San Blas Inseln
Diese Inseln (365 Stück) sind Teil des autonomen Kuna-Terretoriums ‚Kuna-Yala‘ und werden teilweise von ihnen bewohnt. Die Kuna sind ein indigenes Volk (ca. 25000 Einwohner) und es gibt bei ihnen 49 Kommunities.
Do, 11.01.2018 Bahia Lodge
Starte früh morgens mit Pino als Bootsführer nach Puerto Obaldia in Panama. Brauchen ca. 2 Stunden dorthin. Hier heißt es erstmal Rucksack bei der Polizeikontrolle auspacken. Dann geht es weiter zur Imigration den Einreisestempel holen. Hier wird zum ersten mal auch die Gelbfieber-Impfung verlangt. Zum Glück habe ich eine.
Auf den Flieger warten. In der einmotorigen Maschine sitzen wir zu neunt. Nach der Landung in Panama City scheint die Polizei eine Drogen-Paranoia zu haben: Der Drogenhund muß zigmal alle Gepäckstücke abschnüffeln. Dann ruft die Polizei noch jeden einzeln ins Verhörzimmer und fragt einen aus über das Woher, Wohin und Warum. Dauert über eine Stunde. *nervig* In der Nähe meines Hotels Candora finde ich einen Laden, wo ich ein Schnorchelset kaufen kann. Von den ursprünglichen 45USD kann ich auf 32USD herunterhandeln. Weiter folge ich Lothars Empfehlungen zum Mercadio de Maricos. Hier gibt’s lecker Meeressachen zu essen für kleines Geld. Dann will ich mir die Schleuse ‚Miraflores‘ des Panama-Kanals anschauen. Der erste Taxifahrer will 20USD für die Fahrt haben – ich lehne ab. Kaum 10 Minuten später spricht mich jemand an, ob ich ein Taxi brauche. Er möchte 30USD für Hin und Zurück haben und will auf mich warten. Ausserdem soll das Besucherzentrum Miraflores schon geschlossen sein und ansonsten nochmal 15USD kosten. Er bietet mir an, zu einer anderen Schleuse zufahren die nichts kostet. Junior ist Guide in der Touristinformation und verdient sich noch nebenbei Geld mit dieser Art Service. Wir fahren mir seinem Privatauto und seine arme Frau, die von diesem Glück überrascht wurde, muß einfach mitfahren….
Später bringt mich Junior in die Altstadt. Auch er rät mir hier, meine Kamera nicht offen zu tragen und gibt mir schnell noch eine Plastiktüte mit. Die ALtstadt ist ganz schön. Hier ist vom Kolonialstil noch einiges erhalten geblieben bzw. wird gerade restauriert. Ich besuche die Yogurteria und kaufe mir ein tolles Yogurteis mit Cerealien – 10USD. Später besuche ich die 360°-Rooftopbar. Man fährt mit dem Aufzug direkt hoch auf’s Dach. Dort empfängt einen das vierköpfige Bedienteam vor der Aufzugtür. Es wird coole Lounge-Musik gespielt und man sieht die bunte Skyline von Panama-City. Toller Ausblick. Gut die Getränkepreise sind entsprechend, aber mein Maracuja-Mojito schmeckt auch 1A.
Im Hotel gibt’s gutes Internet zum Blog hochladen. Ich nutze dies und bin bis Nachts um 1h30 daran.
Fr, 12.01.2018 Hotel Candora, Panama City
Bredio holt mich pünktlich um 5h15 am Hotel mit einem fetten Toyota-Jeep ab. Wir sammeln weitere Leute ein bis der Wagen voll ist. Dann geht’s 2 Stunden nach Cartí, einem kleinen Hafen an der Karibikküste. Die Strecke dort hin würde ich zu gerne mit dem Motorrad fahren. Sie geht steil rauf und runter und schlängelt sich in wilden Kurven durch die Hügel. *genial* In Cartí empfängt mich Juan, der Tourorganisator. Er ist selbst Kuna und kommt von der Insel Dubbag und kennt sich bestens aus und hat daher optimale Kontakte. Nur so war für ihn die schnelle Organisation für meine Tour möglich. Wir fahren per Boot zur Insel Icodub. Diese ist wie im Reise-Prospekt, ein Traum. Toller Sandstrand, Palmen, klares Wasser, kaum Wellen und ein Riff zum Schnorcheln.
Sa, 13.01.2018 Insel Icodub
Nachts hat es ordentlich geregnet. Das Zelt ist durchgenäßt. Mir graut vor der langen Bootsfahrt bei diesem Wetter, zumal ich nur T-Shirt trage. Deshalb bastel ich mir schnell noch eine Regenjacke aus einem Müllbeutel. Als ich ins Boot einstege, werde ich neidisch beäugt. Es sitzen nur Kuna im Boot. Schon aussergewöhnlich, abseits des normalen Touristenstroms zu sein und den Alltag der Kunas mitzuerleben.
Sechsstündige Bootsfahrt zur Inseln Icodub. Heftiger Seegang und die kleine Nußschale hat zu kämpfen. Das Boot knallt ständig aus mehreren Metern höhe in die Wellentäler. Ich schätze die Wellen auf 3 bis 5 Meter Höhe auf dem offenen Meer. Erstaunlich, wie lange trotzdem die Boote hier halten. Hätte mich jemand gefragt, ich hätte diese Boote nicht für diesen Seegang tauglich gehalten. So bleibt nur zu vertrauen, dass Ricardo weiss was er tut. Diese Llanchas haben 5 Sitzbänke für 3-4 Personen. Oben ist einen Sonnen- bzw. Regendach gespannt. Regen und Gischt spritzen einen trotzdem heftig nass. Zum Schutz liegen Plastikplanen bereit. Angetrieben werden sie mit zwei kräftigen 75PS-Aussenbordmotoren.
Neben mir sitzt eine Kuna-Familie – Vater, Mutter, Kind und ein Säugling. Sie sind trotz der brutalen Bootsfahrt ganz entspannt und der Säuglich schläft sogar. Der Vater und ich halten während der ganzen Fahrt die Plastikplane hoch, damit wir nicht zu nass werden. Zwischendurch macht der Kaptitän halt vor der Küste – wir sehen wie zwei Jungs am Festland in ihren Einbaum springen und durch die starke Brandung auf’s Meer hinaus zu uns Paddeln. Sie holen von unserem Boot eine Warenlieferung ab. Ganz normal.
So, 14.01.2018 Insel Dubbag oder Bagga Dub
Marco will mir heute morgen die Kommune Dubbag zeigen. Zu Fuß eine halbe Stunde an der Küste entlang. Es regnet immer wieder mal, aber ich beschliesse trotzdem dorthin zu gehen. Habe zwar keine Regensachen, aber eine Tüte für die Kamera. Wir nehmen das Canjuco, den Einbaum, und ich paddele fleißig mit. Ist fast wie Kanu paddeln, nur wackeliger. Als wir in den Ort einlaufen, zeigt uns jemand seinen blanken Hintern am Strand und macht sein Morgengeschäft. Normal hier. Für mich schon etwas gewöhnungsbedürftig, zumal 500m weiter der tolle Badestrand ist. Marco bittet mich, bevor ich Fotos von Leuten mache, diese zuvor zu fragen. Ist für mich selbstverständlich. Manche geben mir zu verstehen, dass sie nicht fotografiert werden wollen. Respektiere ich natürlich. Hier gehen alle Barfuß und die kleineren Kinder laufen nackt herum. Marco zeigt mir erst die Wohnung und Familie von meinem Guide Abdiel. Mehrere strohgeckte Hütten. In der Küchenhütte hängt Abdiel mit zwei seiner Kinder in der Hängematte. Ein freidvolles Bild. Die Kochstelle ist ein Holzfeuer am Boden und der Rauch zieht einfach irgendwie durch das Strohdach. Seine sehr hübsche Frau kommt dazu und zeigt sich interessiert. Hier tragen die Frauen fast alle die Kuna-Tracht: Rotes Kopftuch, bunte Bluse in rot-gelb und Waden und manchmal Unterarme mit rot-gelben Wickeln versehen. Auf Nachfrage darf ich Fotos von der Familie machen. Leider zerstört die Frage die Situation und wird nur ein gestelltes Bild.
Danach besuchen wir Marcos Haus. Sieht ähnlich chaotisch aus. Und das, obwohl er auch schon fünf Jahre in Panama City gelebt hat, und ein ‚moderneres Leben‘ kennt. Aber er hat sich für das Leben hier entschieden.
Die Insel Dubbag hat einen Berg, nicht hoch, liefert aber genügend Trinkwasser für die 300-Einwohner. Sat-TV, Mobiltelefon sind hier auch angekommen. Strom wird hier in jedem Haus per Solarpanel erzeugt und per Autobatterie gespeichert. Abwasser – na ja, wie beschrieben direkt ins Meer. Aber Müll wird hier sorgar in einer richtigen Müllverbrennung an Land entsorgt. Blechdosen und Kunststoffflaschen werden angeblich recycelt.
Zum Mitttagessen gibt es Cambomba, eine große Meeresschnecke. Ich frage den Koch, wo er kochen gelernt hat. Denn das Essen schmeckt bei ihm echt gut und ist raffinierter als sonstwo. Er hat 3 Jahre eine Kochschule in Panama City besucht.
Pünktlich um 13Uhr holt mich Captiän Ricardo mit einem Lancha (Wasser-Bus) ab. Es geht nun eineinhalb Stunden nach Anachucuna. Der Seegang ist wieder heftig und das Boot knallt heute noch brutaler in die Wellentäler.
Anachucuna. Ein Kuna-Dorf am Festland. Touris gibt es hier keine. Gab es vermutlich auch noch nicht oft. Unter den Kunas fühle ich mich sehr exotisch. Es wird ein spannender Tag bzw. Nacht in einem Dorf der Kuna’s. Manche sprechen mich neugierig an, andere gehen mir lieber aus dem Weg. Raulito zeigt mir meine Unterkunft. Die Familie hat ein Zimmer im Obergeschoss für mich freigeräumt. Es ist das einzige gemauerte Gebäude hier und hat zwei Etagen. Alle anderen Gebäude sind offene Strohgedeckte Hütten. Die einfache Holztreppe nach oben ist fast nicht für mein Gewicht gemacht und ich erklimme sie sehr vorsichtig. Bett ist prima – drumherum ist Chaos. Ich habe noch den Apell einer guten Freundin in den Ohren: „verlass doch mal deine Komfortzone!“. Das tue ich gerade. Raulito zeigt mir das Badezimmer – dazu gehen wir zu einer anderen Hütte an der Küste. Die Dusche ist ein Wasserfass mit Schöpfbecher – ok. Das Klo – hier bin ich jenseits von Porzellanschüssel und Klopapier angekommen. Es ist ein Bretterverschlag, welcher auf Pfählen über dem Meer steht. Ich muß aufpassen, dass ich auf den glitschigen Brettern nicht ausrutsche. Durch die Klobrille, welche auf einem alten Bierkasten geschraubt ist, sehe ich das Meer. Klopapier wird hier nicht verwendet – man macht sich hier auf arabische Art den Hintern sauber. Meinen nächsten Klobesuch verschiebe ich auf Morgen, wenn ich wieder zurück in der Bahia Lodge bin.
Bei meinem Spaziergang an der Küste komme ich mit Serferin, einem jungen Mann, ins Gespräch. Auch für die Kuna’s ist spanisch eine Fremdsprache, denn sie haben ihre eigene. So bin ich erstaunt, wie gut unsere Unterhaltung mit meinem Basic-Spanisch klappt. Wir stehen bestimmt über eine Stunde dort und erzählen wie wir leben. Er und seine Familie leben von der Landwirtschaft. Aber er träumt davon nach Panama-City zu gehen und etwas mit Tourismus zu machen. Kann ich mir gut vorstellen.
Abends bringt mir eine junge Kuna-Frau mein Abendessen aufs Zimmer. Hühnerkeule mit Reis und fritierten Bananenscheiben. Einfach aber schmeckt gut.
Mo, 15.01.2018 Anachucuna
Morgens um 8Uhr kommt Captain Ricardo wieder und fährt nach Puerto Obaldia, wo ich meine Ausreiseformalitäten auf kolumbianischer Seite erledigen muß. Danach setzt er mich in Capurganá ab. Hier wieder die Einreise erledigen, Mittagessen und weiter mit einem kleinen Boot nach El Aguacate zur Bahia Lodge. Es ist fast schon wie nach Hause kommen. Aber hier passiert beinnahe der Supergau. Beim Aussteigen aus dem Boot am Kai, purzelt mein Rucksack, welcher schon oben auf dem Kai stand, die Stufen runter ins Wasser. Zum Schutz vor Nässe hatte ich ihn in einen Müllsack gesteckt. Der Bootsführer greift geistesgegenwärting nach dem Rucksack und der Sack reißt auf. Der Rucksack droht herauszufallen. Blitzschnell greife ich nach unten und erwische zum Glück noch den Rucksackträger und kann ihn gerade rechtzeitig bergen. *puuuhhh*
Beinahe hatte dies 4000EUR Elektronikschrott gegeben. Laptop und Kameraausrüstung wären darin.
Di, 16.01.2018 Bahia Lodge
Lothar hat für mich das Boot nach Turbo für 8Uhr gebucht. Leider können wir uns nicht verabschieden – seine Tochter hat ihn noch im Beschlag. Aber von Ibeth kann ich mich herzlich verabschieden. Es war eine grandiose Zeit dort und auf der Tour. Wir sehen uns wieder! Ich denke, ich darf es schon Freundschaft nennen…
In Turbo angekommen hole ich gleich mein Motorrad und meine Sachen im Hotel ab. Alles noch da. Ich sattel auf und starte nach Medellin.
Unterwegs halte ich an einer Fruteria um mir noch einen frischen Fruchtsaft zu kaufen. Da spricht mich der Chef Luis auf deutsch an. Wir setzen uns zusammen und erzählen. Luis hat 3 Jahre in Deutschland Deutsch studiert. Dementsprechend gut ist sein Deutsch. Er freut sich, dass er es mal wieder anwenden kann, denn viele deutsche Touristen kommen in diesem kleinen Kaff Mutatá nicht vorbei. Aber er hat es in Deutschland mit Klima und Mentalität nicht ausgehalten. Wir verabschieden uns herzlich und nun führt die Straße in die Berge. Sehr schöne Strecke. Auf halber Strecke nach Uramita komme ich in heftigen Regen. Ich suche mir ein Zimmer. Kostet hier auf dem Land 18000COP=5EUR und ist tipp-topp.
… wieso gewöhnungsbedürftig ? Wie im Barragem do Roxo … ☺♥