28 auf nach Turbo

Mi, 03.01.2018 Hotel ‚Casa Real‘
Auf der Isla Barú soll alles voll sein. Ich will mir selbst ein Bild machen, aber bereits auf dem Zuweg zum Parkplatz des Playa Blanca, DEM Strand hier schlechthin, stauen sich die Autos kilometerweit. Ich zieh vorbei und fahre tiefer in die Halbinsel hinein. Doch bald scheint die Straße am Strand zu enden. Laut Karte geht sie weiter zum Ort Barú. Da sehe ich Geländewagen am Ufersaum entlang fahren. Dieser ist sehr schmal und ohne durch das Salzwasser zu fahren kommt man dort nicht entlang. Ich esse erstmal was in der Strandküche. Leider will die gute Frau mich abzocken und verlangt völlig überhöhte Preise fürs Essen. Wir einigen uns auf der Hälfte. So kann  ich erstmal schön sehen wie die Autos die Strecke meistern. Einer hätte sich beinahe tief im Salzwasser eingebraben.
Als ich mich entschließe es auch zu wagen und zum Motorrad zurückkehre, sehe ich das jemand an meinem Tankrucksack war – GoPro-Videokamera, Objektivfilter, alle USB-Kabel und das gute Stemmer-Multitool sind weg. *grrrr* Was will hier nur jemand damit? Jedenfalls gibt das einen Minuspunkt für Kolumbien! Zum Glück haben sie mein Teleobjektiv, Ebookreader und Handy dort nicht gefunden…

Weil nun meine Stimmung im Eimer und meine Lust auf Barú dahin ist, fahre ich weiter. Am Strand in Tolú finde ich Unterkunft im Azul del Mar, ein sehr einfaches Hotel, aber mit Balkon und Meerblick. Ich kann mein Motorrad im Innenhof parken. Ansonsten ist hier auch alles voll und der kleine Ort quilt über vor Touristen. Bia 15.01. sind hier noch Weihnachtsferien.
Ich lerne abends Oladi kennen und lade sie zum Bier ein. Sie lebt hier und ist 26Jahre alt und hat bereits zwei Kinder, 11 und 7Jahre alt. Sie ernährt ihre ganze Familie allein mit Kunsthandwerk in Form von Armbändern. Auch ihre Eltern versorgt sie. Das ist hart!

Do, 04.01.2018 Hotel ‚Azul del Mar‘
ich ziehe weiter an der Küste entlang. Mittags finde ich einen tollen Strand mit Palmen, Sand und Felsen und gehe erstmal baden. Die Kinder, die ich hier treffe, sagen immerhin erst ‚Buenas Dias‘ bevor sie nach Geld fragen. Hier kommt es mir vor, als wenn Neugeborene ihren ersten Lebensschrei schon mit der Frage nach Geld verbinden 😐

Nach diesem tollen Strand fahre ich immer mal wieder Stichstraßen zur Küste hineinein. Diesmal lande ich in einem noch unverdorbenen Fischerdorf. Am Strand stelle ich mein Mopped in den Schatten und mache Pause. Auch hier spielt Reggaetonmusik. Da kommt ein älterer Herr mit einem Stuhl aus dem Haus gegenüber und bietet ihn mir zum Sitzen an. Er gesellt sich zu mir und wir halten ein wenig Smaltalk. Echt nett.

So stelle ich mir Karibik vor. Die nächste Stichstraße führt wieder zu einem Ort an der Küste. Eine üble Lehmstrecke. Die Häuser sehen etwas verwahrlost aus und die Menschen sitzen in Gruppen im Schatten vor ihren Häusern. Mir ist die Gegend nicht ganz geheuer. Ich fahre bis zur Küste mit Palmen. Auch hier spricht mich ein Mann an und ist einfach nur nett und interessiert.

Die weitere Strecke ist dann ungeteert und wird immer übler und lehmiger. Für PKW’s nicht mehr zu empfehlen. Das geht dann 2 Stunden so, bis ich wieder auf die Hauptstraße treffe. Hier merke ich, dass mein Hinterreifen platt ist. Ich schaue die neben mir sitzenden Mototaxifahrer an und die wissen schon, was ich suche. Sie zeigen auf die andere Straßenseite. Dort ist eine ‚Gommeria‘, eine Reifenreparaturwerkstatt. Der Begriff ‚Werkstatt‘ ist hier nicht im europäischen Maßstab zu verstehen. Das Motorrad wird auf einem Baumstamm aufgebockt, als Montiereisen für die Reifen dient eine umgearbeitete Machete. Diese dient auch als Hammer um meine Achse auszutreiben. *urrggs* Als Flickzeug dienen Stücke von alten Schläuchen. Mir ist es fast peinlich mein Bordwerkzeug auszupacken, da es zigfach besser ist. Doch als der Meister mit der Rohrzange meine Alu-Radmutter lösen will, gehe ich dazwischen und packe meinen Hazet-Ringschlüssel aus.
Keine halbe Stunde später bin ich wieder on the road und fahre 50km weiter, wo ich hinter einer Tankstelle eine prima Unterkunft direkt am Strand finde.

Fr, 05.01.2018 Hostal hinter der Tanke am Strandküche
Morgens nehme ich ein Bad im Meer. Hier treibt viel Holz und etwas Müll im Meer. Nicht ganz so schön. Aber dafür tolle Wellen.
Danach geht’s weiter nach Turbo. Von dort will ich per Boot über die Meeresbucht nach Carpuganá übersetzen, denn dort habe ich mich für vier Tage in der Bahia Lodge eingemietet. Dort gibt es keine Straßen und man zu Fuß nach Panama gehen.
Während der Fahrt überholt mich ein Mopped und grüßt mich. Kurz vor Turbo steht die Straße in Flammen. Sie ist offensichtlich wegen einer Demonstration gesperrt. Der Moppedfahrer, der mich grüßte, steht auch hier und bedeutet mir, ihm zu folgen. Wir versuchen die Straßensperre auf Nebenstrecken zu umfahren und landen auf einem feucht-schlammigen Fußpfad. Eine spannende Strecke. Doch bald versperrt uns hier ein Fluß den Weg und nur auf zwei Planken einer ehemaligen Brücken gehen und fahren die Leute und Moppeds darauf hin und her. Ich habe sorgen mit meinem schweren und dick bepackten Mopped darüber zu fahren. Aber ehe ich mich versehe, sind vier Leute da und packen mein Motorrad und schieben es gemeinsam rüber. Als ich ein Trinkgeld geben will, verweisen alle auf einen Chef der Bande. Scheint organisiert zu sein 😉 Die Stadt hat keinen guten Ruf in Punkto Sicherkeit und kriminalität.
Danach erreiche ich mein Hotel problemlos. Nur die Putzfrau dort freut sich nicht, denn ich muß mit meinen verschlammten Schuhen durchs ganze Hotel. Prima Zimmer und es gibt eine tolle Dachterrasse über dem 4ten Stock mit Blick über die Stadt und das Meer. Ich besorge mir mein Bootsticket und stelle mein Motorrad beim einem ‚Parqueradero‘, einem bewachten Parkservice, unter.
Zu allem Ärger, das mein Ersatzakku der Kamera und das Netzkabel des Ladegerätes gestohlen wurde, klappt auch mein Ladegerät dafür nicht mehr. So konnte ich heute keine Fotos mehr schießen. Da ich sicher bin, in Südamerika kein neues Ladegerät für dies Akkus zu bekommen, beschließe ich das Ladegerät zu öffnen und mal hineinzuschauen. Es ist verklebt und brauche eine Weile bis ich es mit meinem Taschenmesser geöffnet habe. Kaum geöffnet, sehe ich, dass eine Spule lose herumhängt – ein Draht ist ab. Nun macht sich der Lötkolben bezahlt, den ich in Bogota für 3EUR gekauft hatte, um den GPS-Stecker wieder anzulöten. Spule angelötet und verklebt. Dann löte ich auch gleich ein Netzkabel an – dies ‚borge‘ ich mir von einem Fernseher im Hotel aus. *man möge mir verzeihen!*

 

 

 

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