Der letzte Tropfen

Puerto Aysén/Coyhaique17.2. Kurz vor Puerto Aysén werden wir von einer weiteren Straßenblockade aufgehalten. Wieder brennende Reifen. Wir sprechen mit dem freundlichen Streikführer:  Die Regierung soll für eine bessere Schulbildung, bessere Gesundheitsversorgung, niedrigere Preise für Treibstoffe, Brennholz und Nahrung sorgen. Die Proteste werden 2-3 Tage mehr oder vielleicht noch eine Woche andauern. Die Weiterfahrt zum Hafen und unsere Katamarantour können wir abhaken. Wegen dieser Proteste und Blockaden ist nun auch der Sprit in der Region knapp. Wir haben schon 2 von 3 Kanistern in den Tank gekippt…In der Provinzhauptstadt, soll es noch Diesel geben! Auch in der größten Stadt der Region, Coyhaique, gibt es Blockaden. Schock! Bei der Suche nach einer Tankstelle stoßen wir auf eine Autoschlange, die sich wie eine Spirale mehrmals um die Plaza windet – wir reihen uns ein. Vergebens. Plötzlich geht es vorwärts, die Schlange löst sich auf, der letzte Tropfen wurde in den Tank gefüllt – nur nicht in unseren. Das war´s dann wohl. Was nun? Polizei und Touristikbüro gehen davon aus, dass erst am Montag – überübermorgen – oder sogar erst Dienstag Nachschub aus Puerto Chaccabucco/Puerto Aysén durchkommt. Wir sind frustriert, besonders toll ist es hier nicht. Außerdem regnet es ohne Unterlass. Was könnten wir unternehmen? Im Kino Shrek auf Spanisch, Rad mieten, in den Nationalpark, in die Bücherei, ins Café oder Holzskulpturen der Huelche-Indianer angucken. Gähn. Wir holen erstmal Geld – Pleite waren wir nämlich auch – kaufen ein und fahren an den Stadtrand zum Schlafen. 18.2. Samstag 10 – 18 Uhr. Wir überlegen hin und her. Sollen wir nach Speditionen fragen, viel Geld für deren gebunkerten Diesel anbieten? Bauern fragen? Erst mal suchen wir eine Werkstatt, weil Ralf sich inzwischen große Sorgen wegen der Rad-Geräusche macht. In einer Ersatzteilhandlung fragen wir, wer Mercedes reparieren könnte – eine Werkstatt gleich um die Ecke, gelbes Haus. Auf einer ungeteerten Piste mit Bürgersteig und Wohnbaracken ist die Art von improvisierter Werkstatt, die selbst den tapfersten deutschen Recken erbleichen lässt. Der Sprinter wird am Straßenrand auf ein Stück Holz gebockt, Werkzeug und Teile liegen auf dem Boden, streunende Hunde kommen neugierig gucken. Ralf reinigt erst mal die Muttern, die Ricardo, der Mechaniker, kurzerhand in den Dreck geschmissen hatte. Er hat die Radaufhängung und Radnabe schnell ausgebaut und zerlegt: Der Lagersitz ist eingelaufen und das Lager hat Spiel. In der heimatlichen Mercedes-Fachwerkstatt haben sie das Problem trotz zweimaligem Lagertausch und konkretem Hinweis nicht erkannt. Pappnasen! Leider hat der Ersatzteilladen nichts Passendes vorrätig, aber in drei weiteren drei Läden in der Stadt kommen alle Teile zusammen, viel günstiger als zuhause. Dann ist Mittagspause. Später schweißt die Nachbarwerkstatt Material auf die Radnabe und dreht den Lagersitz auf Maß. Ricardo schraubt fertig, das Auto fährt wieder.

19.2. Wieder eine Riesenschlange in der Stadt, einige Leute stehen schon die ganze Nacht an. Sollen wir uns anstellen? Kann den ganzen Tag dauern…Wir bekommen einen Tipp, fahren zu einer Tanke nah bei,  wieder nix. Sprit nur für Notfälle! Ralf saugt den Tankwart an, weil wir ja schließlich Not haben. Wir sollen warten, bis der Chef kommt (2,5 Std.). Inzwischen hat sich die Schlange um den ganzen Block gewunden und läuft vor „unserer“ Tanke her. Nachdem wir 4,5Std. ohne Erfolg auf den Chef gewartet haben, reihen wir uns doch in die Schlange ein. Eine Stunde später stehen wir an der Säule – zitter – bibber – reicht’s für unseren Tank noch? Wir haben Glück und bekommen zumindest 30L – mehr gibt es für niemanden! So kommen wir zumindest nach Argentinien.…Gespräch mit dem Blockadeführer

…Fach-Werkstatt

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