Die Wende

26.02. – 03.03. El Calafate/Puerto Natales/NP Torres del Paine/El Calafaté/Perito Moreno/Alto Rio Senguer/Alto Rio Pico

26.02. Sonntag: Auf unserem Adlerhorst, wo abends ein tolles Lichtspiel in der weiten Landschaft zu sehen war, stürmte und regnete es morgens. Wir fahren nach Süden zum NP „Torres del Paine“. Großer Teil der Ruta 40 ist geteert, aber üble 100km Piste sind noch übrig. Am Grenzübergang „Cerro Castillo“ können wir unsere ‚fehlende‘ Ausreise aus Chile korrigieren. *puhhh* Zuerst geht es nach Puerto Natales zum Einkaufen und Tanken. Hier gibt es kein Versorgungsproblem, wie in Südchile. Puerto Natales ist dann auch unser Wendepunkt. Nun geht es sachte zurück nach Norden.Abends gelangen wir in den Nationalpark Torres del Paine, die Piste schlängelt sich durch die Hügel vorbei an tollen blauen Seen.  Bevor die Sonne untergeht, machen wir noch schnell für 2Std. eine Wanderung am Lago Grey, in dem die riesigen Eisbrocken vom Gletscher treiben.  

27.02. Montag: Start am Lago Gray – Salto Grande – Hosteria-Camping an den TorresDer Zauber, den diese Landschaft bei meinem letzten Besuch für mich hatte, ist verflogen. Ich bin frustriert, als mir heute die Ausmaße des Brandes bewusst werden. Die schönsten Bereiche des NP sind nun verbrannte Erde. Guanacos streifen planlos nach Futter zwischen den schwarzen Ästen umher. Aus lauter Not kommen sie nun den Menschen an den Parkplätzen ganz nah. Einheimische Touristen lassen sich gern mit ihnen fotografieren. Eine Frau meint „Que lindo!“ – ich hätte kotzen können. Zu meinem Frust kommt, dass Anne rumnölt, weil ihr diese Landschaft nicht sonderlich gefällt. Außerdem wurde dieser NP nun auch von den Reisebusunternehmen entdeckt und der Massenterrorismus nimmt seinen Lauf. Für mich war dieser Ort vor 4 Jahren noch einer der schönsten, den ich kannte…. Allerdings bleiben diese Berge zweifelsohne grandios. Die Stimmung hebt sich, als wir wieder erwarten auf dem Campingplatz bei der Hosteria ‚Los Torres‘ eine warme Dusche bekommen. Die erste seit 4 Wochen. 28.02. Dienstag: Auf dem Campingplatz lernen wir ein Schweizer Ehepaar kennen, welche mit einem selbstausgebauten Sprinter 416 unterwegs sind. Die Zwei sind in Rente (55+57Jahre) und haben die Mietwohnung gekündigt, die Möbel untergestellt und wollen nun reisen, bis sie keine Lust mehr haben. Die Rente reicht für den Reisealltag. Nicht schlecht! Ich kann ihn noch mit den neusten Garminkarten und den Kunststoff-Sandblechen glücklich machen.Auf dem Weg aus dem NP sehen wir noch einen tollen Wasserfall und jede Menge Guanacos und Nandus.Am Grenzübergang nach Arg. lernen wir zwei belgische Motorradfahrer kennen. Natürlich 2xBMW. Sie sind mit dem Grimaldi-Schiff rübergereist und haben ein Jahr Zeit für ihre Reise. 

29.02. Mittwoch: Morgens in El Calafaté, unweit unseres Schlafplatzes, sehen wir einen großen MAN-Reisetruck. Sieht aus wie der von den Franzosen Marie und Richard, mit denen wir in Buenos Aires beim Zoll gekämpft haben. Da sich dort noch nichts tut, fahren wir erst zu Bäcker und wollen denen was mitbringen. Bei der Bäckerei kommen sie dann doch schon angefahren und Anne rennt wild winkend auf die Fahrbahn – doch Marie guckt in die Karte und Richard ist offensichtlich blind und fährt einfach vorbei… Wir treffen sie nicht mehr. Weiter nach Norden. Wir fahren doch noch die Stichstraße nach El Chaltén, um das Fitz-Roy-Massiv zu sehen. Wetter ist optimal: Strahlend blauer Himmel, wenig Wind, schneebedeckte Berge, weiße Gletscher. Nach dem obligatorischen Mittagessen, Anne brutzelt jeden Mittag was Leckeres, nehmen wir noch die kleine Schotterpiste zum Lago Desierto unter die Räder. Endlich wieder eine atemberaubend wilde Landschaft, mit Bäumen, schroffen Bergen, wilden milchigblauen Flüssen. Die Pampa vor den Bergen ist auf Dauer superöde. 

01.03. Donnerstag: Morgens erkunden wir zusammen die Schlucht mit dem Wasserfall, welche ich abends zuvor in der Nähe unseres Nachtplatzes entdeckt hatte. Zurück zur Ruta 40 und weiter nach Norden. Zwischendurch liegt ein Ortliebsack am Straßenrand. Was tun? Liegen lassen oder in unsere Richtung mitnehmen? Aber was ist beim nächsten Abzweig? Oder ist der deutsche Motorradfahrer in die andere Richtung unterwegs? Hmmm? Wir legen in gut sichtbar am Pistenrand hin und binden noch bunte Tüten daran, die sofort wild im Wind flattern. So kann der Suchende ihn zumindest kaum übersehen. Eine halbe Stunde später kommt uns der Suchende  entgegen. Ich halte ihn an und er freut sich riesig über unsere Info.Mit unseren Spritvorräten, 700km im Tank und 400km in 3 Kanistern, sind wir ganz gut gerüstet. Die Versorgung mit Sprit ist in Patagonien generell nicht gut, zur Zeit aber in Chile wegen der andauernden Proteste besonders schlecht. Ich setze auf Diesel-Nachschub in „Bajo Caracoles“, einem 10-Häuser-Nest in der Mitte von Nirgendwo. Deshalb begehe ich den Fehler, den Tank 20km vorher trocken zu fahren. Moderne Diesel haben doch wohl ein selbstentlüftendes Spritsystem – oder nicht? 20L-Kanister eingefüllt und ich orgele den Starter – nix tut sich. Bedienungsanleitung: Selbsthilfekapitel „Tank leergefahren und Motorstartet nicht“ -> Kraftstoffsystem entlüften! Nur wie? -> Mercedes: Bringen Sie das Fahrzeug in eine Werkstatt! Danke Mercedes! Also selbst ans Werk. Kalt, Windstärke 10, und es wird dunkler.  Dank einer Spritze aus unserem Medizinkasten füllen wir den Dieselfilter und die Schläuche auf. Mittlerweile hat auch ein Farmer mit seinem Pickup Halt gemacht und will helfen. Bald darauf bekommen wir die Maschine wieder gestartet. *ufff* Mittlerweile ist es stockdunkel und wir schleichen noch bis „Bajo Caracoles“.

02.03. Freitag:  Leider ist  einer der Kunststoffanschlüsse der Dieselleitungen gebrochen, und platzt am nächsten Morgen raus. Der ganze Motorraum ist voll mit Diesel. Reparatur mit Weinkorken und Kabelbinder. Perfekt! Es geht weiter und es stinkt alles nach Diesel. In Perito Moreno erfahren wir, dass alle Grenzübergänge nach Chile blockiert sind. Wir sind sehr enttäuscht, da wir somit nicht mehr in den schönen Süden Chiles  kommen werden und durch die argentinische Pampa nach Norden müssen. Deshalb weiter nach Alto Rio Senguer.

…NP Torres del Paine

…Brücke zu den Torres

…Fitz-Roy-Massiv

…Brückenbau spezial

…Tankstelle Bajo Caracoles

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