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Der letzte Tropfen

Puerto Aysén/Coyhaique17.2. Kurz vor Puerto Aysén werden wir von einer weiteren Straßenblockade aufgehalten. Wieder brennende Reifen. Wir sprechen mit dem freundlichen Streikführer:  Die Regierung soll für eine bessere Schulbildung, bessere Gesundheitsversorgung, niedrigere Preise für Treibstoffe, Brennholz und Nahrung sorgen. Die Proteste werden 2-3 Tage mehr oder vielleicht noch eine Woche andauern. Die Weiterfahrt zum Hafen und unsere Katamarantour können wir abhaken. Wegen dieser Proteste und Blockaden ist nun auch der Sprit in der Region knapp. Wir haben schon 2 von 3 Kanistern in den Tank gekippt…In der Provinzhauptstadt, soll es noch Diesel geben! Auch in der größten Stadt der Region, Coyhaique, gibt es Blockaden. Schock! Bei der Suche nach einer Tankstelle stoßen wir auf eine Autoschlange, die sich wie eine Spirale mehrmals um die Plaza windet – wir reihen uns ein. Vergebens. Plötzlich geht es vorwärts, die Schlange löst sich auf, der letzte Tropfen wurde in den Tank gefüllt – nur nicht in unseren. Das war´s dann wohl. Was nun? Polizei und Touristikbüro gehen davon aus, dass erst am Montag – überübermorgen – oder sogar erst Dienstag Nachschub aus Puerto Chaccabucco/Puerto Aysén durchkommt. Wir sind frustriert, besonders toll ist es hier nicht. Außerdem regnet es ohne Unterlass. Was könnten wir unternehmen? Im Kino Shrek auf Spanisch, Rad mieten, in den Nationalpark, in die Bücherei, ins Café oder Holzskulpturen der Huelche-Indianer angucken. Gähn. Wir holen erstmal Geld – Pleite waren wir nämlich auch – kaufen ein und fahren an den Stadtrand zum Schlafen. 18.2. Samstag 10 – 18 Uhr. Wir überlegen hin und her. Sollen wir nach Speditionen fragen, viel Geld für deren gebunkerten Diesel anbieten? Bauern fragen? Erst mal suchen wir eine Werkstatt, weil Ralf sich inzwischen große Sorgen wegen der Rad-Geräusche macht. In einer Ersatzteilhandlung fragen wir, wer Mercedes reparieren könnte – eine Werkstatt gleich um die Ecke, gelbes Haus. Auf einer ungeteerten Piste mit Bürgersteig und Wohnbaracken ist die Art von improvisierter Werkstatt, die selbst den tapfersten deutschen Recken erbleichen lässt. Der Sprinter wird am Straßenrand auf ein Stück Holz gebockt, Werkzeug und Teile liegen auf dem Boden, streunende Hunde kommen neugierig gucken. Ralf reinigt erst mal die Muttern, die Ricardo, der Mechaniker, kurzerhand in den Dreck geschmissen hatte. Er hat die Radaufhängung und Radnabe schnell ausgebaut und zerlegt: Der Lagersitz ist eingelaufen und das Lager hat Spiel. In der heimatlichen Mercedes-Fachwerkstatt haben sie das Problem trotz zweimaligem Lagertausch und konkretem Hinweis nicht erkannt. Pappnasen! Leider hat der Ersatzteilladen nichts Passendes vorrätig, aber in drei weiteren drei Läden in der Stadt kommen alle Teile zusammen, viel günstiger als zuhause. Dann ist Mittagspause. Später schweißt die Nachbarwerkstatt Material auf die Radnabe und dreht den Lagersitz auf Maß. Ricardo schraubt fertig, das Auto fährt wieder.

19.2. Wieder eine Riesenschlange in der Stadt, einige Leute stehen schon die ganze Nacht an. Sollen wir uns anstellen? Kann den ganzen Tag dauern…Wir bekommen einen Tipp, fahren zu einer Tanke nah bei,  wieder nix. Sprit nur für Notfälle! Ralf saugt den Tankwart an, weil wir ja schließlich Not haben. Wir sollen warten, bis der Chef kommt (2,5 Std.). Inzwischen hat sich die Schlange um den ganzen Block gewunden und läuft vor „unserer“ Tanke her. Nachdem wir 4,5Std. ohne Erfolg auf den Chef gewartet haben, reihen wir uns doch in die Schlange ein. Eine Stunde später stehen wir an der Säule – zitter – bibber – reicht’s für unseren Tank noch? Wir haben Glück und bekommen zumindest 30L – mehr gibt es für niemanden! So kommen wir zumindest nach Argentinien.…Gespräch mit dem Blockadeführer

…Fach-Werkstatt

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Vulkan-Fallout

1.2. – 4.2. Fjord/Puerto Montt/Osorno/NP Puyehue

1.2. In Puerto Montt erfahren wir, dass eine Fähre nach Süden erst am 17.02. möglich wäre! Bleibt somit nur die Strecke über die Grenze und auf argentinischer Seite abwärts. Über Osorno und Entre Lagos peilen wir NP Puyehue an.  Stopp am See – die Wasseroberfläche ist dicht mit schwimmenden Steinkügelchen?! Lavaschlacke vom Vulkan!?

2.2. Nationalpark Puyehue. Über dem Vulkan steht eine dicke Aschewolke und der Fluss ist grau von Asche. Wir erwandern uns mal wieder Wasserfälle. Im Wald wachsen Riesenbäume und Schlingpflanzen mit knallroten Blüten, im Gebüsch flattern braungrüne Kolibris.Grenzüberquerung –  eine Landschaft wie aus einem Gruselfilm.  Baumskelette, tote Landschaft, meterdick Asche an der Fahrbahn. Seen und Flüsse dicht mit Lavakügelchen bedeckt;  graues, aufgepufftes Zeug wie aus Hydrokultur-Töpfen. Hier war mal ein sehr schöner Naturpark bis Vulkan Puyehue vor etwa einem Jahr ausgebrochen ist. Noch immer spuckt er Rauch und feine Asche, die den Himmel verdüstert. Der größte Fallout ist auf der argentinischen Seite niedergegangen und hat die Touristikbranche lahmgelegt. Die Asche wird von Dächern und Weideflächen, Gärten und Straßen gekehrt und in Schluchten und auf Parkplätze gekippt. Aber jede Brise wirbelt den Staub wieder auf – schrecklich. Am Grenzübergang hängen noch etliche Warnhinweise und Verhaltensregeln und die Straßen werden ständig gewässert. In Villa Angostura ist noch so viel Asche in der Luft, die Landschaft noch so stark beeinträchtigt, dass wir weiterfahren. In San Carlos de Bariloche ist nichts mehr vom Vulkanausbruch zu sehen. Wir trödeln ein bisschen herum und fahren – leider schon im Dunkeln – Richtung El Bolsón, einen Schlafplatz am See suchen. Dank Ralfs HundertMeterFlutlichtStirnlampe sehen wir zumindest, dass wir nirgendwo einbiegen können – Zäune, Tore, Stachelgebüsch. Nach 1,5 Stunden Suche bleiben wir an einem Bootssteg und haben das Brausen der Straße noch lange in den Ohren.

3.2. Unser Erkundungsspaziergang am Seeufer führt uns an einen einsamen Sandstrand mit Resten eines Bootsstegs. Um in das glasklare Wasser zu gelangen, müssen wir erst mal einen höllisch kalten Zufluss durchschwimmen. Viele Gebiete dieser Region werden von Mapuche-Indianern verwaltet. So auch ein ursprünglicher Natur-Campingplatz, der am hinteren Seeufer liegt.

4.2. Naturpark Nahuel Huapi, abends am Bauernhof-Campingplatz im NP, unmittelbar am Lago Steffen. Grüne Wiesen, riesige alte Bäume, dazwischen Hühner, Rindviecher, Wildvögel, ländliche Idylle. Ein Bad im kühlen See, während es regnet. Dann die erste heiße Dusche seit 5 Wochen!! Dazu wird zweimal täglich der Holzofen angeheizt.

…Vulkan Osorno zeigt seinen Kopf 

…See  der schwimmenden Steine

…Vulkan Puyehue beim Asche spucken 

…Winterlandschaft mit Dauerschnee

…Mapuche-See

…Seen zwischen Bariloche und El Bolsón

Termas Petrohue

29.1. -31.1. Küste Corral/ Lago Llanquihue/Las Cascadas und Bernstein-Uwe/Termas Petrohue

Im Internet-Cafe in Las Cascadas checken wir Fährverbindungen nach Süden. Unser Anruf bei der Fährgesellschaft ernüchtert uns – auf der Strecke Hornopirén-Chaiten ist erst in 12 Tagen ein Platz frei! Bernstein-Uwe taucht auf und lädt uns zu seiner Blockhaus-Baustelle am See ein. Immer der Friesenfahne nach! So verbringen wir den Abend dort mit Bierchen und Chips und genießen, einfach mal wieder deutsch zu schnacken.Über einen Umweg am Fjord entlang  finden wir zufällig die Termas Petrohue. Abenteuerlich:  Parken an einem abgelegenen Hof, kleiner Pfad steil abwärts zum Fluß, Übersetzen mit einem Boot, über Stock und Stein zu der Natur-Therme. Ein dampfendes Loch im Uferbereich. Der Himmel wolkenverhangen, leichter Regen. In der Therme ungefähr 15 Chilenen, gedrängt wie die Ölsardinen. Grrr. Wir nehmen die zweite, sehr viel kleinere Therme, in der gerade mal 50 cm Wasser stehen, lauwarm nur. Nach wenigen Minuten der trauten Zweisamkeit gesellt sich eine Familie – 6 Personen – zu uns. In unserem kleinen Tümpel wird es jetzt sehr kuschelig. Wir sind ein bisschen irritiert, schließlich trägt hier keiner mehr als sein Badezeug und gelegentlicher Hautkontakt mit dem Nachbarn ist unvermeidlich. Die Leute sind aber so locker und nett, dass wir unsere Scheu überwinden und später sogar alle zusammen im größeren Tümpel sitzen. Das Wasser ist schön warm, in einer Ecke sogar richtig heiß, die Füße sehen aus wie Pellkartoffeln. Die Frauen schmieren sich den Schlamm, Fango, ins Gesicht. Soll gut für die Haut sein. Nach der Rückmarsch, einer gemeinsamen Empanada und vielen Abschiedsküsschen machen wir uns auf den Weg, immer am Fjord entlang. Es ist stockdunkel, als wir irgendwo hinter Cochamó an einer Brücke übernachten. 

Am nächsten Tag vorbei an Lachsfarmen und mit der Fähre nach Puerto Montt. Gelegentlich sehen wir Delfine.

Bernstein-Uwe

…Bernstein-Uwe’s Blockhaus

…Salto Las Cascadas

…Flussüberfahrt zu den Termen

…Adan’s Familie

…Delfine

…Cochamó

Im Zick-Zack zur Küste

25.1.-29.1. Valdivia + KüsteÜber Lagos nach Valdivia, einer großen, im Kern ziemlich modernen Stadt. Morgens geben wir erst mal einen Riesenberg Wäsche auf, kaufen dann einen frischen Luftfilter und ich kann Ralf zu ein paar Stunden Stadttrubel überreden. Der Fischmarkt ist echt klasse: Direkt am Fluss, der in einen Fjord übergeht. Die Händler filetieren die Fische und werfen die Abfälle einfach hinter sich, wo schon Robben, Kormorane, Geier und Möwen das Maul aufsperren. Vollgefressen erholt man sich mit vollem Bauch auf Pontons in der Sonne. Außer Fischen gibt es bündelweise getrocknete Algen zu kaufen, Früchte, rosa Zuckerwatte und Medizinal-Tees, die gegen alles helfen.  Zum Beispiel „Formula 26“ gegen Kopfschmerzen, Osteoporose, Halsentzündung, Durchfall; oder „Té Anti-Alcoholismo“. Hinter den Ständen kochen die Händler Tee auf Holzkohle in kleinen Metallkästchen. Für hiesige Verhältnisse ist die Stadt groß und hat sogar eine Uni. Neben klassizistischen Häusern (aus Holz!) stehen moderne Prunkbauten und Jugendstilvillen, Betonklötze neben Holzhäusern und Blechbarracken. In den Straßen verwirrende Knäuel von elektrischen Leitungen, unglaublich viele Taxis und Busse, gelegentlich auch noch Pferde- und Ochsenkarren. Mit Vorräten beladen fahren wir aus der Stadt heraus, die Küste nordwärts. Romantische kleine Fischerdörfchen, bunte Holzboote. An der Steilküste immer wieder kleine Sandbuchten, abwechselnd mit felsigen Klippen. Wieder so ein ganz besonderer Übernachtungsplatz, oben auf der Klippe, mit Blick über mehrere Buchten.26.1. – 29.1. ValdiviaDen Vormittag verbringen wir in Valdivia. Auf dem Weg zur Fähre  winkt uns  der aufblasbare Braumeister Kunstmann heran,  ich kaufe ihm schnell ein paar Bierchen ab. Dann setzen wir auf die andere Fjordseite nach Corral über. Ralf nutzt die Ausgucksplattform der Fähre, um endlich die Solarzelle zu putzen.Zwischenstopp mit Dünenwanderung am Flussdelta.Loberia: Mit bunten Plastikfähnchen markiert taucht plötzlich ein Bauernhaus mit Werbetafel „Robben-Kolonie“ vor uns auf. Hier fördert der Staat bettelarme Bauernfamilien wie die von Patricia. Man kann Getränke kaufen, handgemachte Souvenirs, kann campen und die Robben beobachten. Die Robben sieht man erst mal nicht, riecht sie aber SEHR deutlich. Nach einiger Kletterei über glitschige Felsen kommen wir nah genug ran an die faule Bande. Die fetten Biester liegen unter- und übereinander auf den sonnengewärmten Felsen, ab und an robbt mal ein Jungspund über die Senioren weg und wird angegrunzt, der Patriarch zeigt seine Plauze und wackelt mit den Flossen. Patricia hat sehr jung geheiratet und lebt seit 14 Jahren mit ihrem Mann, der hier geboren wurde. Sie hat keine Ahnung, wo Deutschland liegt und kann kaum glauben, dass da jetzt Schnee liegt (Wir eigentlich auch nicht). Sie freut sich ein Bein ab, ausländische Touristen hier zu haben und wir sollen allen Bekannten von ihrer Loberia erzählen, dazu bekommen wir zwei Hochglanz-Flugblätter geschenkt. Für manche Bauern hier sind die wenigen Pesos der Touristen die einzigen Einnahmequellen. Manchmal wird noch Brennholz verkauft, manchmal Käse. Entsprechend ärmlich ist das Leben. Die Häuser sehen aus wie Slum-Baracken, Improvisation beherrscht das Leben, alles wird verwertet.

Die nächsten zwei Tage bleiben wir auf dem Campingplatz von Freundin Emilia.

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Schlenker durch Argentinien

22.1.-25.1. Naturreservat Lanin/Pass Mamuil Malal ch-arg/ Junin de los Andes/Lago Huechulafquenago/San Martin de Los Andes/Lago Lacar/Pass Huahum arg-ch/Fähre Lago Pirehuelco/ Salto del Huilo Huilo/PanguipulliNachmittags

22.1.Vom Reservat Villarica über Currarehue Richtung Grenzübergang:  Naturreservat Lanin.  Die Piste streift einen See,  hier bleiben wir über Nacht. Ein Spaziergang am Ufer lehrt uns das Gruseln: Alle paar Meter dicke, tote Fische. In DEM See möchten wir kein Entspannungsbad nehmen. Nachts kommt ein kleines Gewitterchen auf und es regnet zum ersten Mal.

23.1. Hier gibt es Wanderwege, eine Besonderheit. Das muss man ausnutzen! Mittags fahren wir über den Grenzpass Mamuil Malal. Der Zöllner trägt sehr langes, kastanienbraun gelocktes Haar und eine dunkle Sonnenbrille. Am Computer! Der anscheinend nicht richtig funktioniert, denn nach einer halben Stunde zieht der junge Mann Kopien von unseren Papieren und gibt auf. Wir sind jetzt in Argentinien. Ein bisschen enttäuscht – die haben uns gar nicht gefilzt, wir haben die Frisch-Vorräte ganz umsonst komplett aufgefuttert! Grenzstationen bestehen hier immer aus Polizei, Zoll und der SAG, einer Agrar-Kontrolle. Wegen Fruchtfliegen und anderen, kaum nachvollziehbaren Gefahren dürfen keine frischen Produkte eingeführt werden. Den Tag über fahren wir in der Gegend herum,  kaufen Fleischklumpen und Alkohol in Junin de los Andes und campen am Lago Huechulafquen. Ein heftiger Wind bläst, der Himmel ist düster und es ist kalt. Das wird nichts mit dem Grillfeuerchen… Beim Wasserholen am Seeufer rutsche ich auch noch aus und lande gestiefelt und gespornt im Wasser. Grmpf.

24.1. Über San Martin de los Andes an den Lago Lacar. Scharfkantiges rotbraunes Felsufer, kristallklares  grün leuchtendes Wasser, herrlich zum  Schwimmen! Anschließend ein Feuerchen, gegrilltes Lomo, kühles Bier – uns geht´s gut. Nachmittags Staubpiste zum Pass Huahum.  Wir scherzen mit den Zöllnern, werden um eine Tomate und das Studentenfutter erleichtert und fahren abends mit der Fähre über den langen Lago Pirehuelco.

25.1. Salto del Huilo Huilo/PanguipulliÜbernachtung im Gebüsch – es war schon dunkel, als die Fähre angekommen ist. Morgens auf der Weiterfahrt zum Salto del Huilo Huilo haben wir gute Sicht auf einen weiteren schneebedeckten Vulkan. Am Salto staunt Ralf über den „Freizeitpark“ – 12 Jahre zuvor hatte hier ein Bäuerchen für ein paar Pesos Salto-Besichtigung und Parken angeboten. Inzwischen sind botanische Lehrpfade, Wege und Treppen zu den Wasserfällen angelegt, Baumstamm-Häuser mit Restaurants und Verkauf gebaut, Rafting-Touren, Reiten, Canopy usw. werden angeboten. Später am Tag folgt mal wieder eine Offroad-Abkürzung, die im Schlamm endet. Abends finden wir einen See kurz vor Panguipulli, gehen schön schwimmen, bauen alles auf – und bekommen wieder Gesellschaft von einer chilenischen Großfamilie. Flucht! Das Seeufer ist noch lang, die Partymusik hören wir zum Glück nur noch leise herüberschallen. 

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Nationalpark Villarica

21.+22.1. Naturreservat Villarica

21.1. Naturreservat Villarica. Hier landen wir mehr oder weniger zufällig. Es wird langsam Abend und wir halten nach einem Schlafplatz Ausschau. Die Piste wird immer abenteuerlicher, deshalb wandern wir vorsichtshalber erst mal zu Fuß weiter. Der Weg ist sehr schmal, tiefe Löcher und Rinnen, dazwischen fette Felsbrocken. Wir treffen auf  eine schöne Lichtung, tiptop für die Übernachtung.  Als wir das Auto geholt haben, glüht der Himmel, dann wird es rasch dunkel. Wir sitzen gemütlich am Campingtischchen bei Kerzenschein. Ein Geräusch. Es raschelt und kracht im Gebüsch! Ich denke an Tollwut, an Wildschwein, an Lebensgefahr…Ralf nimmt ganz cool seine neue Superstirnlampe mit 100 m-Ausleuchtung, setzt ein paar Kühe unter Flutlicht und gibt Entwarnung.

22.1. Mein Geburtstag! Heute bin ich der Bestimmer. Ralf will sogar Frühstück machen, das dauert mir aber zu lange, mache ich lieber selber. Ob wir es wohl schaffen, den Park zu durchqueren? Der Parkwächter warnt uns vor dem Weg, der „sehr, sehr schlecht“ sei. Wir wollen ihn deshalb zu Fuß erkunden. Noch sind wir sehr zuversichtlich: Der Sprinter ist schließlich  gut ausgerüstet mit 4×4 und Untersetzungsgetriebe. Aber DIESER Weg ist too much, das muss sogar Ralf einsehen – allerdings mit Tränen in den Augen.Am Wegesrand naschen wir wilde Erdbeeren, die nicht rot, sondern nur rosa werden und auch nicht das gewohnte Aroma haben – aber immerhin, Erdbeeren! Im Wald wohnen Spechte, die hier „Schreiner“ heißen. Die Mädels komplett schwarz befiedert, der Macho (Pájero  carpintero  macho) mit knallrotem Kopf. Riesenviecher. Machen Lärm wie menschliche Waldarbeiter!Langsam erwachen Chiles Off-Road-Fans: Motocrosser, Quadfahrer  und das Schärfste – wir sind schwer beeindruckt:  Ein Autotrio. Ein Allrad vorneweg, am Abschleppseil eine Durchschnitts-Familienkutsche, dann ein Pick-Up. Alle voll besetzt, im Pick-Up auch auf der Ladefläche.  Die ziehen die vollbeladene Familienkutsche! Unglaublich! Diesen Weg hoch – das kann nie und nimmer klappen! Sensationslüstern überlegen wir, ob wir den Verrückten folgen. Tun es aber doch nicht, weil der Pistenstaub wirklich  abartig ist.Auf dem Rückweg gabeln wir zwei Burschen auf, Mario und Ariano aus Santiago (27 J.), mit 20 Kg-Rucksäcken und hungrig wie die Löwen. Ariano schwerverletzt – die Füße voller Pflaster vom ungewohnten Wandern mit billigen Wanderschuhen. Da kommt es gerade recht, dass wir unsere frischen Vorräte vernichten müssen, denn über die Grenze nach Argentinien dürfen weder die Himbeeren  noch das andere gute Futter. Als Dank bekomme ich ein Ständchen und die Jungs machen den Abwasch. Was will man mehr! Nachmittags poltern wir zu viert die Piste Richtung  Zivilisation, packen unterwegs noch zwei Brasilianer ein, Bekannte von „unseren“ Jungs. Langsam wird´s eng, fröhlich und immer lauter  im Fond. Die Jungs steigen an der Straße nach Pucón aus, von jedem einzelnen bekomme ich ein Abschiedsküsschen, hmmm! Und die Jungs von mir zwei Zitronen, eine halbe Knobi und eine verschrumpelte rote Beete, worüber sie sich sehr freuen! 

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…Specht

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Seen und Flüsse

18.1. – 21.1. NP Conguillio/Lago Colico18.01. Zurück über Collipulli Richtung Süden, immer mit Blick auf den verschneiten Gipfel des Vulkans Llaima, der 2008 ausgebrochen war.  19.01. Nationalpark Conguillio. Wir umwandern eine tolle Lagune mit riesigen alten Bäumen und Schilf-Dickicht, überall gelborange Inkalilien, Fuchsien, Eidechsen und Entenviecher. Alles ist saftig grün, die Luft ist lind und ein weicher Wind weht. Im See baden, mit sagenhaftem Blick auf die schneebedecken Berge ringsherum. Zwischendurch ein paar Pisten durch Lavafelder, ein Paradies für Crosser und Quadfahrer. Wir denken an Familie Schwarz! Riesen-Araukarien, unterwachsen mit feinem Bambus, an den Wegrändern Schlingpflanzen mit riesigen rosa und orangen Blüten. Eine Wanderung bei tollem Abendlicht zum Wildfluss Truful Truful mit gleichnamigem Wasserfall. Traumschön!Übernachten darf man im NP nur auf Campingplätzen, wir fahren deshalb raus und finden einen weiteren Wasserfall des Truful Truful, die allgegenwärtigen Angler verschwinden mit einbrechender Dunkelheit und wir haben alles exklusiv für uns!  

20.01. Frühstück mit Blick auf den Wasserfall. Über Melipeuco  zum großen Lago Colico. Eine vielbefahrene Schotterpiste staubt um den Lago herum, alle Seezugänge sind längst blockiert von Campingplätzen oder Besiedlung. Nach etlichen Kilometern endlich eine geröllige, steile Zufahrt – Ralf traut sich, es gelingt. Schönes Wellen-Plitsch-Platsch zwischen den Steinbrocken, Kieselstrand, Sonnenschein, nackig schwimmen. Wir waschen uns gegenseitig die Haare, Ralf bekommt einen schicken Haarschnitt. Der Tag vergeht schnell…

…Vulkan Llaima

…Blick über die Lagune

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Termas Pemehue

17.1.2012 Di: Weiter zu den Thermas Pemehue. Diesmal nur wenige Laster und Autos, morgens ist es auch kühler. Bei den Thermas begrüsst uns ein netter Mann, der mal für zwei Wochen in Deutschland war. Er arbeitet für den Fundo des Grafen Hohenlohe, zu dem auch die Thermen gehören. Wir erfahren jede Menge über die Thermen, Land und Leute und stellen alle Fragen, die uns in den letzten Wochen in den Sinn gekommen sind. Diese Mann spricht nahezu Castellano, so dass wir ihn ganz gut verstehen können. Auch relativ langsam, was der Latino an sich nicht gerne tut. Zu seiner großen Freude beherrscht er einige wenige deutsche Wörter, die gelegentlich in seinen Sätzen auftauchen und uns ziemlich verwirren. Wooha=Woche, Walda=Wälder, allerdings: Bier!! dieses Wort kam fehler- und akzentfrei. Deutsch Bier! Gutt!  

…Piste 

Die Thermas sind nur warm und nicht sehr ergiebig, aber es reicht für einen kleinen Swimmung Pool, ein Natursteinbecken (Pozo), leider mit Hütte drumherum (weil auch im Winter Leidende kommen und es so wärmer haben) und das Schärfste: Eine lange, schmale Hütte mit Betonböden und Wellblechdach, darin 8 Einzelkabinen, in jede passt gerade eine etwas rostige Badewanne. Fröhlich dreht unser Freund den Hahn auf und ermuntert uns, mal zu fühlen. Nach ein paar Minuten kommt warmes, schwefeliges Wasser und erfüllt die Bergluft mit einem Hauch von Furz. Echt scharf!

…Pozo im Häuschen

…abends bei Kerzenlicht im Pozo 

Wir bleiben auf dem Campingplatz, der dazugehört, wandern durch den Fluss, weil es sonst keine Wanderwege gibt, finden am Ufer einen Baum mit kleinen, süßen, vollreifen Kirschen. Wir lernen Tochter Elizabeta kennen, die uns Fleisch zum Grillen mitbringt und echt nett ist.  Ein Feuerchen mit Fleisch und Stockbrot erfreut vor allem Ralf, wir bekommen gebratene, frischgeangelte Forellen von anderen Campern geschenkt. Im Dunkeln sitzen wir mit Kerzen im Pozo, genießen die Stille und Zweisamkeit.
Wummpa, wummpa. Es wird Nacht, Chile erwacht. Die nette Großfamilie (die mit den Forellen) kommt in Fahrt. Das Feuer lodert, die Fischlein bruzzeln, der Kassettenrecorder wummert. Aber sie sind ganz lieb und machen uns zuliebe leise und auch nicht mehr sehr lange.
…Sanitärhaus

Grün und Blau

13.01.- 16.1. Siete Tazas/Stausee Vilches/Rio Melado/Rio Itata/Rio Malleco
13.1. NP 7 Tazas
Tagesziel Nationalpark ‚Siete Tazas‘, benannt nach sieben kleinen Wasserfällen mit türkisfarbenen Tosbecken (Tassen), die wie bei einem kitschigen Tischbrunnen einer unter dem anderen liegen. Die hohen Wasserfälle Velo de la Novia und Salto la Leona, in dessen eiskalten Wassern wir baden. Abends enddecken wir außerhalb des NP einen weiteren kleinen, namenlosen Wasserfall, wo wir übernachten und ein privates Bad nehmen können. Doch der Chilene sucht Gesellschafft – so bleiben wir nicht allein an unserem schönen Platz.

…sieben Tassen

…Salto La Leona 

14.1. Piste nach Vilches (Stausee), Piste nach El Salto und Melado (Tunel)
Ralf entdeckt mal wieder eine Abkürzung durch die  Berge, die letztendlich doch auf halber Strecke gesperrt ist. Auf der Rückfahrt lockt ein schöner Platz am breiten Rio Melado mit Sandstrand-Ufer. Leider mit sehr weichem Sand, der Sprinter knurrt und ruckelt und gräbt sich ein! Endlich kann Ralf seine Ausrüstung ausprobieren (Kompressor, Sandbleche, Schüppe)! Ein paar Kilometer weiter übernachten wir ungestört an einem Gebirgsbach.

…Abkürzung

…Badegumpe am Gebirgsbach 

…Gebirgsstrecke15.1. Zurück zur Autobahn, Mittagspause in Bulnes (Da ist der Hund begraben). Weiter auf Landstraße nach Yungay zu zwei Wasserfällen am Rio Itata, die wir in der Landkarte entdeckt haben. Nr.1 Los Saltillos entpuppt sich als Camping- und Picknick-Platz  in Privatbesitz. Da hat eine Bauernfamilie eine gute Einnahmequelle entdeckt! Es wird schon dunkel, deshalb bleiben wir. Wie in Frankreich vor 35 Jahren: Sanitäranlagen sehr basic, Dusche nur kalt, einige Klos halbabgerissen. Morgens kommen ein paar Ponies und wühlen in den Mülltonnen, rupfen alles raus.

…Müllsucher 

16.1. Wir suchen den zweiten Wasserfall am Rio Itata – ‚El Salto‘. Flaches Gelände mit felsigem Untergrund, der Fluss fließt in vielen Felsrinnen breit auf eine riesenhafte Schlucht zu. Die Wände brechen abrupt ab, das Wasser knallt über viele einzelne Fälle 30 Meter in die Tiefe. Ganz ähnlich wie in Iguazu. Tief unten im Tal braust das Wasser durch Felsbrocken und wilde, grüne Landschaft. Bis auf ein paar jugendliche Camper, die den Höllen-Abstieg gewagt haben, sind wir ganz allein hier. Leider auch hier alles voller Müll. Noch ein Wasserfall in der Karte: „Salto del Laja“. Wir fragen uns durch und auf kleinen Pisten finden wir ihn endlich –  er liegt direkt an einer großen Bundesstraße und bietet pure Kirmes: Eintritt, Büdchen, Imbiß, Andenken.
Autobahn nach Collipulli. Tanken, Wasser einkaufen und Mittagspause am Rio Malleco, dem Dorf-Freibad. Abends ab in die Berge Rtg. Terma Pemehue. Auf der endlos langen Piste immer wieder riesige Holzlaster, die über die Piste knallen und kilometerlange Staubfahnen hinter sich herziehen. Jedesmal hektisch das Fenster hochdrehen (Leiderleider haben wir keine elektrischen Fensterheber!!!). Wegen der Sonne steigt die Temperatur schnell über 40°, dazu der Staub, der die Schleimhäute mumifiziert und die Haut ausdörrt. Abartig. Wieso tue ich mir das an? Ich krieg die Krise und will am liebsten nach Hause… Gemütskühlung und Übernachtung an toller Badestelle am Fluß unter Bäumen, kurz hinter Villa Amargo.

…El Salto am Rio Itata

Südwärts

10.1. – 12.1. Ruta 5 südwärts: Antofagasta/La Serena/Santiago/Curico
10.1. Antofagasta Rtg. Taltal. Parallelstrecke zu Ruta 5 an der Küste entlang, tolle bizarre Felslandschaft, knallblauer Himmel. Ab Taltal eine Pista Salada: Glatt geschobene und immer wieder mit Meerwasser besprengte Naturpiste. Oberfläche glatt und hart wie Salzsteig. Ralf sucht mal wieder eine geheime Abkürzung. Die ausgefahre Piste reduziert sich nach und nach zu zwei Fahrspuren, Ende!? – Nein! Zwischen den zackigen Felsen geht es weiter, um haarscharfe Kehren, über steile Abschnitte hangaufwärts. Millimeterarbeit – zum Glück ohne Schrammen im Blech. Endlich mal richtig Offroad! Der Pistenspaß endet im Felstal… Meine lieben Erdbeeren sind durch das Geschüttel ziemlich vermatscht. Ü in Felsenbucht mit reinweißem Strand aus zermahlenen Seepocken. Nebenan eine grauselige, halbskelettierte Robbenmumie.

…Engpass 

…urrrrgs 

11.1. Von unserer Felsküste (unterhalb Taltal) auf Ruta 5 Rtg. Chanaral. Bedeckt, Niesel, kühl, Nebel. Hinter Caldera: Mittagspause in Bahia Inglesa. Oh nein, wieder ein platter Reifen! Staubige und dreckige Arbeit, das Reifenwechseln. An der Tanke: Sprit, Wasser, Reifenwechseln. Auch der Schlauch im Ersatzreifen war falsch montiert (Argentinien). Schläuche raus, Räder wechseln = 5000 Pesos (7,50 €). Unser Reifenhändler wird was zu hören kriegen! 1. Schlauch: Riss wegen Materialfehler, 2. Schlauch durch Kunststoffetikett im Mantel zerstört.
Weiter Ruta 5 bis kurz vor La Serena, Übernachtung am Strand bei Las Hornos (2. Mal)

12.1. Himmel bedeckt, kühl. Ruta 5 Rtg. Santiago. Am Straßenrand ein Früchte + Gemüsestand. Es gibt Ziegenkäse, Tomaten, Minipapayas, Kaktusfrüchte, Weintrauben, Pfirsiche, Winzbirnen, Oliven, Marmeladen und Fruchtsirup; getrocknete Früchte und Nüsse und eine chilenische Nascherei für die Fahrt: getrocknetes Ziegen- und Pferdefleisch. Alles aus der Region. An der Autobahn Tanken, Essen. Preis/Leistung viel besser als in den Restaurants. Fahrt bis knapp unterhalb Los Vilos. Meerhüpfen, kalt wie zuhause. Weiter: Schöne Küste hier! und die Gegend wird immer grüner, etwa wie Sardinien. Totes Pferd am Straßenrand, die Schinken wurden bereits abgesäbelt. Tote Hunde zuhauf (Mit Beinen).
Vorbei an Santiago bis Molina (bei Curico), einem kleinen Städtchen. Wir essen Lomito (Burger mit gebratenem Roulardenfleisch) und Cazuela (Gemüseeintopf mit Rindfleischklumpen und halbem Maiskolben). Übernachtung neben Strasse am Fluß.