Archiv der Kategorie: Hasta-la-Vista 2011

Südamerikareise 2011, Anne & Ralf

Buenos Aires

12.03. Montag: Wir starten durch nach Buenos Aires, ins Verkehrschaos! Nach einigem Suchen finden wir eine Garage in der Nähe unseres Hostels Parada, welche Platz für unseren großen Wagen hat und ihn auch über Nacht bewachen will. In der Stadt gibt es nahezu keine öffentlichen Parkplätze, die privaten sind in Baulücken entstanden und sehr teuer.

13.03. Dienstag: Der Run beginnt! Zuerst alle nötigen Dokumente kopieren und noch PDF’s vom Stick in einem Internetladen ausdrucken. Dann ab zur Grimaldi-Reederei, später zur Bank, Geld auf Hafenkonto einzahlen und chilenische Pesos umtauschen. Dann einen Notar suchen und Passkopien beglaubigen lassen. Abends noch schnell in unser beliebtes Parilla ‚El Cortijo‘ gegenüber was Leckeres essen, dazu eine Literflasche kaltes Quilmes-Bier für uns zwei. 

14.03. Mittwoch: Heute geht’s in den Hafen, Zollbehörde EMBA, Terminal 3. Die haben nun neue Öffnungszeiten und wir warten erst mal eine Stunde. Hier gilt: Patienca! Geduld! Uns bedient Senor Miguel. Er blättert durch unsere Akten, etwas lustlos. Gähnt herzhaft, ist vielleicht für seine Verhältnisse noch früh (10.05 Uhr)? Andere Klienten kommen herein, begrüßen alle vier Zollangestellten mit Küsschen. Eine der Beamtinnen reicht jedem Kollegen erst mal ein Tässchen Kaffee. Schlürf. Wir gucken uns an. Nichts passiert. Miguel blättert noch einmal durch unsere Dokumente, tippt kurz in den Computer. Alle vier Kollegen haben Kunden vor sich sitzen, unterhalten sich aber über unsere Köpfe hinwegüber irgendwen, der sich ein Bein gebrochen hat, über die Gesundheit an sich, über das Essen von gestern (Roularden). Irgendwann legt Miguel unsere Blättersammlung übereinander, jedes wird gestempelt, nummeriert, signiert. Hups! Ein Blatt über! Macht nichts, eine Nummer wird getippext (Im Dokument!), dann passt das wieder! Wir sollen im Flur Platz nehmen und warten. Warum? Der Chef muss erst noch unterschreiben. Eine Stunde später frage ich nach: Hat der Chef? Nö. Wann? Keine Ahnung. Wo ist er denn? Im Hafen, er inspiziert gerade einen Container voller Drogen. Is klaar! Wir könnten ja erst mal was essen gehen, empfiehlt Miguel. Nach insgesamt drei Stunden Bearbeitung haben wir unsere erste Station, die EMBA, erledigt. Am Terminal 1 müssen wir unsere Hafengebühren zahlen. Auch hier scheint niemand genau zu wissen, wie unser Fall zu behandeln ist. Insgesamt werden 5 Mitarbeiter involviert. Weiter zur Aduana. Nach einer schwierigen Klärung müssen wir wohl zuerst mit dem Auto ins Terminal 1 einfahren, erst dann zum Zoll. Wir finden absolut niemanden, der uns hier den Ablauf erklären könnte. Allerdings gewinnen wir den Eindruck, die wissen das hier selbst nicht.

15.03. Donnerstag, 9.30 – 12.10 Uhr im Hafen. Einfahrt in Gate1 – wir können uns in die lange Schlange von wartenden LKW’s reinmogeln. Ein Pilotenwagen von der Security führt uns durch den Hafen zwischen Containerstapeln zu einem Scanner, der durchröntgt das ganze Auto. Zum Glück dürfen wir dabei aussteigen, denn die X-Ray-Warnschilder fand ich beunruhigend. Unser Pilot ist spurlos verschwunden. So düsen wir nun quer durchs Hafengelände, um zur ‚Verification‘ zu kommen. Nachdem wir mehrere Amtsträger gefragt haben, ruft einer einen Kollegen an, der uns leiten soll. Wie üblich ist Geduld angesagt: Nach etwa einer Stunde taucht das Pilotfahrzeug auf und führt uns zur entsprechenden Lagerhalle. Etwas unwohl ist mir schon, den Wagen hier nun einfach abzustellen. Lediglich eine kleine Unterschrift quittiert die Abgabe. Was in Hamburg innerhalb eines Vormittags erledigen werden konnte, hat hier zweieinhalb Tage gedauert.

16.02. Unser „freier Tag“, gar nicht so einfach, den rumzukriegen! Eigentlich wären wir lieber schon im Flieger gewesen. Heute sind wir mit der Subté in den grünen Stadtteil Palermo gefahren: Botanischer Garten (angelegt 1898) mit tollen viktorianischen Gewächshäusern und wunderschönen rosa- und weißblühenden Bäumen, sowie violetten Jacarandabäumen. Japanischer Garten mit stinkigen Lorketeichen, in denen fette Goldfische schwammen. Kostete viel Eintritt und war ziemlich öde, schlecht hergerichtet, unsauber = argentinisiert. Danach zu Fuß nach Recoleta, an einer 8-spurigen Straße entlang, an einigen Botschaften vorbei zum alten Friedhof (Anfang 18. JH) der oberen 1000: Pompöse Grabstätten, die entweder durch ihren Gigantismus oder inzwischen morbiden Charme auf sich aufmerksam machen. In die meisten der oft tiefen Familiengruften kann man hinabsteigen (wir nicht, die Dinger sind abgeschlossen). Im oberen Teil befindet sich eine Art Altar, in den oft Nischen für Särge eingefügt sind. Auch seitlich stehen in engen Nischen merkwürdig kurze Särge in mehreren Lagen übereinander. Einige Gruften haben ganz schön fies gemüffelt… und überall Katzen. Evitas Grab war nur an der großen Menge Touristen erkennbar, im Vergleich zu den anderen sonst eher unscheinbar. Vor der Heimfahrt mit dem Bus ins Hotel kommen wir wieder an dem Eisladen vorbei – wir können nicht widerstehen.

17.3. Um 12 Uhr nehmen wir ein Taxi zum Flughafen, der Flieger geht um 14.40 Uhr über London nach Düsseldorf. Sonntag 11.30 Uhr sind wir dann hoffentlich daheim!

… die wilde 17 …ob der jemals in Deutschland ankommt?

…puuhhh! Geschaft!

…Japanischer Garten mitten in BsAs

…auf dem Friedhof Recoleta, auch Evita Rerón liegt hier

Kurs Nord-Ost

4.3.-11.3. Lago de los Ninos/Corcovado/Trevelín/El Bolsón/Esquel/Ruta 25/Punta Tombo/Trelew/Bahia Blanca/Azul

4.3. Übernachtung bei heftigem Wind am Lago de los Ninos. Am frühen Morgen schüttet es. Das Dorf Corcovado heißt übersetzt „buckelig“, ein richtiges Scheiß-Kaff. Wir kaufen – ohne das zu ahnen – trockene Croissants vom Vortag und suchen lange nach einer Internetverbindung und einer Telefonkabine, um in El Bolsón anzurufen. In Trevelín: Kein  Sprit! Der junge Tankwart spricht von Blockaden im argentinischen Patagonien, vor Bolsón, vor Esquel… Sprit scheint es kaum noch zu geben. Nach einigem Hin und Her gibt er uns 50L. Alarmstufe rot! Wir kriegen die Krise! Letztlich klappt aber alles und wir kommen nach Sonnenuntergang endlich bei Friedel + Gabi an, haben einen schönen Abend mit leckerem Vollkornbrot von Gabi, selbstgemachten Käse von den Nachbarn und Friedels Single-Malt-Wiskey. 

5.3. Typisch Argentinien: Wir wollen bei Grimaldi in BsAs mit Gabis Hilfe anrufen. Doch heute geht das Telefon bei Gabi+Friedel mal wieder nicht. Ab in die Stadt (30 km Piste). Skype klappt schlecht, also in einem Locutorio eine Telefonzelle aufgesucht. Anne schlägt sich gut, aber die Verbindung ist sehr leise. Das Englisch unserer Kontaktperson ist leider schlechter als Annes Spanisch. Sehr holperig kommt es zum Austausch der eMail-Adressen. Recht bald haben wir auch Anwort. Doch nun klappt das Senden unserer eMails nicht…. *arrrgggg* Und so weiter…  Jede Kleinigkeit ist hier ein Drama.Mit Friedel habe ich Video’s ausgetauscht. Da sie kein Fernseher haben, eine willkommene Abwechslung.Abends gucken wir zusammen Fotos, von seinem Bootbau-Projekt, dem Ural 6×6, der ehemaligen Werkstatt, seinen Skulpturen und der Zeit in Kanada als Trapper und Fallensteller. 6.3. Natürlich kommen wir erst mittags weg. Schnell noch tanken, Internet, Geld holen in der Stadt. Aber es kommt wieder anders als geplant: Wir treffen zufällig die Franzosen mit ihrem IVECO-Wohnmobil, die mit uns gegen Zoll, Hafen und Grimaldi gekämpft haben und kommen deshalb erst am frühen Abend weg. In Esquel: Da die Info bezüglich der Dieselversorgung vage ist, wollen wir bei jeder Möglichkeit tanken. Erste Tanke in Esquel=nix, Zweite=nix, Dritte=nix, Vierte=wird gerade per Tanklaster befüllt. Wir können in 1,5 Std. wieder kommen und sind beruhigt. Manana. Morgen ist auch noch ein Tag. Abends gucken wir Friedels Film auf dem Laptop. Klasse!  

7.3. Morgens zur Tanke = nix mehr, alles alle! *urrraaaarrrggg* Es wurden nur 8000L geliefert. Nach Auskunft bei der Polizei gibt es in Tecka Diesel. So queren wir nun die die Pampa der Ruta 25 zur Küste. Die Strecke ist zwischendurch sogar ganz hübsch. Wir fahren in einem breiten Flusstal mit grünen Bäumen und tollen bunten Felswänden. Übernachten auf dem Parkplatz bei Punta Tombo. 8.3. Den halben Tag durchwandern wir die Pinguin-Kolonie Punta Tombo. Weiter nach Norden auf der Piste 1 Rtg. Trelew/Rawson. Zwischendurch ein Abstecher zur Küste: Anne gerät in Bunte-Steine-Sammelwahn. Überall liegen Achatsplitter in tollen Farben! In Punta Lobos verbringen wir die Nacht bei Regen und Sturm an der einsamen Küste.

9.3. Freitag: Nach dem Starten des Motors sind neue, seltsame Geräusche zu hören, deshalb kehren wir nach Trelew zurück (150 km). Die nächste Stadt, Bahia Blanca, ist 560km entfernt. Das Kugellager der Lichtmaschine ist völlig kaputt und wird in einer „Mercedeswerkstatt“ ausgetauscht.  Weiter nordwärts, jede Tankmöglichkeit nehmen wir mit. Wir reisen anscheinend gemeinsam mit einem Unwetter: Überall Schlamm, Geäst und viel Wasser auf den Straßen. Auf der Karte sehen wir eine schöne kleine Küstenpiste bei Las Grutas (die Grotten), hört sich gut an! Im Dunkeln kommen wir an: Die Piste ist mit Ausspülungen, Schlammmoränen, Bächen und tiefen Teichen, gespickt. Einmal sind sogar die Scheinwerfer unter Wasser! Ungeduld-Anne, todmüde und entnervt von der Suche nach einem besonders schönen Schlafplatz (22.30) will, dass ich rechts auf eine Wiesenfläche fahre zum Schlafen *Zack* wir stecken fest. Mir kommen schon Horrorvisionen des einsinkenden Sprinters und aufreibenden Hilfesuche. Zu müde um irgendwelche Rettungsaktionen zu starten, verschieben wir dies auf den nächsten  Morgen. 

10.03. Alles ist etwas abgetrocknet und die Befreiungsaktion verläuft mühelos. Wir frühstücken am Strand. *puhhh!* Weiter nach Viedma, hier brüten Papageien. Leider waren diese schon auf und davon – nach Brasilien, stand auf dem Schild – und hatten ihre Nistplätze in der Steilküste verlassen. Nächste Station: Loberia. Doch auf dem Weg dorthin zeigt ein Schild, dass diese wegen einem Erdrutsch geschlossen ist. *mummpf* Aber: Ab Viedma gibt überall Diesel, soviel man will. Weiter nach Bahia Blanca, kurz dahinter steuern wir den Küstenort ‚Pehuen-Co‘ an. Dort übernachten wir auf der Dünenzufahrt direkt am Strand. Vor 4 Jahren war es hier möglich, zum 50km entfernten ‚Monte Hermoso‘ auf dem Strand entlang zu fahren. 

11.03. Sonntag: Morgens Frühstück mit Strandblick. Danach Strandwanderung, dieser Bereich gehört zu einer Reserva National. Nach ca. 2km sperrt ein Zaun den Strand. Die Rangerin dort ist sehr erfreut, seltenen Interessierten wie uns die Funde von Saurierknochen und versteinerten Tierspuren zeigen und erklären zu können. Unsere Muscheln (die besten sind vorher in der Hosentasche verschwunden) müssen wir abgeben. Es darf vom gesamten Strand nichts mitgenommen werden, nicht einmal der kleinste Stein. Zum Glück haben wir vorher in den Dünen ein kleines Geheimversteck angelegt!Fahrt machen, 60km vor Azul übernachten wir bei einer Kiesgrube und werden bei der Ortsbesichtigung sofort von hunderten Mücken angesaugt. Wieder holt uns das Unwetter in der Nacht ein.

…Hundeparade

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…Paso del Indios

…Punta Tombo

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…Unwetter ade

…am Strand von Peuhen-Co

Rodeo

3.3. Alto Rio Senguer /Rio Frias /Alto Rio Pico, Rodeo /Lago de los ninos

Alto Rio Senguer: Tanken. Ereignislose Fahrerei durch die Pampa. Dann: In Alto Rio Pico findet ein Rodeo statt! Hier in der Pampa gibt es kaum Möglichkeiten, sich zu amüsieren, deshalb ist halb Patagonien angereist. Auf einer kleinen Tribüne wechseln sich zwei Showmaster ab, sie kommentieren die Aktionen in Versform (weitgehend). „ Und jetzt sehen Sie Paco von der Estancia Rio Neger; der ist ein richtiger Feger; es gibt hier Fritten und Schnitzel, ich mach kein Witzel; das Pferd unter ihm ist feurig und wild, hoffen wir, dass es ihn nicht killt! Und guckt euch den Teufelskerl an, wie der Bursche reiten kann, ja, jaa! Applaus!“ Tierisch laut aus völlig übersteuerten Boxen dröhnen unaufhörlich diese gräßlichen Ansagen, im Hintergrund klimpert einer auf einer verstimmten Gitarre. Dieweil werden die verängstigten Pferde einzeln an einen Pfahl gebunden, bestiegen und brutal geritten, mit Peitsche und Rädchen-Sporen. Der Gaucho muss sich 10 Sekunden lang oben halten, dann ziehen ihn zwei andere Reiter vom Pferd – oder er ist längst vorher zu Boden gegangen. Viele Rancheros sind bequemerweise mit dem Auto bis an die Absperrung gefahren und hupen beifällig. Gruppen von jugendlichen Gauchos sitzen innerhalb der Absperrung und klopfen sich gegenseitig aufmunternd auf die Schultern. Viele 17-jährige Mamas, familienweise Fans, junge Chicas auf Brautschau, wettergegerbte Gauchos lustwandeln zwischen Reitplatz und Büdchen. Essen, Trinken, Sättel, Zaumzeug, Gauchokleidung, Modeschmuck und sogar Parfüm kann man hier kaufen. Ich hab noch mal nachgefragt: Frauen reiten kein Rodeo, die haben ja mit den Kindern zu tun. Patagonia – für Männer mit cojónes!

 4.4. Lago de los Ninos/Corcovado/Trevelín/El BolsónÜbernachtung bei heftigem Wind am Lago de los Ninos. Am frühen Morgen schüttet es. Dorf Corcovado („buckelig“), ein richtiges Scheiß-Kaff. Wir kaufen – ohne das zu ahnen – trockene Croissants vom Vortag und suchen lange nach einer Internetverbindung und einer Telefonkabine, um uns bei Friedel und Gabi anzukündigen. In Trevelín: Kein  Sprit! Der junge Tankwart spricht von Blockaden im argentinischen Patagonien, vor Bolsón, vor Esquel… Sprit scheint es kaum noch zu geben. Nach einigem Hin und Her trennt er sich von 50L. Alarmstufe rot! Nach einigen Telefonaten und einem Besuch bei der Polizei fahren wir halbwegs beruhigt nach El Bolsón. Am späten Abend kommen wir bei Friedel und Gabi an.

…ungebändigte Power

…Konzentration

….uppps!

…Start!

…kleiner Gaucho

Die Wende

26.02. – 03.03. El Calafate/Puerto Natales/NP Torres del Paine/El Calafaté/Perito Moreno/Alto Rio Senguer/Alto Rio Pico

26.02. Sonntag: Auf unserem Adlerhorst, wo abends ein tolles Lichtspiel in der weiten Landschaft zu sehen war, stürmte und regnete es morgens. Wir fahren nach Süden zum NP „Torres del Paine“. Großer Teil der Ruta 40 ist geteert, aber üble 100km Piste sind noch übrig. Am Grenzübergang „Cerro Castillo“ können wir unsere ‚fehlende‘ Ausreise aus Chile korrigieren. *puhhh* Zuerst geht es nach Puerto Natales zum Einkaufen und Tanken. Hier gibt es kein Versorgungsproblem, wie in Südchile. Puerto Natales ist dann auch unser Wendepunkt. Nun geht es sachte zurück nach Norden.Abends gelangen wir in den Nationalpark Torres del Paine, die Piste schlängelt sich durch die Hügel vorbei an tollen blauen Seen.  Bevor die Sonne untergeht, machen wir noch schnell für 2Std. eine Wanderung am Lago Grey, in dem die riesigen Eisbrocken vom Gletscher treiben.  

27.02. Montag: Start am Lago Gray – Salto Grande – Hosteria-Camping an den TorresDer Zauber, den diese Landschaft bei meinem letzten Besuch für mich hatte, ist verflogen. Ich bin frustriert, als mir heute die Ausmaße des Brandes bewusst werden. Die schönsten Bereiche des NP sind nun verbrannte Erde. Guanacos streifen planlos nach Futter zwischen den schwarzen Ästen umher. Aus lauter Not kommen sie nun den Menschen an den Parkplätzen ganz nah. Einheimische Touristen lassen sich gern mit ihnen fotografieren. Eine Frau meint „Que lindo!“ – ich hätte kotzen können. Zu meinem Frust kommt, dass Anne rumnölt, weil ihr diese Landschaft nicht sonderlich gefällt. Außerdem wurde dieser NP nun auch von den Reisebusunternehmen entdeckt und der Massenterrorismus nimmt seinen Lauf. Für mich war dieser Ort vor 4 Jahren noch einer der schönsten, den ich kannte…. Allerdings bleiben diese Berge zweifelsohne grandios. Die Stimmung hebt sich, als wir wieder erwarten auf dem Campingplatz bei der Hosteria ‚Los Torres‘ eine warme Dusche bekommen. Die erste seit 4 Wochen. 28.02. Dienstag: Auf dem Campingplatz lernen wir ein Schweizer Ehepaar kennen, welche mit einem selbstausgebauten Sprinter 416 unterwegs sind. Die Zwei sind in Rente (55+57Jahre) und haben die Mietwohnung gekündigt, die Möbel untergestellt und wollen nun reisen, bis sie keine Lust mehr haben. Die Rente reicht für den Reisealltag. Nicht schlecht! Ich kann ihn noch mit den neusten Garminkarten und den Kunststoff-Sandblechen glücklich machen.Auf dem Weg aus dem NP sehen wir noch einen tollen Wasserfall und jede Menge Guanacos und Nandus.Am Grenzübergang nach Arg. lernen wir zwei belgische Motorradfahrer kennen. Natürlich 2xBMW. Sie sind mit dem Grimaldi-Schiff rübergereist und haben ein Jahr Zeit für ihre Reise. 

29.02. Mittwoch: Morgens in El Calafaté, unweit unseres Schlafplatzes, sehen wir einen großen MAN-Reisetruck. Sieht aus wie der von den Franzosen Marie und Richard, mit denen wir in Buenos Aires beim Zoll gekämpft haben. Da sich dort noch nichts tut, fahren wir erst zu Bäcker und wollen denen was mitbringen. Bei der Bäckerei kommen sie dann doch schon angefahren und Anne rennt wild winkend auf die Fahrbahn – doch Marie guckt in die Karte und Richard ist offensichtlich blind und fährt einfach vorbei… Wir treffen sie nicht mehr. Weiter nach Norden. Wir fahren doch noch die Stichstraße nach El Chaltén, um das Fitz-Roy-Massiv zu sehen. Wetter ist optimal: Strahlend blauer Himmel, wenig Wind, schneebedeckte Berge, weiße Gletscher. Nach dem obligatorischen Mittagessen, Anne brutzelt jeden Mittag was Leckeres, nehmen wir noch die kleine Schotterpiste zum Lago Desierto unter die Räder. Endlich wieder eine atemberaubend wilde Landschaft, mit Bäumen, schroffen Bergen, wilden milchigblauen Flüssen. Die Pampa vor den Bergen ist auf Dauer superöde. 

01.03. Donnerstag: Morgens erkunden wir zusammen die Schlucht mit dem Wasserfall, welche ich abends zuvor in der Nähe unseres Nachtplatzes entdeckt hatte. Zurück zur Ruta 40 und weiter nach Norden. Zwischendurch liegt ein Ortliebsack am Straßenrand. Was tun? Liegen lassen oder in unsere Richtung mitnehmen? Aber was ist beim nächsten Abzweig? Oder ist der deutsche Motorradfahrer in die andere Richtung unterwegs? Hmmm? Wir legen in gut sichtbar am Pistenrand hin und binden noch bunte Tüten daran, die sofort wild im Wind flattern. So kann der Suchende ihn zumindest kaum übersehen. Eine halbe Stunde später kommt uns der Suchende  entgegen. Ich halte ihn an und er freut sich riesig über unsere Info.Mit unseren Spritvorräten, 700km im Tank und 400km in 3 Kanistern, sind wir ganz gut gerüstet. Die Versorgung mit Sprit ist in Patagonien generell nicht gut, zur Zeit aber in Chile wegen der andauernden Proteste besonders schlecht. Ich setze auf Diesel-Nachschub in „Bajo Caracoles“, einem 10-Häuser-Nest in der Mitte von Nirgendwo. Deshalb begehe ich den Fehler, den Tank 20km vorher trocken zu fahren. Moderne Diesel haben doch wohl ein selbstentlüftendes Spritsystem – oder nicht? 20L-Kanister eingefüllt und ich orgele den Starter – nix tut sich. Bedienungsanleitung: Selbsthilfekapitel „Tank leergefahren und Motorstartet nicht“ -> Kraftstoffsystem entlüften! Nur wie? -> Mercedes: Bringen Sie das Fahrzeug in eine Werkstatt! Danke Mercedes! Also selbst ans Werk. Kalt, Windstärke 10, und es wird dunkler.  Dank einer Spritze aus unserem Medizinkasten füllen wir den Dieselfilter und die Schläuche auf. Mittlerweile hat auch ein Farmer mit seinem Pickup Halt gemacht und will helfen. Bald darauf bekommen wir die Maschine wieder gestartet. *ufff* Mittlerweile ist es stockdunkel und wir schleichen noch bis „Bajo Caracoles“.

02.03. Freitag:  Leider ist  einer der Kunststoffanschlüsse der Dieselleitungen gebrochen, und platzt am nächsten Morgen raus. Der ganze Motorraum ist voll mit Diesel. Reparatur mit Weinkorken und Kabelbinder. Perfekt! Es geht weiter und es stinkt alles nach Diesel. In Perito Moreno erfahren wir, dass alle Grenzübergänge nach Chile blockiert sind. Wir sind sehr enttäuscht, da wir somit nicht mehr in den schönen Süden Chiles  kommen werden und durch die argentinische Pampa nach Norden müssen. Deshalb weiter nach Alto Rio Senguer.

…NP Torres del Paine

…Brücke zu den Torres

…Fitz-Roy-Massiv

…Brückenbau spezial

…Tankstelle Bajo Caracoles

Perito Moreno

20.02. – 25.02. Coyhaique/Puerto Ingeniero Ibánez/Grenze/Perito Moreno (Stadt)/Los Antiguos/Lago Posadas/NP Perito Moreno/ Gobernator Gregores/El Calafate/Gletscher Perito Moreno

20.02. Coyhaique: Geld, Sprit, Wasser, Vorräte, gewaschene Wäsche – alles vorhanden! Es geht weiter. Da unser Sprit nun begrenzt ist und die Versorgung im Süden Chiles nicht sicher ist, überqueren wir die Grenze nach Argentinien bei Puerto Ibánez auf einer kleinen Piste im Norden des Riesensees Lago General Carrera. Erst an der argentinischen Zollstation merken wir, dass wir die chilenische Grenze einfach durchgefahren sind. Das könnte  irgendwann Probleme geben…Ralf will  zurückfahren = 50 km Schotterpiste, öde Landschaft, knapper Sprit. Ich will weiterfahren – das biegen wir schon! Vorbei am Riesensee, der hier Lago Buenos Aires heißt, eingebettet in Felsen, unendlich und azurblau. Es folgt öde Pampa, allerdings mit wilden Straußen! Avestruz (Geflügel Struss) werden sie hier genannt. Abends in Perito Moreno: Tanken! Auch die Reservekanister! Ein gutes Gefühl! Schlafplatz an See, immer noch der Lago Buenos Aires, bei Windstärke 1000, Brandung wie am Meer.

21.02. Weiter nach Los Antiguos. Ein kleiner Supermarkt mit Kühltheke, ich frage nach Lammfleisch. Der dicke Chef holt ein ganzes Tier (ca. 30 kg), legt es auf die Säge. Seine Tochter spreizt Lämmleins Beine, gemeinsam wird es mit ungewaschenen Händen zerlegt. Auch vor dem Kassieren wäscht das Töchterchen sich nicht die Hände. Sie kann mir nicht rausgeben und will mir das Wechselgeld in Caramelos auszahlen. Durch bunte Berge und Pampa, ruckeln wir über Schotterpisten. Vicunas, Flamingos und Salzseen am Wegesrand. Abends am Lago Posadas. Am Ufer ein kleiner Flusslauf, als Schafpirk abgezaunt, auf der Erde jede Menge abgetrennte Lämmerschwänze. Igitt! Hinter der Folterstätte liegt der offene, milchblaue See. Wir finden Kiesel, schön wie Edelsteine und können uns gar nicht satt sammeln. Zurück im Auto: Schlüssel verloren! Nochmal zurück, Schlüssel gefunden! Wir überqueren eine schmale Landzunge mit Dünen, fahren eine abenteuerliche Piste über rutschige Kiesel und furten einen Fluss. Am nächsten Seeufer ist ein feiner Sandstrand, hier übernachten wir ganz alleine und in völliger Stille.

22.02. Vom Lago Posadas Pampapiste über Bajo Caracoles zum Nationalpark  Francesco Perito Moreno. Typische Andenlandschaft mit Bergketten, viele schneebedeckt, karge Vegetation auf kiesigem Gletschergeröll. Hier soll es Pumas geben. Der Parkwächter gibt uns ein Infoblatt mit Verhaltensregeln wie „Dem Puma nicht in die Augen sehen, langsam rückwärts entfernen“ usw. Wir sehen aber nur Flamingos, Reiher, Guanacos, Kühe, Pferde, Hasen, Füchse  und Gänseviehcher. Es ist bitterkalt, der Wind eisig, die Standheizung klappt nicht mehr. Die wenigen kleinwüchsigen Bäume wachsen ganz schief mit dem Wind und bieten ein wenig Schutz.

23.02. Wir wandern im Nationalpark und fahren nachmittags  die Ruta 40 bis Gobernator Gregores. Dauert den ganzen Tag und ist öde und staubig. Tanken: Mal wieder rationiert. 50 l = Tank halb voll. Übernachtung am Fluss bei der Brücke auf der Südstrecke.  24.02. Nochmal zur Tanke, 2. Ration aufnehmen, der Tank ist jetzt voll. Jetzt noch 250 km Ruta 40 öde Staub-Schotter-Piste bis El Calafate und Perito Moreno- Gletscher – mit 30-50 km/h. Obwohl kaum Verkehr ist, liegen am Straßenrand immer wieder Kadaver und Leichenteile. Die weitläufige Pampa erstreckt sich bis zum Horizont, gelegentlich tauchen Gruppen von Straußen und Guanacos auf. 90 km vor El Calafate wird die Landschaft wieder schöner: Blick auf die Bergspitzen, zunehmend hügelig, Seen und Flüsse. Sanftes Dahingleiten auf einer neuen, geteerten Straße. Abends kommen wir in Calafate an.

25.02. Perito-Moreno-Gletscher, morgens um 9Uhr sind wir schon mit den Reisebussen im Wettrennen zum Gletscher. 2×20 EUR Eintritt, dafür gibt es am Aussichtspunkt mittlerweile einen gläsernen Aufzug für Rollstuhlfahrer.… Das Wetter ist leider bedeckt, aber die Berge sind frei, doch gegen Mittag zeigt der Gletscher seine ganze Pracht im Sonnenschein. Immer wieder hört man das Eis mit gewaltigem Krachen brechen. Doch Ungeduld-Anne meint jedoch „da könnte aber ruhig ein wenig mehr passieren“. Später können wir tatsächlich noch hören und beobachten, wie ein Teil der Eiswand abbricht und in den See kalbt. *juuhuu*

…echte Motorradkurven

…Lago Buenos Aires 

…beim fröhlichen Tiere teilen 

…Annes Schatz!!! …highway to hell…das Blau ist wirklich so!

…Peroto-Moreno-Gletscher

Der letzte Tropfen

Puerto Aysén/Coyhaique17.2. Kurz vor Puerto Aysén werden wir von einer weiteren Straßenblockade aufgehalten. Wieder brennende Reifen. Wir sprechen mit dem freundlichen Streikführer:  Die Regierung soll für eine bessere Schulbildung, bessere Gesundheitsversorgung, niedrigere Preise für Treibstoffe, Brennholz und Nahrung sorgen. Die Proteste werden 2-3 Tage mehr oder vielleicht noch eine Woche andauern. Die Weiterfahrt zum Hafen und unsere Katamarantour können wir abhaken. Wegen dieser Proteste und Blockaden ist nun auch der Sprit in der Region knapp. Wir haben schon 2 von 3 Kanistern in den Tank gekippt…In der Provinzhauptstadt, soll es noch Diesel geben! Auch in der größten Stadt der Region, Coyhaique, gibt es Blockaden. Schock! Bei der Suche nach einer Tankstelle stoßen wir auf eine Autoschlange, die sich wie eine Spirale mehrmals um die Plaza windet – wir reihen uns ein. Vergebens. Plötzlich geht es vorwärts, die Schlange löst sich auf, der letzte Tropfen wurde in den Tank gefüllt – nur nicht in unseren. Das war´s dann wohl. Was nun? Polizei und Touristikbüro gehen davon aus, dass erst am Montag – überübermorgen – oder sogar erst Dienstag Nachschub aus Puerto Chaccabucco/Puerto Aysén durchkommt. Wir sind frustriert, besonders toll ist es hier nicht. Außerdem regnet es ohne Unterlass. Was könnten wir unternehmen? Im Kino Shrek auf Spanisch, Rad mieten, in den Nationalpark, in die Bücherei, ins Café oder Holzskulpturen der Huelche-Indianer angucken. Gähn. Wir holen erstmal Geld – Pleite waren wir nämlich auch – kaufen ein und fahren an den Stadtrand zum Schlafen. 18.2. Samstag 10 – 18 Uhr. Wir überlegen hin und her. Sollen wir nach Speditionen fragen, viel Geld für deren gebunkerten Diesel anbieten? Bauern fragen? Erst mal suchen wir eine Werkstatt, weil Ralf sich inzwischen große Sorgen wegen der Rad-Geräusche macht. In einer Ersatzteilhandlung fragen wir, wer Mercedes reparieren könnte – eine Werkstatt gleich um die Ecke, gelbes Haus. Auf einer ungeteerten Piste mit Bürgersteig und Wohnbaracken ist die Art von improvisierter Werkstatt, die selbst den tapfersten deutschen Recken erbleichen lässt. Der Sprinter wird am Straßenrand auf ein Stück Holz gebockt, Werkzeug und Teile liegen auf dem Boden, streunende Hunde kommen neugierig gucken. Ralf reinigt erst mal die Muttern, die Ricardo, der Mechaniker, kurzerhand in den Dreck geschmissen hatte. Er hat die Radaufhängung und Radnabe schnell ausgebaut und zerlegt: Der Lagersitz ist eingelaufen und das Lager hat Spiel. In der heimatlichen Mercedes-Fachwerkstatt haben sie das Problem trotz zweimaligem Lagertausch und konkretem Hinweis nicht erkannt. Pappnasen! Leider hat der Ersatzteilladen nichts Passendes vorrätig, aber in drei weiteren drei Läden in der Stadt kommen alle Teile zusammen, viel günstiger als zuhause. Dann ist Mittagspause. Später schweißt die Nachbarwerkstatt Material auf die Radnabe und dreht den Lagersitz auf Maß. Ricardo schraubt fertig, das Auto fährt wieder.

19.2. Wieder eine Riesenschlange in der Stadt, einige Leute stehen schon die ganze Nacht an. Sollen wir uns anstellen? Kann den ganzen Tag dauern…Wir bekommen einen Tipp, fahren zu einer Tanke nah bei,  wieder nix. Sprit nur für Notfälle! Ralf saugt den Tankwart an, weil wir ja schließlich Not haben. Wir sollen warten, bis der Chef kommt (2,5 Std.). Inzwischen hat sich die Schlange um den ganzen Block gewunden und läuft vor „unserer“ Tanke her. Nachdem wir 4,5Std. ohne Erfolg auf den Chef gewartet haben, reihen wir uns doch in die Schlange ein. Eine Stunde später stehen wir an der Säule – zitter – bibber – reicht’s für unseren Tank noch? Wir haben Glück und bekommen zumindest 30L – mehr gibt es für niemanden! So kommen wir zumindest nach Argentinien.…Gespräch mit dem Blockadeführer

…Fach-Werkstatt

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Carretera Austral Nord

Grenzübergang/Futaleufú/La Junta/Rio Palena/Puerto Raul/NP Queulat/Puerto Aysén

12.2. Superschneller Grenzübergang nach Chile. Reinstes Patagonien am Rio Futaleufú: Klarer, türkisblauer Fluss, schneebedeckte Berge, grüne und maigrüne Bäume. Essen im Restaurant ist sauteuer. Zufällig wählen wir die falsche Strecke und finden dort einen sehr schönen Platz am Fluss. Wir brauchen Bewegung: Mangels Wanderwegen klettern wir über Zäune, hüpfen über Steine,  durchwaten Bachläufe und krabbeln durchs Unterholz. Der Flussgrund ist voll von fiesen Algen, sie sehen ein bisschen so aus wie braunes Fell von ertrunkenen Schafen. Zur Zeit ein großes Problem in Chile, überall werden Desinfizierungsanlagen eingesetzt. 

13.2. Weiter am Rio Futaleufú nach La Junta. Immer Blick auf schneebedeckte Berge und den wunderschönen Fluss. Überall Anhalter. Zwei nehmen wir mit, Studenten. Beide sprechen etwas deutsch, weil sie für ein Jahr in Ingolstadt im Schüleraustausch waren. Nach La Junta Übernachten wir am Rio Palena. 

14.2. Morgens weiter am Rio Palena in Richtung Puerto Raul. Auf dem Weg entdecken wir Termas. Auch wenn wir 4000 Peso = 6 EUR pro Person sehr teuer finden, gönnen wir uns ein Bad in der heißen Naturquelle. Die weitere Piste nach Puerto Raul ist wunderschön, eng und zugewachsen. Die Fähre über den Rio zahlt der Staat, um das Dorf mit der Welt zu verbinden. Puerto Raul entpuppt sich als zergliederte Häuseransammlung mit 300 Einwohnern, mit Sandpisten (statt Straßen) und einem feinen Strand am Fjord. Mehr aber auch nicht. Deshalb treten wir direkt den Rückweg an und übernachten wieder am Fluss. 

15.2. La Junta: Einkauf und Internet. Wie häufig, gibt es auch hier freies WiFi an der Plaza. Ralfs Geheimtipp in Puyuhapi: Deutscher Kuchen im Café Rossbach. Die Vorfreude ist groß! Die Enttäuschung auch! Beim Eintritt strenger Fischgeruch, dunkle Bude, laute Kirmesmusik, ein alter Kuchen, der auch schon im Frischzustand nicht allzu verlockend gewesen sein kann. Inzwischen hat wohl ein Chilene das Café übernommen.Das Wetter wird immer schlechter, kalt, feucht, neblig. Schade, denn hier im NP Queulat gäbe es viel zu sehen. Der Hängegletscher und die Bergkuppen stecken im Nebel. Trotzdem ist die Strecke zum Pass wildromantischsehenswert. Wir übernachten ganz oben auf dem Pass, im Regen, bei stürmischem Wind, mit Blick auf Felszacken, Schnee und eiskalte Wasserfälle. 

16.2. Frühstück bei 6° (Innentemperatur) im Regen. Ich würde gerne die Standheizung anschalten, aber dazu haben wir zu wenig Sprit im Tank, sie springt gar nicht erst an. Talwärts werden die Geräusche am Rad immer stärker. Mercedes hatte es bislang nicht geschafft, das Problem zu lösen. Bei einem Kontroll-Stopp am Straßenrand nähert sich Lautaro und fragt in bestem Deutsch, ob wir Probleme haben. Er kommt aus Bielefeld, lebt seit ca. 20 Jahren in Chile und verdingt sich als Berg- und Reiseführer. Ab und zu bekommt er Päckchen aus Deutschland mit Nutella, Wurst und Haribo. Auf seinem Grundstück baut Ralf das Rad ab, verbiegt Lauretanos Schlüssel (stand auch schon drauf: Drop (and) Forged(t)). Wir bedanken uns mit einem Glas Leberwurst und sind geschmeichelt ob seiner Jubelrufe.

Neuer Plan: Laguna San Rafael, mit dem Katamaran zum Gletschersee. Bei Villa Manihuales geht nichts mehr, eine Straßenblockade mit brennen Reifen legt den Verkehr lahm. Deshalb fahren wir einen großen Umweg über kleine Pisten, um nach Puerto Aysén zu kommen, wo wir die Katamarantour  für den nächsten Tag buchen wollen. Leider schaffen wir dies nicht mehr rechtzeitig und übernachten am Straßenrand.

…Schlafplatz am Rio Palena

…Schlafplatz am Rio Palena

…Entspannung in den Natur-Termas

…Gletscherfluss

…Strand von Puerto Raul

…Piste nach Puerto Raul

NP Los Alerces

9.2. Patagonien! Wind weht immer. Regen und Wolken sind gewohnt. Aber auch die Sonne scheint häufig. Es soll warm werden. Uff! Wird es auch, aber wie! Gerade jetzt, wo wieder Pisten angesagt sind – die jetzt wieder trocken und staubig sind. Abends im Naturpark Los Alerces. Uralte Baumriesen, Felsen, mehrere kalte, klare Seen mit Kiesstrand oder Steilufer, gutes Wetter, mehrere freie Campingplätze, friedliche, ruhige Mitcamper. Am nächsten Tag, später Nachmittag: Die Idylle wird jäh gestört, als drei Jung-Gangster mit ihren Autos und Familien eintreffen, Musik volle Pulle aufgedreht. Wumpwumpwump. Kotz! Wir gehen erst mal Wandern, ich überlege mir währenddessen, wie ich´s auf Spanisch sage. Während die Clique Holz sammelt und aufbaut, sitzt der Oberpavian mit zwei jungen Weibchen und vielen Kindern am Rand des Geschehens und glotzt mich grimmig an. Ich mach die Superfreundliche, wünsche einen guten Abend und erkläre, dass alle anderen hier Schönheit, Stille und Natur lieben würden und er bitte die Musik leise und ab 22 Uhr ausmachen soll. Nö, das wäre ein freier Campingplatz. Ich erkläre, dass ich das weiß, aber wir wären extra aus Deutschland gekommen, um hier die schöne, stille Natur zu genießen und ich würde ihn doch herzlich um den Gefallen bitte, die Musik leise zu machen. Eine von seinen dümmlichen Miezen gibt noch Widerworte, aber er und die Erstfrau scheinen nachzudenken. „Na gut, aber nur EIN BISSCHEN leiser!“ knurrt der Chef. Es hat geklappt! Kaum, dass ich zurück bei Ralf bin, wird es leise. Um unseren Frieden zu zementieren, bringe ich ein paar Maoam und einen Wasserball zu den Prolos und bedanke mich freudigen Strahlens für ihre Freundlichkeit – jetzt müssen sie brav sein! Es klappt: Zwar nicht um Punkt 22 Uhr, aber nicht viel später geht die Musik aus. Der einzige, der jetzt noch lärmt, ist mein Ralf: Er will unbedingt noch die tote Fichte zersägen, die er gerade gefällt hat. Um 22:36 nehme ich ihm die Säge weg, die Glut ist inzwischen genau richtig für sein Fleisch. 

Am nächsten Tag fahren wir weiter an den Seen entlang, erwandern einen nahen und einen fernen Wasserfall: Der zweite hat´s in sich, 1 Stunde steil bergauf, 300 Höhenmeter den Bergrücken hoch, auf sandstaubigem Lehm und Geröll. Und wieder runter. Wir sind völlig verschwitzt und fix und fertig. Der Rückweg ist gesperrt wegen eines Marathonlaufs. Wir versüßen uns die Zeit mit fetten Grillwaren und schwimmen zwecks Reinigung im eiskalten See – ungläubig begafft von der einheimischen Bevölkerung. Ein Stück weiter finden wir einen grünlaubigen Stellplatz am See, einigermaßen windgeschützt. Es fängt sachte an zu regnen. Wir erfreuen uns am gedämmten Blechdach und den kuscheligen Bettdecken.

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El Bolsón

5.2. Am späten Sonntag-Nachmittag fahren wir nach El Bolsón. Hier ist die Hölle los, wie beim Schützenfest, vor dem Eis essen erst mal  Schlange stehen. Die Stadt wird in Touriführern als Hippie-Hochburg gehandelt, was aber kaum die Besucherzahl erklärt, denn dieser Mythos ist seit Jahren Vergangenheit. Abends fahren wir zu Claudia und Klaus Schubert (Buch: Abgefahren – 16 Jahre um die Welt) mit ihren beiden Mädchen. Ralf kennt die 4 seit seinem letzten Südamerika-Aufenthalt 2008. Wir werden wie Freunde aufgenommen, es geht sehr familiär zu und alle sprechen dieselbe Sprache – nicht nur, was die Vokabeln und Grammatik betrifft. Das hilft gegen mein Heimweh. Auch bei anderen Bekannten von Ralf, Friedl und Gabi, werden wir auf‘s herzlichste empfangen und für die Rückreise eingeladen. Gabi zeigt Anne ihr tolles Gewachshaus. Friedl hat viele Metallskulpturen, auch für die Stadt El Bolsón, gebaut. Ausserdem haben die Zwei ihre Wohnung mit tollen Eigenbauten möbiliert. Die Gegend hier ist ansatzweise heimatlich: kühl, grün, waldig. …bei Klaus+Claudia

…Schlucht bei Klaus+Claudia

…bei Friedl+Gabi 

Vulkan-Fallout

1.2. – 4.2. Fjord/Puerto Montt/Osorno/NP Puyehue

1.2. In Puerto Montt erfahren wir, dass eine Fähre nach Süden erst am 17.02. möglich wäre! Bleibt somit nur die Strecke über die Grenze und auf argentinischer Seite abwärts. Über Osorno und Entre Lagos peilen wir NP Puyehue an.  Stopp am See – die Wasseroberfläche ist dicht mit schwimmenden Steinkügelchen?! Lavaschlacke vom Vulkan!?

2.2. Nationalpark Puyehue. Über dem Vulkan steht eine dicke Aschewolke und der Fluss ist grau von Asche. Wir erwandern uns mal wieder Wasserfälle. Im Wald wachsen Riesenbäume und Schlingpflanzen mit knallroten Blüten, im Gebüsch flattern braungrüne Kolibris.Grenzüberquerung –  eine Landschaft wie aus einem Gruselfilm.  Baumskelette, tote Landschaft, meterdick Asche an der Fahrbahn. Seen und Flüsse dicht mit Lavakügelchen bedeckt;  graues, aufgepufftes Zeug wie aus Hydrokultur-Töpfen. Hier war mal ein sehr schöner Naturpark bis Vulkan Puyehue vor etwa einem Jahr ausgebrochen ist. Noch immer spuckt er Rauch und feine Asche, die den Himmel verdüstert. Der größte Fallout ist auf der argentinischen Seite niedergegangen und hat die Touristikbranche lahmgelegt. Die Asche wird von Dächern und Weideflächen, Gärten und Straßen gekehrt und in Schluchten und auf Parkplätze gekippt. Aber jede Brise wirbelt den Staub wieder auf – schrecklich. Am Grenzübergang hängen noch etliche Warnhinweise und Verhaltensregeln und die Straßen werden ständig gewässert. In Villa Angostura ist noch so viel Asche in der Luft, die Landschaft noch so stark beeinträchtigt, dass wir weiterfahren. In San Carlos de Bariloche ist nichts mehr vom Vulkanausbruch zu sehen. Wir trödeln ein bisschen herum und fahren – leider schon im Dunkeln – Richtung El Bolsón, einen Schlafplatz am See suchen. Dank Ralfs HundertMeterFlutlichtStirnlampe sehen wir zumindest, dass wir nirgendwo einbiegen können – Zäune, Tore, Stachelgebüsch. Nach 1,5 Stunden Suche bleiben wir an einem Bootssteg und haben das Brausen der Straße noch lange in den Ohren.

3.2. Unser Erkundungsspaziergang am Seeufer führt uns an einen einsamen Sandstrand mit Resten eines Bootsstegs. Um in das glasklare Wasser zu gelangen, müssen wir erst mal einen höllisch kalten Zufluss durchschwimmen. Viele Gebiete dieser Region werden von Mapuche-Indianern verwaltet. So auch ein ursprünglicher Natur-Campingplatz, der am hinteren Seeufer liegt.

4.2. Naturpark Nahuel Huapi, abends am Bauernhof-Campingplatz im NP, unmittelbar am Lago Steffen. Grüne Wiesen, riesige alte Bäume, dazwischen Hühner, Rindviecher, Wildvögel, ländliche Idylle. Ein Bad im kühlen See, während es regnet. Dann die erste heiße Dusche seit 5 Wochen!! Dazu wird zweimal täglich der Holzofen angeheizt.

…Vulkan Osorno zeigt seinen Kopf 

…See  der schwimmenden Steine

…Vulkan Puyehue beim Asche spucken 

…Winterlandschaft mit Dauerschnee

…Mapuche-See

…Seen zwischen Bariloche und El Bolsón