zu sehen. Motorboote schon gar nicht.
Wir checken an der bolivianischen Grenze aus. Man befragt uns neugierig nach unseren Motorrädern. Ein Grenzer empfiehlt uns einen alternativen Grenzübergang nach Peru namens ‚Tilali‘, direkt am See. Eine spannende Piste führt dorthin. Die Zollstation dort ist verschlossen und die Schranke zu. Ich klopfe. Als wir gerade wieder gehen wolle öffnet ein verschlafen wirkender, älterer Herr.
Er holt uns zuerst Stühle und wirkt etwas ratlos, wie er uns abzuwickeln hat. Ich frage, wieviele Reiseende denn so hier vorbeikommen – zwei pro Monat, aber niemand mit Motorrad. Da fällt ihm ein, das er irgendwo im Schrank einen Block mit den passenden Formularen hat. Dieser ist noch neu und unbenutzt und er muß selbst erst lesen, wo was einzutragen ist. Seine moderne Computeranlage läuft zwar, kann sie aber mangels Internetverbindung nicht nutzten. So telefoniert er mit der Zentrale per Handy und muß alle Angaben einzeln buchstabieren…. Eine Stunde später sind wir endlich fertig.

Überfall!!!! Ich liege im Schlafsack in meinem Zelt. Höre stimmen, Taschenlampen leuchten umher, Hunde schnüffeln – dann höre ich Torsten sich aus seinem Zelt schälen. Böser Traum? Nein, es sind die heiligen drei Könige – nein auch nicht. Kein Traum, sondern eine Delegation von mindest. zehn Leuten aus dem nahegelegenen Dorf sind neugierig und wollen wissen was wir hier machen. Abends zuvor sind wir durch ihr Dorf auf die Halbinsel im Titicacasee gefahren, um einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Dies auf Fußpfaden, denn Autos gibt’s hier nicht. Aber sie sind freundlich und lassen von uns ab, als Torsten dem Dorfvorsteher – in voller Amtstracht – erklärt, dass wir Touristen sind und morgen weiterziehen. Der Schreck und die Überraschung steckt uns in den Knochen.

26.Oktober 2017, Halbinsel im Titicaca-See
Wir passieren das neugierige Dorf nochmal und verlassen es. Keiner zeigt irgendein Interesse an uns.
Torsten erzählt von den Rainbow-Mountains, hier heißen sie Winicunca. Die Bilder, die ich im Internet finde, sind grandios. Da wollen wir hin. Wir steuern das Dorf Pitimarca an. Am Abend sind steigen wir in einer Hospedaje, einer Unterkunft ab, denn es regnet. Die Unterkunft ist neu und wir sind die ersten Gäste. Deshalb müssen wir über Behelfstreppen in den ersten Stock klettern. Warme Dusche fehlanzeige. Auf meiner Karte ist keine Piste zu den Rainbow-Mountains zu finden. Ich google und finde heraus, dass man noch 30km Piste fahren muß und dann mindestens zwei bis drei Stunden zu wandern hat.

Plaza de Armas in Pitumarca

27.Oktober 2017, Pitumarca
Als Torsten dies hört und weiß, das die Wanderung von 4500m auf über 5000m geht, stempelt er aus. Ich gehe die Tour allein und wir verabreden uns in Cusco. Auf dem Start-Parkplatz stehen unmengen Kleinbusse. Die müssen schon Nachts um drei gestartet sein. Ich zahle meine 10Sols (2,50EUR) Eintritt und wandere los. Die vielen Touristen kommen bereits wieder zurück, so werde ich wohl den Gipfel für mich alleine haben. Es sind fünf Kilometer zu Wandern – ein klacks! Doch der erste Anstieg beweist mir das Gegenteil. Nach der dritten Pause um wieder Luft in die Lungen zu bekommen, nach zwei Kilometern, denke ich an Umkehr. Nein, Zähne zusammenbeißen. Bald mache ich nach allen zehn Höhenmetern eine Minute Pause. Ich komme nur im Schneckentempo voran und brauche drei Stunden für die Strecke. Es ist unglaublich anstrengend in der Höhe. Doch oben werde ich von dieser grandiosen Aussicht auf die farbigen Berge belohnt und habe diese fast für mich allein. Die Einheimischen freuen sich über die vielen Touristen, denn sie können Getränke, Essen und Transport per Pferd verkaufen. Am Gipfel halte ich Smalltalk mit einem und kaufe ihm einen heißen Coca-Tee ab. Dafür darf ich ihn mit seiner Familie in Tracht fotografieren.
Der Abstieg geht dafür einfacher. Doch ich bin spät dran und die Unwetterfront holt mich ein. Schneeregen! Durchfroren und durchnässt steige ich wieder auf mein Motorrad und fahre auf 4000m runter in der Hoffnung auf eine Unterkunft in den nächsten Häusern. Fehlanzeige, ich muß im Regen mein Zelt aufbauen. Ein vorbeikommender Einheimischer hilft mir netterweise dabei.

28.Oktober, Pitumarca
Der Regen hat aufgehört, die umliegenden Berge sind weiss. Ich muß meine eiskalten und nassen Motorradhandschuhe anziehen und fahre das traumhafte Tal mit den Eukalypten zurück zur Haupstraße. Im Ort Pitumarca gönne ich mir nochmal ein Frühstück. Gegen Mittag bin ich in Cusco und treffe Torsten im Hostal wieder.

…tolles Tal zu den bunten Bergen. Im ganzen Tal wachsen Eukalyptusbäume und es duftet herrlich.

diese Berge. wow!
der Touristrom zieht talwärts
achtzzz! Fast geschafft!
die bunten Berge Winicunca habe ich nun für mich allein
der Touristrom ist für heute vorbei und ich trinke mit ihnen einen letzten Coca-Tee
das Unwetter schwabt über den Bergkamm
Dauereisauf den 6000ern
…der letzte macht das Licht aus.
Schnee und Regen auf 4500m
morgens nach dem Unwetter

 

3 Gedanken zu „08 von La Paz nach Cusco“

  1. Die Bergwanderung mit dem Unwetter erinnert mich doch schwer an unser kleines Schweiz-Abenteuer.

    Wer ist denn Tango-Kalle in Ollantaytambo?
    Der Ort hört sich an wie eine große afrikanische Stadt.
    Es gibt schon lustige Namen … ☺

  2. Sagenhafte Landschaften, ich glaub,da möchte ich auch mal hin. Es ist ja fast unglaublich, daß das „Eclipse“ schon so viel von der Welt gesehen hat und seit 1992 existiert. Ein schier unkaputtbares Zelt! Weiterhin gute Reise!

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