17.12. bis 19.12. Hotel Parada/Tangonacht/San Telmo/Flug nach Iguazu
Am Eingang zum Hostal Parada steht eine Horde besoffener Jugendlicher, schwarze Kluft, gefährlicher Blick, alle gucken uns düster an. Vielleicht lieber doch was anderes suchen? Wir stehen zögernd vor der Tür – da fasst mich eine von den Mädels ganz lieb an der Hand und will uns helfen. Wird wohl öfter mal gezögert hier.
Wir checken ein – das Parada ist langweilig aber o.k., relativ ruhig – für BsAs jedenfalls (Nacht ist Oropax angesagt). Ist ein herrschaftliches Gebäude der Jahrhundertwende mit sehr hohen Räumen, in die Zwischenetagen eingefügt wurden. Ganz interessante Mischung aus Stahl, bloßliegenden Ziegelwänden und Stukkatur.
Gegenüber ein Grill (Parilla): Riesen-Esse (3 m lang) mit glühenden Holzkohlen, 50 Fleischklumpen in Reih und Glied, Mörderhitze, lecker.
Angeschlossen ein Restaurant: 5 laute Fernseher, 1 Weihnachtsbaum, 2 Kellner, 6 Gäste. „Dos grande cervezas, por favor!“ („Bitte 2 große Bier!“) Der Kellner grinst dämonisch, als er uns 2 Liter-Flaschen Bier hinstellt. Er amüsiert sich köstlich über meinen blöden Gesichtsausdruck und nimmt eine Flasche wieder mit. Beim Essen nehme ich einen herzhaften Schluck – Olivenöl! Ärrghss! (Das Öl stand direkt neben dem Bierglas). Ralf lacht sich tot. Wohin bloß spucken? Kein Blumentopf in der Nähe. Ich hab das Zeug geschluckt. Echt.
Nachts in BsAs: eine ganze Avenida-Riesenstraße gesperrt für viele Tangobühnen. Toll!
U-Bahn-Tour nach San Telmo. Gut erhaltene Stationen von etwa 1930, teilweise alte Rolltreppen und Züge aus Holz, schöne Fliesen und – keine Grafities. Im Zug ein junger Sockenverkäufer: Jeder Fahrgast bekommt eine Socke in den Schoß gelegt, die später wieder eingesammelt oder gekauft wird.
San Telmo: Szeneviertel. Sonntags Markt mit Kunsthandwerk, Antiquitäten, Livemusik. Viele sehr arme alte Leute, die sich alles Mögliche ausdenken, um Geld zu verdienen. Abuela (Oma) Esmeralda im rissigen Kleid versucht Socken zu verkaufen, Abuelo José hält Taxigästen die Autotüren auf, Abuela Rosita tanzt Tango und verkauft nebenher CDs, die scharfe Abuela Eusebia sitzt am selbstgebauten Schlagzeug und trötet Lieder. Viele andere versuchen mit wenig Erfolg zu überleben. Das ist sehr traurig.
Montag: Endlich können wir uns nach dem Sprinter erkundigen!
Ernüchternde Recherche: Vor dem 26. Dezember tut sich nichts. Hals über Kopf buchen wir im Internet einen Flug nach Iguazu – schon steht das Taxi vor der Tür…