Futaleufú

Futaleufú, Grenze, Trevelin, Esquel, Parque National Los Alerces, El Bolson

In Futaleufú übernachten wir an einem kleinen Fluss unter einem Blätterdach und fahren am nächsten Tag über die Grenze nach Argentinien. In den Bergen sehen wir Rauch – schon wieder eine Blockade? Oder ein Brand? Im nächsten Dorf, Trevelin, wird erst mal ausgiebig eingekauft. Handgemachte Ravioli und Tiramisu, Brot und Schinken, Gemüse und Obst. In einem Fischladen kaufe ich Forellen, leider gibt es hier nur gefrorenen Fisch. Ralf besorgt Lammfleisch zum Grillen, schließlich sind wir in Argentinien, da sind Lamm und Rind Pflicht. Ich habe heute Geburtstag, bin aber nicht so gut drauf. Es ist furchtbar heiß, das kann ich gar nicht leiden. Ich wünsche mich in meine kalte Werkstatt. Knapp hinter Trevelin findet Ralf einen schattigen Platz am Fluss. Mit einigen Mühen parken wir unter den Weiden, schön eigentlich – bis auf die Müllhaufen. Kurze Zeit später tauchen die ersten Einheimischen auf, wandern um das Auto herum – wir stehen blöderweise direkt an einem Pfad, der zu einer Gumpe mit Sandstrand führt. Wenig später läuft eine komplette Schulklasse an unserem Lager vorbei. Buenos dias, buenos dias! Dann ein Vater mit seinen Söhnen, deren alte Schrottkarre nur einige Meter entfernt parkt. Wegen der offenen Fenster, dem Duftbäumchen am Rückspiegel und der sengenden Sonne auf dem schwarzlackierten Auto wabert ständig ein feiner Klosteinduft zu uns herüber. *grrrrr* Etwas später kommen ein paar Schüler und hätten gerne heißes Wasser für den allgegenwärtigen Matetee. Später kommt die Lehrerin Nachschlag holen. Als endlich alle weg sind, schneide ich Ralf‘s Haare und Bart und wir grillen das Lämmchen im Mondenschein. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück können wir nackig in die große Gumpe hüpfen, wir ganz allein. Unser Spiel: Wir hüpfen an einer Biegung ins Wasser, die starke Strömung reißt uns ein paar Meter mit. Immer wieder und wieder, kein Wunder, dass die Schulklasse sich diesen Platz ausgesucht hatte!

Als wir weiterfahren, ist es noch halbwegs kühl, das ändert sich aber leider schnell. Ralf will die Piste zum NP nehmen, aber dort hat es gestern Abend gebrannt (daher der Rauch!) und nicht alle Teile sind zugänglich. Der Eintrittspreis wird aber trotzdem nicht reduziert. Dann eben nicht. Der orkanhafte Wind, den ich sonst gar nicht leiden kann, erlöst uns vom der schlimmsten Hitze, weht aber so heftig durch das Auto, das vor der Nase kaum Sauerstoff verbleibt. Bald endet der Asphalt und wir fahren Piste. Es ist sehr trocken und sehr staubig und dauernd muss wegen entgegenkommender und überholender Fahrzeuge das Fenster hoch gedreht werden, wir schwitzen bei 50° in der Kabine. Grau-en-haft! Als wir abends um 19 Uhr endlich im NP ankommen, hüpfen wir sofort in den See. Der Campingbereich ist aber schräg, stark belegt und ohne Schatten, also noch weitere 30 Km Piste zu einem anderen Platz. Dort kommen wir gegen 21 Uhr endlich an. Der Wind stürmt heftig und treibt dicke Wolken heran. In der Nacht regnet es, Ralf merkt davon nix und die Stühle stehen noch draußen! Ist ja dunkel: Nackt, wie der Herr mich schuf, springe ich aus dem Bett, schaffe die Stühle ins Auto und krieche wieder unter die Decke.

Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt, es ist kühl, aber windstill. Nach dem Frühstück springen wir in den See, ganz schön frisch, meine Herren! Heute stehen Reparaturen an, Aufräumarbeiten, Blogtexte schreiben. Ein junger Mann bittet Ralf inständig, nach El Bolson mitgenommen zu werden. Die Hand, die er Ralf zur Begrüßung geben will, ist total verdreckt, verschämt zieht der Bursche seinen Ärmel darüber. Der See war ihm wohl zu kalt zum Waschen! Er hat zwei Freunde, die auch mitfahren wollen. Nach ein paar Stunden fahren wir los, halten in einem Dorf zum Einkaufen, essen ein paar Teilchen und kündigen uns mit dem Handy der Jungs bei Gabi und Friedel in El Bolson an. Als die drei Burschen in der Dorfmitte aus dem Auto steigen, ist unser Bett ganz schmutzig, die Rucksäcke hatten darauf gelegen. Aber Gabi hat ja eine Waschmaschine. Wir machen noch ein schönes Erinnerungsfoto. Einer der Jungs ist Akrobat und wird in ein paar Tagen im Zirkus auftreten, wir sollten doch kommen, meint er. Abends gegen 22 Uhr sind wir endlich bei Gabi und Friedel angekommen. Hier bleiben wir die nächsten zwei Tage.

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Valle Mirta

La Junta, Valle Mirta, Lago Claro Solar (Bauernfamilie)

Am nächsten Tag kommen wir über La Junta, wollen Strecke machen. Wenn da nicht eine kleine Piste in die Berge abgehen würde, nicht auf der Landkarte, aber auf Ralfs GPS-Karte, mit dem verheißungsvollen Namen Valle Mirta. Die Piste führt in eine alpine Landschaft mit vereinzelten Bauernhöfen, die Sonne scheint, es ist sehr schön, wird aber immer heißer. Bei 35° im Schatten lagern wir bis 20 Uhr abends an einem kleinen, klaren, schnellen, saumäßig kalten Gebirgsflüsschen, dem Rio Mirta. Jede Stunde tauchen wir für ein paar Minuten ein, um schnell wieder herauszuspringen, denn in diesem Fluss fließt Gletscherwasser. Gegen Abend naht eine chilenische Familie und Schluss ist mit Nackedei. Wir wickeln uns in aller Eile in Handtücher, weil diese freundlichen Menschen sofort herüberkommen, um uns zu begrüßen. Als es kühler wird, wollen wir noch ein paar Kilometer machen.

Nur wenig weiter: An der Piste steht ein einfaches Holzschild: Zugang zum Lago Claro Solar. Da muss man doch mal gucken, meint Ralf. Zäune verschiedenster Arten, am beeindruckendsten ist ein Tronco-Zaun aus meterdicken Baumabschnitten. Das dicke Schwein dahinter dreht mir seinen fetten Hintern zu und hört nicht auf „Dutzidutzi“ und andere liebevolle Zurufe. Währenddessen hält ein Pick-Up neben uns. Zwei Männer fragen nach dem woher und wohin und bestätigen, dass es hier zum See geht. Ein Stück weiter hält der jüngere uns sogar das Gatter auf. Die beiden scheinen auch zum See zu wollen. Sie ruckeln sachte vor uns her, wieder ein Gatter, dann fährt der Ältere zu einem Wohnhaus. Der junge Mann geht uns voraus über eine Viehweide, bis zum Seeufer, zwei Boote dümpeln in der kleinen Bucht. Es stellt sich heraus, dass wir gerade den Besitzer samt Schwiegersohn kennengelernt haben. Um die Konditionen zu klären, begleiten wir Patricio samt inzwischen eingetroffenem Töchterchen Alison-Daniela und Pudel Augustin zum Wohnhaus. Wir müssen, ob wir wollen oder nicht, auf zwei fetten, ausgelutschten Sesseln Platz nehmen und bekommen von der Hausfrau ein Getränk und ein frittiertes Brötchen gereicht. Nacheinander betritt die Restfamilie den Raum und wir hieven uns jedes Mal mühevoll aus dem Sessel und werden von jedem einzelnen geherzt und abgeküsst. Insgesamt 6 mal. Smalltalk, dann bekommen wir Essen, heiße Dusche, Gästezimmer, Frühstück, Bootstour samt ruderndem Vater angeboten, lehnen aber alles ab und gehen zum See. Es ist schon spät, fast dunkel. Eine Bootstour wäre nett. Wir schieben das Ruderboot ins Wasser und mein Kavalier schnappt sich die Ruder. „Ich stake uns damit raus!“ Leider liegen in der kleinen Bucht jede Menge Baumstämme und dicke Findlinge, nur ein schmaler Durchgang ist frei. Den kann man aber im Halbdunkel nicht erkennen. Wir hängen schließlich auf einem Baumstumpen fest, wegen dem ganzen Schilfzeug kommen wir weder vor noch zurück, und als wir endlich im Vollmondschein auf den See hinauspaddeln, ist es komplett dunkel geworden.

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, als ich gerade mein Würstchen im Gebüsch abseile, erscheinen die Frauen. Ich schaffe es gerade noch, mir die Hose hoch zu ziehen und schon werde ich herzlich begrüßt. Die Boote sollen geschrubbt werden, damit wir es schön haben. „ Nicht nötig, wir waren doch gestern Abend schon auf dem See usw.“, aber der Reinigungstrupp lässt sich nicht abhalten. Etwas später kommen wir zum Wohnhaus hoch und wollen unsere Bootstour bezahlen. Enttäuschte Gesichter. Wie, wir wollen fahren? Jetzt schon? Dazu muss man sagen, dass die hiesigen Bauern sehr weit abgelegen von sämtlicher Besiedelung liegen und mit wenigen Tieren und Selbstversorgung kaum Geld erwirtschaften können. Der Vater hätte z.B. gerne Geld verdient, um sich einen Zahnersatzanfertigen zu lassen – nehme ich jedenfalls an. Mit den acht Restzähnen in seinem Mund war jedenfalls nicht viel mit Kauen. Die Situation war irgendwie ein bisschen peinlich, aber der Platz war einfach nicht schön genug, um unseren Ansprüchen zu genügen: Mieser Seezugang, schräger Standplatz, kein Seeblick, keine Badebucht, die ganze Nacht Muhen und Bellen und jede Menge Insekten…

Bei der Weiterfahrt landen wir nach einigen Kilometern mal wieder vor einer Brücke mit Höhenbegrenzung – natürlich wie immer ohne Hinweisschild – so dass wir den kompletten Hinweg wieder zurückfahren müssen. Obwohl wir schon fast beim nächsten Dorf angekommen waren. Und die Piste wird auch noch frisch gegradet (gepflügt, geeggt und wieder geglättet), zum Glück lässt der Grader uns bald vorbei und wir zockeln Richtung Futaleufú.

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Queulat

Queulat-NP mit Hängegletscher

Am Folgetag geht’s über Manihuales nach Norden. Zwischendurch eine kleine Gumpenpause am Fluss, denn es ist wieder sehr warm – zumindest die Luft, das Wasser weniger *brrrrr*. Weiter im Queulat-Nationalpark stellen wir uns wieder mal in einen Stau. Die Straße ist wegen Sprengarbeiten von 13-17 Uhr gesperrt, es ist 15 Uhr. Die Piste ist heiß und staubig, kein Schattenplatz in Sicht, aber in der Kurve führt ein kleiner Weg zu einem Wasserfall, dort ist es schattig und kühl. Auf der Aussichtsplattform lernen wir eine Gruppe Israelis kennen, etwa in unserem Alter, alle sprechen Englisch. Sie erzählen, dass in Israel jeder, egal ob Junge oder Mädchen, nach der Schule drei Jahre Militärdienst leisten muss und die meisten jungen Leute danach ein Jahr Urlaub machen, unter anderem in Latinoamerika. Dass viele junge Israelis in Berlin leben. Zeigen uns Fotos ihrer Wanderungen, sehr sportlich, die vier. Wir geben noch einen kühlen Kiwisaft aus und winken uns zum Abschied, denn endlich geht es weiter. Im Kern des Nationalparks strahlt uns der Hängegletscher in vollem Sonnenlicht an. Ein 3-stündiger Weg führt zur Aussichtsplattform, keine Chance, schon 19 Uhr. Ein 45-minütiger Weg führt zum Gletscher-See, den nehmen wir. Leider sind wir zu spät, um mit einem Motorboot nah an den Gletscher herangefahren zu werden, Ralf ist traurig. Zum Übernachten fahren wir raus aus dem NP, denn der Campingplatz ist uns zu teuer. Wir hatten auf dem Hinweg einen Platz gespeichert, in einer Kehre der alten Piste. Dort haben wir eine tolle Aussicht auf den Fjord mit herrlichem Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen schwimmt während des Frühstücks eine Gruppe Delphine vorbei.

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Marmorgrotten

Chochrane – Rio Baker – Marmorfelsen – Coyhaique

Über Cochrane fahren wir am Rio Baker entlang, einem unglaublich blauen Fluss mit Stromschnellen. Ralf ist ganz verliebt in diese leuchtende Farbe und muss immer wieder anhalten und gucken. Irgendwann gelangen wir wieder zu den Marmorfelsen, diesmal wollen wir es packen! Leider fängt es sachte an zu regnen und hört auch nicht mehr auf. In Regenklamotten und (vorgeschriebenen) Rettungswesten lassen wir uns zu den Felsdomen schippern und sehen am Strand sogar ein Huemul, eine Art Reh, das hier sehr selten ist. Der Bootsführer zückt sofort sein Handy und macht mit uns zusammen Fotos. Der Wind weht ordentlich und das leichte Aluboot liegt nicht besonders gut auf den Wellen. Wir müssen uns mehrmals umsetzen, damit d as Gewicht gleichmäßig verteilt ist.

So langsam kennen wir uns gut aus in Coyhaique, von allen größeren Städten die netteste. Wir waren mal wieder im Waschsalon, in unserer Stammbäckerei, auf der Plaza zum Internetten. Wir haben an einem Fluss inmitten von Weidengebüsch übernachtet, eigentlich schön, bis auf den vielen Müll. Jetzt soll es weiter gehen – eigentlich. Aber schon nach vierzig Kilometern finden wir einen angenehmen Platz für die Mittagspause. Es ist sehr warm, ein schattiges Plätzchen ist gefragt. Der Fluss schlägt einen großen Bogen und hat viel Sand abgelagert, so dass ein großer Strand entstanden ist. Mächtige Baumstämme liegen an einer Uferseite, dazu hellgrüne Weiden, sehr hübsch. Einige andere Leute haben sich hier ebenfalls niedergelassen, aber es gibt genug Platz für alle. Wir parken an einem Hang oberhalb. Vor 4 Jahren stand hier noch eine Hausruine, von der nur noch die Bodenplatte geblieben ist – und der verwilderte Garten! Eigentlich hatte ich nur ein verschwiegenes Kackplätzchen gesucht, bin aber durch den herrlichen Duft auf die Himbeeren aufmerksam geworden. Ich pflücke mehrere Behälter voll, während Ralf ein extrem spannendes Buch liest und gar nicht mehr aus seinem Stuhl kommt. Wir bleiben über Nacht.

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Caleta Tortel

Eine Stadt ohne Autos? Kann man sich das vorstellen? Dann noch an der Küste mit rauf und runter? Vermutlich nicht so ohne weiteres – denn wie soll das gehen? Wie kommt die Feuerwehr zum Einsatzort? Wie kommen die Kinder zur Schule? Hier in Caleta Tortel geht alles zu Fuß. Ok, die Feuerwehr hat auch noch ein Boot. Die Häuser stehen auf Stelzen und sind direkt ans Meer gebaut. An den Hausbaustellen staunen wir über die Konstruktion der Häuser. Es ist ein enges Fachwerk mit ca. 70mm Kanthölzern. Außen mit OSB beplankt, innen mit Presspappe. Auch zweistöckige Häuser bekommen keine dickeren Querschnitte spendiert. Da frage ich mich, warum bei uns die Balken alle doppelt so dick sein müssen? Der Ort säumt eine Fjordbucht, somit ist sie vor den Wellen des offenen Pazifiks geschützt, aber Ebbe und Flut sind auch hier sichtbar. Die Abwassersammeltanks an der Küste sind allerdings neu. Die gab es bei meinem letzten Besuch noch nicht. Die Häuser sind untereinander durch ein Netz von Laufstegen, auch auf Stelzen, erreichbar. Auch hier gibt es Schulen, Kindergärten, Stadtverwaltung, Polizei, Feuerwehr, etc. – wie in einer richtigen Stadt. Sogar das Flugfeld in ca. 3km Entfernung hinter dem Berg ist über solch einen Laufsteg erreichbar. Alle Autos werden auf einem Platz vor dem Ort geparkt. Leider ist das Essen recht teuer, aber der Wildlachs aus dem Rio Baker mit Reis, welcher sogar mit Kräutern garniert ist, schmeckt hervorragend.

Wir lernen noch einen Deutschen kennen. Er ist mit einer kleinen Gruppe mit zwei Zodiak-Motorbooten unterwegs. Sie wollen in 6 Wochen die komplette südchilenische Fjordküste entlang bis Kap Horn fahren. Mal eine andere Art zu Reisen.

Auf dem Weg hierher war das Wetter blöderweise bedeckt, und die tollen schneebedeckten Berge fast nicht zu sehen. Da keine Wetterbesserung in Sicht, drehen wir hier ab und fahren nicht wie geplant bis Villa O’Higgins, dem Ende der Carretera Austral. Zurück in Cochrane ist zumindest dort wieder herrliches Wetter und wir finden einen versteckten Strand am Lago Cochrane.

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Coyhaique – Kurz vorm Ende

Cochrane (Chile) – Kurz vorm Ende der Carretera Austral

In Cochrane parken wir an der Plaza, Ralf nutzt das freie Internet, ich gehe einkaufen. Hier gibt es den tollsten Supermarkt von ganz Chile! Ralf kennt ihn noch von seiner ersten Reise: Ringsum Theken aus Holz und Glas, die Verkäufer holen jedes einzelne Teil aus dem Lager oder den rückwärtigen Regalen. Inzwischen ist modernisiert worden, in der Ladenmitte stehen dicht gedrängt Selbstbedienungsregale. Was es hier alles gibt! Eine Vitrine mit Waffen, Kleinmöbel, Kettensägen, Flaschenzüge bis 20 Tonnen, Kochtöpfe, Obst, Lebensmittel, Stoffe, Schuhe, Kosmetik, Geschirr, Geschenke, Schulbedarf – wirklich alles, und noch viel mehr. Sagenhaft. Außerdem gibt es hier das leckere Kunstmann-Bier in den Sorten ‚Miel‘ und ‚Arandano‘ (Heidelbeere).

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Mordor – das Grenzland

Lago Posadas nach Cochrane

Ralf: Wir nehmen die Nebenstrecke zum Paso Roballo. Dank der GPS-Karte (OSM) finde ich die feldwegähnliche Piste durch die bunten Berge. Sie bietet eine grandiose Aussicht auf die Seen. In kleinen Bögen windet sie sich um Felsen und führt rauf und runter. Wie oft habe ich mir mein Motorrad herbeigewünscht? In den vereinzelten Lagunen können wir Flamigos beobachten. Gelegentlich müssen wir auch Viehgatter öffnen – und natürlich wieder schließen.

Wolken rasen am azurblauen Himmel dahin. Die bizarren und bunten Berge werden mit einem ständig wechselnden Lichtspiel illuminiert. Mal Mordor und Sauron, mal Auenland.

Der Paso Roballo ist der südlichste Grenzübergang für motorisierte Fahrzeuge wie unseres.

An der argentinischen Grenzstation begrüßt uns ein kläffender Hund. Draußen sind die Pferde auf der Wiese zwischen den grünen Pappeln. Als wir die kleine Grenzstation betreten, ist einer der Beamten bereits in Zivil und hört Techno im Nebenraum. Wir haben 19Uhr. Der andere trägt noch Uniform. Hinter ihm an der Wand hängen die Bilder der vergangenen Präsidenten. Manche davon haben historischen Wert. Ich frage, wie viele Leute hier arbeiten. Er erklärt, sie seien zu viert und wechseln die Grenzstation alle vier Wochen. Die Papiere werden außergewöhnlich gründlich geprüft.

An der chilenischen Grenze werden wir per Handschlag willkommen geheißen. Aber die SAG-Kontrolle bringt Anne zum Schwitzen. Es dürfen keine pflanzlichen oder tierischen Produkte im ungekochten Zustand importiert werden. Im Detail scheinen sich die Beamten aber nicht einig zu sein, denn hier wird unsere Butter und der Honig konfisziert. Als wir dann noch fast alle Kisten ausräumen müssen, wird es eng mit Annes Schätzen. Anne: Schwitz! Glück gehabt! Vor der letzten Kiste, der mit den Steinen, Holzstücken und Muscheln hört der beflissene Zöllner endlich auf zu suchen. Er war verdammt nah dran und alle meine Taktiken haben ihn nicht genügend abgelenkt (Chilenischen Hut aufsetzen, „Viva Chile!“ rufen, viel Quatschen, unwichtige Sachen en masse zeigen…).

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Steinreich

Lago Posadas

Ralf: Mitten im Nichts taucht der Ort Lago Posadas auf. Er wirkt wie eine Geisterstadt – hat wohl erst in der Saison Hochbetrieb. Nur wann ist hier Saison? Wir haben Sommer! Egal – nachdem wir fast alle Straßen abgefahren sind, haben wir einen Laden mit Brot und Teilchen gefunden. Die sogenannten Frakturas sind in Argentinien zum Teil sogar lecker.

Weiter am See finden wir eine versteckte Piste zum Seeufer mit Sanddünen. Das eiskalte Wasser und der starke Wind lässt mich zum Held werden – einmal eintauchen!

Anne bekommt Fieber – sie will zu ihren bunten Steinen an einer Stelle 25km weiter. Spät machen wir uns auf den Weg. Doch das atemberaubende Abendlicht auf diese bunten Berge zwingt uns zu zahlreichen Fotostopps. Dann das nächste Hindernis – ein kleines Schild weist zu einem ‚Arco‘ – einem Steintor im See. Auch diese Piste müssen wir wegen dem tollen Licht jetzt nehmen. Es hat sich gelohnt, aber Annes Steine sind erst morgen dran.

Steine suchen! Bei Windstärke 13 (gefühlt) branden die Wellen heftig am Seeufer an. Wir werden durch die Gischt ziemlich nass, aber die bunten Steine lassen sich nass auch am besten erkennen. Nach zwei Stunden hat Anne ihren Schatz zusammen und ist glücklich. Es gibt Kuhflecken-Steine, Sprenkelsteine in rot, grün und violett, Streifensteine und Quarzige.

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zu den bunten Steinen

El Calafate – Pampa – Lago Posadas

Anne: Auf der Fahrt in die Pampa hatte ich schon damit gerechnet, irgendwo im staubigen Niemandsland neben der Piste zu übernachten. Aber der Herr war mit uns: Obwohl normalerweise neben der Piste alles zugezaunt ist, entdeckten wir ein offenes Tor. An dieser Stelle floss der Fluss, den wir schon lange begleitet hatten, in einer großen Schleife vorbei. Perfekter Platz! Vom Lärm der Straße hörten wir nichts mehr, der Wind beruhigte sich und die Abendsonne tauchte die Felsen in oranges Licht. Wir hatten ein schönes Bier zum Abendessen, es war warm genug, um draußen sitzen zu können und im Kies lagen viele hübsche Steine.

Der nächste Morgen war warm und sonnig, nach dem Frühstück am Flussufer rauschten wir los in die Pampa. Asphalt, dann Schotterpiste und Staub, dann immer heißer im Auto und Hunger. In der Ferne konnte Ralf einen See ausmachen, ideal für die Mittagspause – nur leider kein Weg dorthin zu entdecken. Ralf gibt aber so schnell nicht auf. Eine Lücke in der Umzäunung, eine alte Zufahrt und schon holperten wir über Stock und Stein, bis der Weg endete. Aber nicht für Ralf: Er bahnte sich einen Weg durch Gestrüpp und Steine, querte ausgetrocknete Furten und rutschige Sandbänke und fuhr schließlich durch einen ausgetrockneten Bachlauf zum Seeufer. Der Burner: Im Bachlauf liegen schöne Steine und Achate!

Wir fahren weiter, tanken bei jeder Tankstelle (bei einigen ist der Sprit rationiert), wollen heute noch so nah wie möglich an Lago Posadas herankommen (Der fleißige Leser erinnert sich vielleicht: 2011, die kuhfleckigen, bunten, geschliffenen Steine).

Ralf: Die Tankstelle ‚Tres Lagos‘ und die Raststätte ‚Tamel Aike‘ werden allen, die schon selbst die Ruta 40 gefahren sind, im Gedächtnis stecken.

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hier wird der Wind gemacht

Puerto Natales

Premiere im Tenedor libre (freies Buffet) im Club Deportivo Natales – Anne gründet die erste Esssportgruppe: 3 Teller Suppe, 2 Teller Lachs und Schnitzel und zum Nachtisch Melone.

Anschließend rollen wir in Richtung Nationalpark ‚Torres del Paine‘ und übernachten auf dem Weg am See. Vor vier Jahren war ein großer Teil des Parks durch einen Brand verunstaltet. Zum Glück haben sich die Gebiete zumindest am Boden wieder begrünt und man sieht ‚nur noch‘ die angekohlten toten Bäume. Für mich (Ralf) ist diese Berglandschaft die schönste und eindrucksvollste die ich kenne. Zum Wandern ist dieser Park großartig. Allerdings sind es zumeist mehrtägige Wanderungen, die für uns nicht in Frage kommen. Wir wählen die wenigen kurzen Wege zum Lago Grey mit seinem Gletscher und zum Aussichtspunkt ‚Los Cuernos‘ mit großartiger Aussicht über den See auf das Bergmassiv.

Das Wetter ist prima. Wolken und genügend Abendsonne. Wir kommen in einen Fotorausch und fahren die tolle Strecke am Fluss rauf und runter. Selbst Anne rauscht mit und wird nicht müde auszusteigen und sich für Fahrfotos bereit zu machen. Keine Ahnung wer diese Fotos jemals alle sehen soll…

Von der neunstündigen Wanderung vom Campingplatz zu den Paine-Türmen kann ich Anne nicht überzeugen. Ich tröste mich damit, dass ich schon mal dort war. So fahren wir am nächsten Tag weiter nach El Calafate zum Perito-Moreno-Gletscher – für mich zum vierten Mal. Aber ich werde nicht müde, ihn mir immer wieder anzusehen. Auf dem Weg nehmen wir noch Wasserfall ‚Rio Paine‘ mit.

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