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Feliz Navidad – Frohe Weihnachten

Wir wünschen euch allen schöne Weihnachten!
Wir denken an Christiane und Nicki, die sich zuhause um alles kümmern und denen wir ganz besonders danken wollen, an Max, der jetzt im heißen Thailand schwitzt, an Hans, der wohl jetzt bei seinem Vater isst und ist. An Muttchen, Carmen und Herbert, die jetzt den Kamin angeworfen haben und bestimmt ziemlich gut geschmaust haben (und danke noch für die Mohnhütchen!), an Omma Ilse, deren Nussstollen wir leider schon zu Beginn der Reise verspeist haben, an Karin und Bernd, die uns noch vor dem 1. Advent ein leckeres und stimmungsvolles Weihnachtsfest beschert hatten. Und DANKE an alle unsere Lieben für die Kommentare und Nachrichten.

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Puerto Rio Tranquillo

Wir wollen zu den Marmorfelsen im Lago General Carrera. Die Bootstour haben wir bereits gebucht und bezahlt und warten darauf, dass es los geht, zusammen mit einer chilenischen Familie. Doch die Tour wird abgesagt. Die Behörde gibt keine Freigabe wegen zu starken Windes. So folgen wir der Empfehlung eines kanadischen Ehepaares und fahren in den Nationalpark ‚Laguna San Rafael‘, um einen Gletscher zu sehen.

Die Landschaft quillt über von gelben Lupinen – und dann dieser Duft – herrlich! Wir machen vor lauter Begeisterung hunderte Fotos. Das Wetter wird immer schlechter, je näher wir den Bergen kommen. Bei jedem Sonnenstrahl kurbeln wir die Fenster herunter, um nach allen Seiten zu fotografieren. Sobald die Sonne scheint, verwandelt sich das Grau der Flüsse und Seen in überirdisches Blau. Die Flüsse sind milchig vom Gletscherwasser. Der Regen wird immer dichter, die Vulkane verhüllen sich. Bei diesem Wetter ist der Gletscher unspektakulär und wir klettern wieder ins Tal herunter, ein bisschen enttäuscht. Im Wald finden wir jede Menge „Patagonische Aprikosen“ , Digüenes, und fragen den Guide im Eingangshäuschen danach. Die Kügelchen sind essbar, man kann sie als Salat essen (Muss man aber nicht. Sie sind zwar süßlich, aber fade und gummiartig). Die Pflanze ist ein Schmarotzer, der dem Baum aber nicht schadet.

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Auf dem Rückweg kommen wir an Friedhöfen vorbei. Die Grabstätten sind kleine Hütten, in denen es aussieht wie am Schießstand auf der Kirmes mit knallbunten Kunstblumen und Heiligenbildchen.

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Es kommt nicht auf die Länge an

[Coihaique – Cerro Castillo – Berge per Nebenstrecke]

Ralf: Es kommt nicht auf die Länge an, aber auf die Höhe! So stehen wir nach 70km wunderschöner Piste durch die Berge vor einer Hängebrücke, welche uns wieder auf die Hauptstrecke bringen würde. Würde – denn sie lässt uns mit ihrer Höhenbeschränkung von 2,5m einfach nicht durch. Wir sind definitiv 20cm zu hoch. Das zul. Gewicht von 5t würde reichen, Breite wäre saugend. Aber die Höhenbegrenzung ist aus Stahl und angeschweißt. Da hilft nichts, wir müssen zurück.

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Anne: Vorher hatte wir die Nacht auf einer Felskuppe verbracht, 270° Rundumsicht. Gerade genug Platz, um darauf zu parken. Und die Auffahrt! Schreckensstarr musste ich zusehen, wie Ralf den steilen, buckeligen Hügel mit Vollgas erklomm und das Auto dabei abhob – es bockte und eines der Vorderräder war fast einen Meter hoch in der Luft. Und an einer Seite ging der Fels 50 Meter senkrecht abwärts…

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Auf dem Rückweg von der Brücke: In dieser Abgeschiedenheit leben die Leute noch wie zu Lederstrumpfs Zeiten. Holzhütten, kein Strom, Selbstversorgung. Kläffende Hunde und Hühner mit Kükenschar, Pferde und Schafe. Ungegerbte Tierhäute hängen über Zäunen und stinken nach Aas.

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An diesem wunderschönen Sonnentag hatten wir noch große Pläne. Doch es kam anders. PARE. Der Baustellenarbeiter stoppte uns. Sprengarbeiten. Wir kochten erst mal einen schönen Tee und teilten mit den Bauarbeiten. Nach 20 Minuten flogen Gesteinsbrocken und riesige Staubwolken und dann hörten wir den Knall. Die Bagger setzten sich in Bewegung, um zu räumen. Wir teilten Haferkekse. Noch mal 30 Minuten und wir konnten aufatmen, es ging weiter. Dachten wir. Nächster Halt 5 Km weiter, 2,5 Std Wartezeit.

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Chile verbessert die Straßen. Überall finden Sprengungen statt, Baumaschinen wühlen am Pistenrand und die Pisten werden mit Sand und Kieseln aus den umliegenden Flüssen gebaut.

Von Manihuales nach Coihaique

Viel Regen hier, sobald die Sonne durch die Wolken blinzelt, hüpfen wir aus dem Auto und machen Fotos. Herrliche blaue Lupinenfelder gesäumt von leuchtend gelben Ginsterbüschen, Wildrosen, blühendem Holunder; saftig grüne Bäume, rotblühende Büsche vor malerischer Landschaft mit Gebirgspanorama, wilde Flüsse und eine tiefe Klamm. Wir können uns kaum satt sehen.

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Coihaique. Größte Stadt Südchiles (43.000 Einwohner). Die Stadt ist umgeben von Bergketten, frischer Schnee bedeckt die Gipfel und es ist ziemlich kalt. Erstmal was Essen, dann erfolglose Suche nach einem Akkuladegerät für die Nikon, schließlich musste noch eine Wäscherei gefunden werden. Das ging ganz gut per Smartphone und GPS, allerdings war die erste Wäscherei ausgelastet und die zweite geschlossen, da standen wir mit 17 kg Schmutzwäsche. Nach kurzer Restmittagspause konnten wir aber abladen und uns auf die Suche nach einem Zahnarzt machen. Ralf hatte eine Plombe verloren und diffuse Schmerzen im Kiefer. In der Praxis wurden wir als erstes gefragt, ob wir Fernsehen gucken wollten. Verneinend versanken wir in den ausgesessenen Sofas und nach ein paar Minuten schon musste Ralf sich bereit machen. Über 2 Stunden in Behandlung: Neue Plombe, Röntgen, Wurzelbehandlung wegen Entzündung, Rezept für ein Antibiotikum. Ob er Herzprobleme hätte? Mit einer vorsintflutlichen Spritze wollte der Arzt eine Betäubung setzen, aber Ralf wollte nicht. Mein Held. Sein Arzt, Victor aus Ecuador, war ein lustiger Schelm, die medizinische Einrichtung entsprach dem deutschen Standard der 80er Jahre, die Rechnung dem aktuellen Standard. Währenddessen hatte ich im Wartezimmer verschiedene Kontakte geknüpft, Einladungen bekommen und mit der zweiten Zahnärztin über Weihnachtsmenüs gesprochen. Das Ärzteteam ist international aufgestellt – Ecuador, Kolumbien und Venezuela sind vertreten.

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Im Supermercado: Die Rocher für 12 € und Nutella für 10 € haben wir nicht gekauft. Hier unten in Patagonien ist die Versorgung mit Frischem weniger gut. Der Salat ist matschig, die Kartoffeln riechen nach Muff, die Erdbeeren sind völlig verdötscht. Vom Industrieweißbrot bekommen wir beide Sodbrennen. Überall stehen Wachleute mit schusssicheren Westen (Wie in allen großen Supermärkten, Banken, Veranstaltungen). In der Fußgängerzone zeigt die Polizei Präsenz, zu Pferd, zu Fuß, mit dem Motorrad und gittergesicherten Einsatzwagen.

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Übernachtet haben wir am Stadtrand in einer Flusskehre an der gut befahrenen Straße, nebenan feiernde Jugendliche und kläffende Köter. Es regnet dauerhaft, morgens 6°, die Nacht hat es auf den Hügelspitzen und Bergkämmen geschneit. Bei 13° im Auto waschen und Frühstück machen. Unsere Körper, der Tostador und das kochende Wasser erwärmen die Luft schließlich auf 18°.

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Mittags treffen wir zufällig unseren Zahnarzt im Restaurant bei Lifemusik und starten anschließend Richtung Cochrane.    DSC_4757 - Kopie

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Carretera Austral I

Ralf: Ich bin enttäuscht! Dass die Strecke nach Chaitén geteert war, hatte mich noch nicht beunruhigt. Doch als die Großbaustelle noch weit vor La Junta kein Ende nahm, ließ dies nichts Gutes ahnen. Jetzt stehen wir auf einem kleinen Campground am See kurz vor Puyuhapi. Dieser gehört zum Nationalpark ‚Queulat‘.

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Aus der legendären und wildromantischen einspurigen Piste ‚Carretera Austral‘ ist ein gut ausgebauter Highway geworden. Zwar noch nicht durchgängig geteert, aber das kommt noch. Naja, die Radfahrer wird’s freuen, die zwei Franzosen auf ihren Mofas sind auch nicht traurig darum. Dem Japaner mit seiner Handrikscha (leider kein Foto) schien alles egal zu sein. Mit fest entschlossenem Gesichtsausdruck zog er seine Rikscha über den staubigen Schotterpistenhighway. Kilometer für Kilometer, Berg auf, Berg ab. Hier sind alle Steigerungsformen von ‚Crazy‘ zu treffen. Ich bin sehr gespannt, bis wohin der Straßenausbau geht.

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Anne: Also ich finde es gut, wenn diese ruppige Piste ausgebaut wird. Hunderte von Kilometern durchgerüttelt werden, das ist kein Spaß. Die schönen Panoramen bleiben beim Ausbau erhalten, die nackte Erde begrünt sich bei diesem regnerischen Klima auch ruckzuck. Und diese Piste auch noch per Fahrrad, Mofa, oder zu Fuß… die sind nicht ganz gescheit.

Ralf: Am Nächsten Tag geht’s weiter nach Manihuales, kurz vorCoyhaique. Dabei ein Abstecher nach Puerto Cisnes.

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Die Strecke ist nun fast durchgängig ausgebaut. Teilweise noch zwar Schotter, aber ich rieche schon den Asphalt. Sogar vor dem Nationalpark ‚Queulat‘ macht der Ausbau keinen Halt. Hier wird gerade gerodet und die schweren Bagger räumen weg, was nicht erst gesprengt werden muss. Gerade dieser Teil der Carretera war für mich eine der schönsten Straßen, die ich bislang in der Welt gesehen habe. Das ist nun passé.

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Zwischendurch nehme ich noch zwei chilenische Anhalter mit. Sie sind vom Regen völlig durchnässt und warten schon drei Stunden in der Kälte auf einen Lift. Pavlo spricht sogar einigermaßen Englisch, zumindest besser als ich Spanisch. Beide studieren Medizin in Valparaiso. Von ihm erfahre ich auch, dass alle Chilenos in der Schule Englisch lernen – zumindest sollten sie das. Warum es keiner sprechen kann, weiß er auch nicht. Er hat es gelernt, als er nach Deutschland gereist war – Köln, Saarbrücken, Berlin. Besonders die deutschen Kuchen und die Weihnachtsmärkte sind ihm gut in Erinnerung gebelieben.

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Chaitén und Pumalin

Endlich hört es auf zu regnen und die Sonne kommt raus! Wir stehen an einem unendlich langen Sandstrand und sehnen uns nach  Bewegung. Um überhaupt am Strand entlang wandern zu können, müssen wir zwei reißende Flüsse durchqueren. Selbst an der seichtesten Stelle, dem Übergang ins Meer, knallt uns die Strömung faustgroße Kiesel gegen die Knöchel . Auah! Ein Stück weiter liegt die Haut einer toten Robbe, eigentlich nur noch ein Fellsack voller Knochen. Darum herum 1000de Fußspuren von Geiern und Hunden, die sämtliche Fleischreste vertilgt haben.

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Wir fahren weiter nach Chaitén, tanken und ein bisschen einkaufen. Es ist Sonntag, die meisten Läden haben zu. An der Tanke sprechen wir kurz mit einem Esslinger und mehreren Österreicher.

Wir speisen im „El Comedor“, wo Hausmannskost aufgetischt wird. Ralf hat frittierten Lachs (hier wird so ziemlich alles frittiert), ich nehme eine Cazuela, einen Eintopf. Erstaunlich, wie voll so ein kleiner Teller geladen werden kann. Die Suppe schwappt, und wie ein steiler Berg ragt aus der Mitte ein großer Rinderknochen auf. Es hängen einige Fleischreste daran, aber wie soll ich die halbwegs elegant ablösen?? Leichter tue ich mich damit, den fiesen Silantro (Koriander) wegzukratzen. Verdammich, ich hab schon wieder vergessen, das bei der Bestellung anzumerken! Sonst ist es lecker, eine dicke Kartoffel, ein großes Stück Kürbis, Reis, Bohnenstücke und Möhrenstücke schwimmen in der Brühe.

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Im Pumalin-Naturpark ist es wie geleckt und es gibt einige strikte Regeln: Kein offenes Feuer, Rasen befahren verboten usw. Alle Grünflächen sind gemäht, ordentliche Wege, ein bisschen wie ein englischer Landschaftspark. Wir machen eine Wanderung, 1200m steil bergauf bis zu einem Aussichtspunkt mit Gletscherblick.

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Zurück auf der Campingfläche treffen wir Holländer (seit vier Jahren unterwegs) und Dortmunder (wollen 8 Monate reisen). Die beiden haben sich einen chilenischen Jeep gekauft und erst mal einen BVB-Aufkleber auf die Tür gepappt, wie sich das gehört. Zu dem Platz gehören Sanitärräume, die aber leider abgesperrt sind. Ralf entdeckt dort eine volle Silikonspritze, mit der er erst mal die Dachluke abdichtet (Es hatte die letzten beiden Tage einige tropfende Stellen im Auto gegeben). Da Ralf mangels Leiter nicht auf das Dach kann, steckt er Kopf und einen Arm von innen durch die Dachluke. Zur Navigation wird ein Spiegel per Magnet auf das Dach gesetzt.
Am nächsten Tag scheint die Sonne. Wir haben auf der weiten Wiesenfläche den Frühstückstisch aufgebaut und werden gleich mehrmals ermahnt, können aber wenigstens eine halbe Stunde aushandeln. Mit Vulkanblick (vorwärts und rückwärts).

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Die Mittagspause verbringen wir an einem Fluss, Ralf repariert das Türschloss und ich mache sauber und koche. Auch das Ladegerät der Kamera ist hinüber, Ralf lötet es mit Schraubenzieher und Gasflamme. Es fängt schon wieder an zu tröpfeln.

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Durch die Fjorde

Regen, Regen, Regen. Jetzt schon den zweiten Tag, ohne Unterlass. Gestern waren wir noch optimistisch… Wir sind entlang der Fjorde gefahren und haben immer wieder Lachsfarmen gesehen, leider keine Delfine (die sonst immer in der Nähe auftauchen). Dann ein Schild: Therme. Ein Parkplatz und Wohnhaus inmitten von romantischen Margeritenwiesen, sehr hübsch. Leider auch sehr teuer, 30 € für uns beide, was hier etwa einem Handwerker-Lohn für zwei Tage Arbeit entspricht. Weil es stramm regnete, sind wir mit kurzen Hosen, Sandalen und Regenjacken zur Therme gewandert und konnten die Kleidung in einer Hütte ablegen. Wir wähnten uns alleine und sind nackig in den größten Pool geklettert, was einen älteren Herrn (kam eine Weile später) etwas irritiert hat. Statt seine Badehose ebenfalls auszuziehen, hat er sich in die hinterste Ecke des Pools verkrochen und seinen Blick in die Ferne schweifen lassen. Seine Brille war aber eh total beschlagen. Außer den verdammt heißen Pools gab es auch noch einen Bereich, den die Eigentümer noch nicht ausgebaut hatten. Dort ging der Blick in die wilde Flusslandschaft und das Wasser war auch nicht ganz so heiß, man konnte sich zwischendurch im Fluss abkühlen. Hinterher hatten wir Druckstellen am Pöppes, weil wir die ganze Zeit auf fiesen spitzen Steinen sitzen mussten und mir war ganz schwindlig von dem heißen Wasser. Seit der Aktion sind die Rucksäcke, Handtücher, Kleidung und Sandalen klatschnass und überall in unseren vier Quadratmetern hängen Strippen mit Zeugs zum Trocknen.

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Als wir einen Abstecher an der Küste entlang fuhren (die Landschaft war ziemlich öde), waren die Strände teilweise weiß von Muscheln und Schneckenhörnchen, hier scheint sich niemand für diese Schätze zu interessieren. Aber ich schon! An anderen Stellen lagen meterhohe Haufen von Miesmuscheln, die die Fischer hier anscheinend ernten. Wir haben Falken, Eisvogel und Geier fotografiert, schwarze Schweinchen, die am Strand spazieren gingen, bunte Boote und Holzkirchen und einen knallbunten Friedhof voller Girlanden und neonfarbigen Plastikblumen.

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Nachdem gestern im Fährdorf Hornopirén kein brauchbarer Übernachtungsplatz zu finden war, sind wir 40 Minuten über eine üble Loch-an-Loch-Piste gerumpelt und haben an der Küste übernachtet.

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Heute Morgen dann wieder zurück zum Dorf und auf die Fähre, die übrigens ein Import aus Griechenland ist (übers weite Meer bis hierhin geschippert!). Wir hatten uns das so schön vorgestellt, bei frischem Wind mit toller Aussicht auf die Berge durch die Fjorde…Wir durften ein Bild von der Schiffsbrücke machen, einer der Schiffer hat mich fürs Foto zum Steuerrad gewunken. Sehr beeindruckend war auch der blinkende Weihnachtsbaum im Passagierraum und vor allem der Gemüseschrank mit dem vergammelten Blumenkohl auf dem Oberdeck (Wir haben nicht auf dem Schiff gespeist). Nach ein paar Stunden sind wir angelandet und etwa 50 km auf Schotterpiste durch den Naturpark Pumalin gefahren. Die Strecke ist wunderschön und es gibt hier vom Park verwaltete Campingplätze an den Seen und Flüssen. Jetzt stehen wir an einer weiten Meeresbucht mit schwarzem Sandstrand bei Santa Barbara. Vorhin hat es mal 15 Minuten lang etwas weniger heftig geregnet, so dass wir eine Runde über den Strand laufen konnten – morgen wird bestimmt alles besser!

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Gerade lesen wir mit Bedauern, dass Douglas Tompkins vor vier Tagen beim Kajakfahren unweit von hier mit 72 Jahren tödlich verunglückt ist. Ich denke, er war einer der Guten. Er hat mit seinen vielen Millionen Gutes geschaffen und für den Naturschutz gekämpft. Douglas Tompkins ist Begründer der Outdoormarke ‚The North Face‘ und der Modemarke ‚Esprit‘. Mit seinem Geld hat er Land in Chile gekauft und den Pumalin-Naturpark gegründet, um vor Raubbau durch Holzindustrie und Rinderzüchter zu schützen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Pumal%C3%ADn-Park
https://de.wikipedia.org/wiki/Douglas_Tompkins
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Siete Lagos adé

Richtung Osorno. Bei einer Mittagsrast am Flussufer warfen wir die zähen Teile unserer Fleischlappen in die Böschung, eigentlich für die verwilderten Hunde gedacht. Ein paar Falken landeten direkt vor unserem Tisch und schnappten sich die feinen Stücke.
Ziel ‚Lago Panguipulli‘. Diesen Platz kannten wir von 2011 und er ist noch genauso wie in unserer Erinnerung. Zur Reinigung sind wir ein paar Mal eingetunkt, zum Schwimmen hätten wir ewig weit durch das kniehohe Wasser waten müssen. Wir waren nicht die einzigen, die auf Reinigung aus waren: In einiger Entfernung fuhr ein Kleinwagen sehr langsam durch das Uferwasser, hielt immer wieder an. Eine Frau wuselte mal auf der einen, mal auf der anderen Seite – Autowäsche!
Am nächsten Tag fuhren wir zu Bernstein-Uwe bei Las Cascadas, der mittlerweile geheiratet hat und mit seiner Holden im ‚The Blockhouse‘ Essen und Übernachtung anbietet. Das Haus steht direkt am Seeufer und durch meterhohe Fenster kann man den Sonnenuntergang beobachten. Und wen trafen wir noch? Hannu und Sibylle, die wiederum Andreas Schrauberprinz und Dirk Schäfer kennen. Die beiden sind anlässlich der Hochzeit von Uwe und Nicole hergeflogen. Sie lassen schön grüßen!

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Durchs Hintertürchen nach Pucón

Mein Pfadfinder hat ohne irgendwelche Aufzeichnungen „unsere“ Stelle am See Carburgua von 2011 wiedergefunden. Was für ein Glück, denn es ist immer sehr schwierig, am Seeufer überhaupt etwas zu finden. Alle Grundstücke gehen bis in den Uferbereich und sind komplett eingezäunt, da reiht sich Besitz an Besitz und man kann allenfalls mal einen kleinen Blick auf den See erhaschen. Wahrscheinlich ist der steile, geröllige Hang anderen Fahrern zu riskant. Leider ist das Wasser richtig kalt, wenig verlockend. Abends sitzen wir am Ufer und sehen die neuen Fotos an.
Am nächsten Tag kommen wir nicht weit, denn nach 20 Minuten Fahrt entdecken wir eine weitläufige Flusslandschaft mit Kühen, die zur Abwechslung mal nicht eingezäunt ist und bleiben. Wir machen Bekanntschaft mit einer Gruppe Reiter, die bereits drei Tage unterwegs ist . Schlafen unter freiem Himmel, in zwei handgewebten Beutelchen nur das Nötigste dabei. Heute bringt ein Pick-Up Essen, Trinken, Schlafsäcke. Der Chef der Truppe nötigt mich auf sein Tier. Ich lehne mehrmals ab, hab gegen den aber keine Chance. So sitze ich nach etwa 30 Jahren zum ersten Mal wieder auf einem Pferd. Leider stehen die Steigbügel viel zu tief und der Sattel ist mega unbequem, das arme Tier ist außerdem am Bauch wund gescheuert. Der Reitersmann reagiert aber sofort und setzt die Bauchgurte um, später reitet er mit dem Ersatzpferd weiter. Großes Adios, als die ganze Gruppe durch die Furt davon reitet.
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Pucón. Im Dorf ist Stromausfall, deswegen hat der Bäcker kein Brot, der Supermarkt nur Notbeleuchtung und Taschenrechner, das Restaurant kein Internet. Neulich konnten wir aus dem Grund auch nicht tanken, scheint hier normal zu sein.
Und immer allgegenwärtig: Der Vulkan Villarica, Giftgase ausstoßend.

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China Muerte – ein Deckel ist noch offen!

[Piste von Melipeuco nach Quinquen]
Ralf: Diese schöne Piste hatten wir auf unserer letzten Tour links liegen lassen. Seinerzeit, als ich mit Sebastian und Carola diese per Motorrad gefahren bin, war sie für Geländewagen sehr schwierig. Aber die Pisten verändern sich ständig in ihrem Zustand – mal werden sie schlechter, manchmal aber auch besser. Wir haben Glück!. Die Schlüsselstellen wurden ausgebessert.
Anne: Ausgerechnet mit mir! Zig Kilometer nur Gerumpel und Geschaukel, tiefe Auswaschungen, schmale Wege und steile, tiefe, unbefestigte Gänsehaut-Abhänge. Eben alles, was des Geisters Herz begehrt. Zu allem Übel hatte ein Waldbrand gewütet, so dass wir endlos durch schwarz verkohlte Baumstümpfe fuhren. Irgendwann erreichten wir eine hügelige Hochebene, weite Sumpfwiesen, uralte Araukarien, ein Fluss. Unser Übernachtungsplatz. Leider auch extrem viele Mücken, was ich – und nur ich! – aber erst am nächsten Tag so richtig gemerkt habe. Ah, wie das juckt. Davon abgesehen aber ein besonderer Ort, still, naturbelassen, von großer Schönheit.
Als wir von einer kleinen Erkundungstour zurück kamen, hielt ein voll besetzter Pick-Up neben uns. Als unser Smalltalk zu holperig wurde, stieg schließlich die ganze Familie aus. Willem, ein junger Holländer, der Papas Töchterchen geschwängert, hatte, übersetzte ins Englische. Seine Liebste stand mit rundem Bauch im Hintergrund und meinte: „Sse wotta is kollt!“ Hä?!? Ah, das Flusswasser, dass gelegentlich gefurtet werden muss, ist arschkalt, genau! Es ging vor allem darum, dass alle sich Sorgen um uns machten. Der Sprinter war gut versteckt, und die guten Leute hatten angenommen, dass wir zu Fuß waren und damit noch viele Kilometer einsame Wanderung vor der Brust gehabt hätten. Und hinten auf dem Pick-Up wäre noch Platz gewesen für zwei müde Wandersleute aus Deutschland.

Am nächsten Morgen ging es über eine Pisten-Brücke. Bei dieser Bauweise werden länge Baumstämme über den Fluß gelegt, die Lücken mit Steinen und Erde aufgefüllt. Auf den ersten Blick sehen die größen Löcher, die bei der Benutzung entstehen, ziemlich erschreckend aus, aber so ein Allrad macht jede Menge mit! Kurz darauf eine spritzige Furt, Ralf ist gleich drei Mal durch, weil er ein schönes Video von diesem denkwürdigen Moment wollte, auch noch ein schönes Foto und beim dritten Mal ist sowieso alles viel besser. Der Fluß wirkte so unberührt, dass wir hier auch Wasser aufgenommen haben – trotzdem kommen immer noch ein paar Tröpfchen Chlor oder Silberionen hinein.

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