06 Über Sajama nach La Paz

20.Oktober 2017, Geisir im Sajama NP
Wir satteln auf und nehmen die Etappe nach La Paz in Angriff.

La Paz – der Hexenkessel

 

19.Oktober 2017, Geisir im Sajama NP
Diesen Tag vertrödeln wir einfach. Wäsche und Körper waschen ist angesagt und natürlich nochmal ein Bad im warmen Wasser, bis die Haut schrumpelig wird.

 

18.Oktober 2017, 100km vor Sajama
Der Morgen begrüßt uns mit herrlichem Sonnenschein. Auf der Weiterfahrt ragt schon bald der vergletschterte Gipfel des Vulkan Sajamas über den Horizont – atemberaubend! Bevor wir in NP einfahren, versorgen wir uns noch im nächstgelegen Ort. Hier im NP gibt es nichts. Nicht mal ein NP-Wärter nimmt uns Eintritt ab (passiert aber später bei der Aushfahrt). Durch sandige Pisten, mehreren Viehzäunen und ein paar kleinen Furten eeilen wir dem Geisir mit seinen heißen Quellen entgegen. Dort begrüßt uns ein holländischer BMW-Treiber und eine organisierte Wandergruppe. Es ist aber Platz genug, um ein Alleine-Feeling zu haben. Zum Abend haben wir die passende Badestelle im warmen Bach gefunden und genießen es sehr, den die Nächte hier auf über 4000m sind immer noch kalt…

Kirche im Dorf Sajama

 

17.Oktober 2017, auf dem Salar de Uyuni
Vom Salar fahren wir in Richtung Norden auf den Vulkan ‚Thunupa‘ zu. Wir wollen der Empfehlung von Joshua und Joana zum Nationalpark Sajama folgen. Von hier führen kleine Pisten erst am Ufer des Salar entlang, dann durch die Hügel des Hinterlandes. Im Dorf ‚Salinas de Garci Mendoza‘ bekommen wir, wie in der Karte verzeichnet, sogar Sprit. Die Suche nach einem Mittagessen verlief dadegen weniger erfolgreich. Es gab in einer Art Kantine Lamafleisch mit Reis und Kartoffeln. Wanja und Torsten fanden es nicht essbar. Dies kann daran liegen, sie zuvor das Klo besuchten…..
Die weitere Etappe durch das Hochland nach Copacabanita war recht ereignislos. Mit viel viel Glück schaffen wir es nun zwischen den Regenwolken hindurchzufahren und bleiben vom Regen unerwarteter weise verschont. Mein Magen rummort – ein Gruß vom Mittagessen? Als wir merken, das wir es bis zum dunkelwerden nicht zum Sajama schaffen, suchen wir eine Zeltmöglichkeit am Weg. Wir entdecken dazu eine tolle Felslandschaft.

05 – Uyuni und sein Salar

17.Oktober, Salar de Uyuni

Die Nacht auf dem Salz war kalt und windig. Temperaturen leicht unter Null. Aber die Nacht ohne Zelt, nur im Schlafsack, war unter diesem tollen Sternenhimmel trotzdem grandios.

Noch im dunkeln der Nacht rauschen etliche Jeeps mit zahlenden Touristen heran: Sonnenaufgang von der Insel schauen ist angesagt. Meine Mitfahrer schlafen noch und so schäle auch ich mich sehr früh aus meinem Schlafsack, um auch an dem Schauspiel teilzuhaben. Leider verhüllt eine Wolkendecke den Sonnenaufgang, und alle ziehen etwas enttäuscht und nach etlichen Selfies wieder von dannen. Der Spuk ist vorbei und ich kann allein das durchbrechen der Sonne genießen, wie die weiße Ebene des Salars nach und nach mit Licht geflutet wird und die Insel mit seinen Kakteen ihren Schatten darauf wirft – wow! Als ich wieder hinabsteige zu meinen Kollegen, ist der Kaffee fertig.

ich bin bekennender Salarfist

unser Nachtlager auf Salz. Hier hatten wir Suppe im Salz!
Blick von der ‚Isla Incahuasi‘ im Salar.

die shcwarzen Streifen sind Jeep-Fahrspuren

auf den Spuren der Dakar-Rallye
Skulpturen aus Salz, auch das Auto
16.Oktober 2017, Uyuni

Wir nutzen den Luxus der Satdt und gehen Frühstücken. Es gibt Tortillas oder Omelette mit Toast und Marmelde. Auch hier ist richtiger Kaffee nicht zu bekommen.

Heut steht auf dem Programm: Eisenbahnfriedhof und wir wollen auf den Salzsee hinausfahren. Doch nach dem Eisenbahnfriedhof mit unmengen alter Lokomotiven aus den 1910er Jahren sprechen uns Joshua und Joana bei Kaffee an. Die Zwei sind fast schon ein Jahr auf Tour. Ihre Motorräder, zwei kleine Honda’s, kauften sie hier in Südamerika. Sie haben tolle Geschichten zu berichten und geben uns den Tipp: Sajama-Nationalpark mit Zelten am Geisir.

Leider gerät unser Zeitplan aus dem Ruder und wir beeilen uns, endlich auf den Salzsee hinzufahren. Wir wollen zur Isla Incahuasi – eine Felsinsel im Salzsee – und dort Übernachten, ca, 90km. Leider ist der Himmel bedeckt und viel Zeit für Fotos bleibt vor der Dämmerung nicht mehr. Vor 17Jahren habe ich schon mal diesen Salzsee überquert. Damals stand er, bedingt durch die Regenzeit, knietief unter Wasser. Dabei hatte ich meine gute Spiegelreflexkamera, eine Nikon F3, im Salzwasser versengt und auch die über 100km durch Salzwasser allein mit dem Motorrad waren dramatisch…. Diesmal ist er trocken! Yeah!

wir treffen Joshua und Joana.
ich wollte schon immer Lokomotivführer werden!
Lokomotiv-Friedhof bei Uyuni. Die Loks stammen aus der Zeit um 1910.
Hier gibt’s frische Annanas filetiert.
Kaffee! Frühstück!
15.Oktober 2017, Uyuni

Wir sind nun endlich in Uyuni angekommen. Die Strecke nach der Lagunenroute hierher hat sich noch sehr in die Länge gezogen und der wahrgenommene Empfang war düster: schon 100km vor Uyuni war zu sehen, dass sich eine mächtige Unwetterzelle genau über Uyuni platziert hat. Wir haben uns schon auf Regenklamotten eingestellt. Kurz vor Uyuni frischt der Wind mächtig auf und jede Menge Mülltüten, welche vor der Stadt die Landschaft bedecken, wirbeln umher. Doch wir bleiben bis zum Hostel, ‚El Viajero‘ – ‚Der Reisende‘, trocken. Der Bolivianer denkt praktisch, und nutzt den vielen Müll in den Straßen um Verkehrsinseln auf den Kreuzungen zu bilden….

Uyuni ist für mich eher praktisch, als attraktiv. Es gibt wieder ’normale‘ Restaurants und Läden um einzukaufen. Richtige Supermärkte sind auch hier nicht zu finden. Wir kaufen alles an Straßenständen oder in kleinen Läden ein.

Uyunis Wahrzeichen – der Uhrenturm.
Bolivianisches Prestige-Bike.
frisch gepresster Orangensaft – mmmmhh!
unser Hostal ‚Viajero‘ – der Reisende. Einfach aber sauber und die Moppeds sicher im Innenhof.
neben den drei Betten passt unser Gepäck kaum noch ins Zimmer. Die Elektrik im Zimmer und im Bad ist für jeden, der es gelernt hat, ein Grauss.

 

04 – Lagunenroute

15.Oktober 2017, von der Lagunenroute nach Uyuni

Die Nacht auf unter 4000m hat uns besser schlafen lassen, auch wenn es kalt war. Wir sind froh, dass die Strecke nun besser ist und wir wieder durch belebte Orte kommen und Essen können. Der letzte Teil der Lagunenroute war teils derbes Wellblech und / oder sehr sandig. Sehr anstrengend zu fahren – wir sind erschöpft.

Endlich ein Restaurant – es gibt Pizza! Kaffee wird hier generell – wie auf dem Bild zu sehen – serviert: löslicher Pulverkaffee, eine Kanne Wasseer, Milchpulver und Zucker.
…in diesem Ort bekommen wir kein Frühstück.

 

14.Oktober, Lagunenroute

Die Zollabfertigung  ‚Aduana‘ liegt abgelegen an einer Mine auf über 5000m, ca. 60km hinter der Grenze. Wir finden sie nur durch Zufall und können unsere Motorräder nun offiziell einführen. Wanja hat besonders stark unter der Höhe zu leiden – wir wollen schnell wieder runter.

in Richtung Uyuni wandelt sich die Landschaft in eine weite Hochebene. 4000m.
hier fühlen sich die Lamas wohl.
auch Torsten roll unversehrt ins Ziel…
Die Piste an der Lagune entlang ist sehr sandig. Abseits der Piste hat Wanja besonders viel Fahrspaß.
Die Laguna Colorada wird ihrem Namen gerecht

bei dieser Mine ist der Zoll versteckt
Fumarolenfeld ‚Sol de Manana‘
…es stinkt, dampft und zischt
…und der Schlamm kocht.
…hübsche Überbleibsel des Winters
Bunte Berge überall

 

13.Oktober 2017, Beginn der ‚Lagunenroute‘

Am Ersten Tag auf dieser Route kommen wir bis zu den ‚Termas de Polques‘.  Es bläst hier auf 4400m ziemlich kalt und freue mich daher auf ein warmes Bad in der Termalquelle. Leider ist diese gut frequentiert, da sie an der Hauptstrecke der 4×4-Touranbieter liegt. Für diese sind hier auch die Hotels – einfache Unterkünfte. Essen, Wasser oder Sprit sind hier nicht zu bekommen.

Die Nacht wird unter Null Grad und wir alle haben schlecht geschlafen wegen der dünnen Luft. Die kleinste Anstrengung beschert uns Atemnot. Wanja hat starke Kopfschmerzen bekommen – Höhenkrankheit?

Torsten und Friedhelm geben den Plan ‚Uturuncu‘ auf. Sie keuchen schon auf dieser Höhe wie wild. Noch ca. 1000-Höhenmeter wäre zu heftig. Ausserdem ist Friedhelm’s Federbeim defekt. Er fährt zurück.

diese hübschen Vögelchen bevölkern alle Lagunen auf der Piste
Laguna Verde – ab jetzt nur noch Offroad-Piste
noch hat Friedhelm gut Grinsen an der Grenzstation….
Die Haus-Vulkane von San Pedro stehen auf der Grenze nach Bolivien.

 

13.Oktober 2017, San Pedro de Atacama

Noch sind wir in San Pedro, aber wir bereiten uns vor die sogn. Lagunenroute nach Bolivien zu Fahren. Dazu müssen wir für 550km-Offroad-Kilometer Sprint und für drei Tage Wasser und Lebensmittel dabei haben. Tortsen und sein dazugestossener Freund Friedhelm wollen ausserdem noch einen Abstecher auf den Vulkan Uturuncu machen. Dies sollmit über 5700m der höchste Anfahrbare Punkt Amerikas sein. Ich zweifele, ob dies Schlau ist – Torsten hustet schon seit seiner Ankunft und bekommt seine Bronchities nicht in Griff….

Coca-Blätter in die Backe schieben! Soll gegen die Höhenkrankheit helfen…
Kirche in San Pedro mit einer tollen alten Holzdecke.
Eingang zur Stadtkirche in San Pedro. Alles aus Lehm und Holz.
‚Supermarkt‘ – hier kaufen wir unsere letzten Lebensmittel ein.
Frühstück im Innenhof bei Morgensonne

 

03 – Downtown in der trockensten Wüste der Welt

11. +12.Oktober 2017
San Pedro de Atacama

Endlich haben wir die lange, öde Teerstrasse von Antofogasta über Calama nach San Pedro de Atacama hinter uns. Unterwegs haben wir alte Ruiniengebäude einer Mienen-Siedlung zu unserer Herberge erkoren. San Pedro mag ich sehr, wegen seiner schönen Restaurants, Cafés und Kneipen, welche alle komplett aus Lehm gebaut sind. Häufig spielt sich hier alles in den Innenhöfen der Gebäude ab. Oft mit einem Lagerfeuer.  Ein wenig touristisch hier, aber immer noch sehr nett für meinen Geschmack.

Hier haben wir Torsten, einen der ‚Container-Mitbewohner‘, auf seinem Motorrad wieder getroffen. Wir überlegen, ob wir zusammen die einsamen Strecken nach Uyuni/Bolivien unter die Räder nehmen. Es ist eine Hochwüstenstrecke zwischen 4000m und 5200m Höhe, vorbei an Vulkanen und Lagunen mit Flamingos. Evtl. zum Vulkan Uturuncu auf 5730m hoch. Gegen die Höhenkrankheit werden wir uns mit Coca-Blättern versorgen… Heute machen wir jedenfalls erstmal einen Pausentag auf dem Campingplatz mit Pool und WiFi.

Touristenmeile in San Pedro de Atacama
Frühstücks-Cafe mit Wanja und Torsten, welchen wir hier wiedergetroffen haben.
Abends lecker Essen in einem der tollen Restaurants, welche komplett aus Lehm gebaut wurden und einen Innenhof mit Lagerfeuer bieten.
Auf dem Weg nach San Pedro de Atacama…
Kleine Kipplore für die Laster der Kupfermiene bei Calama.
Unser ‚Hotel‘ in einer Mienen-Ruinenstadt.

9.+10.Oktober 2017
Von Therma Junca über El Salvador, Chanaral, Küste nach Taltal ins Hostal

Wolkenbank von den Küstenbergen.
Piste an der Küste nördlich von Taltal.
Wir nutzen das Hostel und machen uns ein feines Frühstück.
Wanja will Spaß!
Durch Überschwemmung zerstörte Infrastruktur im Tal Rio de Sal in Richtung Chanaral.
Bunte Berge beim Abstieg in Richtung El Salvador.

Wir nehmen, trotz wenig Sprit, noch den 25km langen Abstecher zur einsamen Therme Junca mit. Die Wüstenstrecke führt uns in eine tolles Tal, welches von farbigen Felsen umrahmt wird. 4000m – die vielen Tiefsand-Passagen rauben mir die Kraft und ringe nur noch nach Luft. Die Spuren führen immer tiefer ins Tal hinein und wir müssen öfter durch den Fluß fuhrten. Wir finden die heiße Quelle nicht, auch als Wanja hartnäckigig noch die nächste Sanddüne überquert und noch 20min. weiter fährt. Keine Quelle – auch er gibt auf… Zurück zum zu den windschützenden Ruinenmauern. Wanja trocknet seine nassen Schuhe am Lagerfeuer. Am nächsten Morgen ist das Wasser im Topf 4cm dick gefroren…

Zufahrt ins Tal mit der Therme Junca.
…falscher Weg! Hier geht nichts mehr.

7.+8.Oktober 2017
Auffahrt zum Paso San Franzisco, Grenzstation, Laguna Verde und zurück. Richtung El Salvador. Übernachtung an der Therme Junca.

Bei der Auffahrt zum Paso San Franzisco von Copiapó aus, kommt uns auf 2500m Höhe die Motorrad-Gruppe aus Valparaiso mit Torsten und den anderen dreien entgegen. „Der Pass ist gesperrt!“ heißt es. Wanja und ich beschließen trotzdem hoch zufahren. Mindestens zur Laguna Verde über einen  Pass mit 4600m Höhe. An diesem Abend übernachten wir noch auf ’sicherer‘ Höhe 2800m (wegen Höhenkrankheit). Es wird ziemlich kalt und windig. Am kommenden Tag zur Laguna Verde merken wir die auswirkungen der dünnen Luft bereits deutlich. Die Motorräder haben keine Leistung mehr – obwohl Wanja’s ein Einspritzer ist und ich bei meiner den Luftfilterkastendeckel offen gelassen habe, damit mehr Luft hinein kommt. Aber die Fahrt durch den eiskalten Wind wird mit einer heißen Therme an der Laguna Verde belohnt.

Chilenische Familie aus Copiapó lädt zum Picnic in der Schutzhütte.
Aufwärmen in der Therme an der Laguna Verde nach drei Stunden fahrt durch eisigen Wind. aaaaahh!
Laguna Verde vom Paso San Franzisco auf 4500m
Übernachtungsplatz auf 2800m an der Auffahrt zum Paso San Franzisco.

 

Küste bis Copiapó, 7.Oktober 2017

Übernachtungsplatz adé.
Gewaltige Pazifikwellen an unserem Übernachtungsplatz.
Die Wüste blüht.

02 – Durch die Hintertür nach La Serena

3.Oktober 2017, Valparaiso
Die Moppeds sind gesattelt, schnell noch geduscht – wer weiß, wann’s wieder möglich ist – wir wollen los. Schnell noch ein Abschiedsfoto mit Martina, Enzo, Hund und Katze.

Erstmal raus aus Valparaiso, kurz WhatsApp gecheckt, ob die anderen Vier ihe Motorräder nun haben, und weiter nach La Ligua auf schnellen Straßen. Dort Kaufen wir noch unser Abendesssen im Supermarkt ein. Einkaufen oder etwas essen, ist hier kein Problem, in jedem Dorf gibt es unzählige Mini-Einkaufsläden und Ess-Büdchen. Aldi und Co haben hier noch nicht Fuß gefasst.
Direkt haben wir eine wünderschöne Piste durch die Berge gefunden. Bald ist sie ungeteert und führt uns in einen einspurigen, stockfinsteren Tunnel und man sieht im Scheinwerferlicht nur Staub – kommt uns da ein Bus entgegen? Das ungute Wissen kein Rückwärtsgang zu haben weicht zum Glück der Erkenntnis, dass er in die gleiche Richtung fährt – puhh!
Danach entdeckt Wanja einen Kuhpfad Hangaufwärts – Bingo, wir haben unsere Übernachtungsstelle. Der Himmel sieht gut aus und wir beschliessen das Helt eingepackt zu lassen. Ein Feuer ist schnell entfacht und wir knacken unsere Bierdosen – ein gelungener erster Fahrtag.

Es scheint, das Wanja und ich gut harmonieren, Fahrstil passt, Fahrkönnen auch, der Sinn für gute Pisten und geeignete Schlafplätze passen ebenso. Dss er nicht so oft isst wie ich, kommt meinem Plan, ein wenig Abzunehmen, zu gute. Wanja ist Bescheiden, unkompliziert und redet nur, wenn’s was zu sagen gibt. Mal sehen ob’s so weitergeht und er es ebenso sieht….

4.Oktober 2017, in den Bergen
Morgens hängen im Tal die Wolken. Wir sind zum Glück darüber und es sieht toll aus, wie die Milch dort wabert. Es mit der Sonne heben sich auch die Nebelschwaden und hüllen uns ein, bevor wir starten. Durch einige weitere Tunnels geht es. Ab ins Tal, Tanken, WiFi, WhatsApp, eMail, mit Anne skypen, einkaufen, weiter geht’s zur nächsten Piste durch die Bergee. Hier wird es nun richtig einsam und die anfangs gut ausgebaute Piste zu verschiedenen Mienen reduziert sich zu einem einspurigen und steinigen Pfad – yeah, so haben wir’s gern! Als dieser Tag zu ende geht, finden wir keinen so tollen Übernachtungsplatz und begnügen uns mit einer windschützenden leeren Behausung unweit der Strasse.

5.Oktober, Samo Alto bei Ovalle
Dafür finden wir am nächsten Morgen nach wenigen Kilometern einen Bachlauf wo wir uns frisch machen und sogar ein Bad nehmen können.

Der nächste Ort Antofalla ist eine richtige Mienenstadt, dem grünen Gestein zufolge, wird wohl Kupfer abgebaut. Der damit verbundene Wohlstand hat dem Ort zumindest eine präsentable Kirche beschert. Wir lassen Antofalla aber links liegen und starten durch nach La Serena, eine größere Stadt an der Küste. Tanken und Mittag!!! Hier essen wir lecker Fisch. Es gibt ‚Reina‘, einen wohlschmeckenden Fisch aus dem Pazifik. Und weil wir so hungrig aussehn, gibt’s vom Küchenchef noch kostenlos einen Teller mit drei Fischhälften extra.
Weiter geht’s nach Copiapo. Auf der Ruta 5 wäre es ca. 4 Stunden fahrzeit. Wir nehemn natürlich die Küstenpiste, wohlahnend, dass es 2-3Tage werden. Die anderen vier haben uns auf dem Weg zum Paso San Fransisco natürlich schon überholt. Egal, wir haben ja Zeit und sicher mehr Fahrspaß. Dieser Tag endet an einem kleinen einsamen Strand umringt von Felsen. Leider hängen dunkle Wolken am Himmel und bieten eine trübe Stimmung – bis die letzte Sonne nochmal aufreißt. Ich genieße das Tosen der Wellen und schlafe in meinem Zelt ein….

 

6.Oktober, Punta Choros
Nebel, kühl, ungemütlich! Zeitgleich pellen sich Wanja und ich aus unseren Zelten – heute morgen gibt es Rührei mit Speck, Zwiebeln und Tomaten. Nach den ersten Pistenkilomtern treffen wir Mauricio aus Chile mit seiner BMW. Er macht eine zweiwöchige Motorradtour in seiner Heimat. Er macht uns eine Piste schmackhaft, welche nicht in unserer Karte verzeichnet ist. Stunden später sind wir etwas ernüchtert: Mit unserer Beladung haben wir diese Strecke abgebrochen,. Viel feiner, tiefer Sand durch ein felsiges Labyrinth mit viel Auf und Ab war uns zu heftig…
Aber wir kommen noch auf unsere Kosten: eine weitere Küstenpassage über Dünen und Felsen nehmen wir unter die Räder. Da es hier nicht so verwinkelt ist, können wir mit genügend Tempo durch den teils tiefen Sand pflügen. So schaffen wir dann auch knackige Steigungen. Nachmittags beim Essen sind wir erschöpft und glücklich.

Valparaiso – Start ins ungewisse

Abflug in Düsseldorf

Es war Abschied von Anne und Start einer ungewissen Reise. Man liest und sieht – ich starte mit sehr gemischten Gefühlen: Freude auf ein neues Abenteuer in nie dagewesener Länge. Neugierde auf neue Begegnungen, Landschaften und Abenteuer. Aber es schlummert auch die Sorge, dass ich vielleicht auch mal das ‚arme Dier‘ alleine unterwegs bekomme. Es wird spannend!

Der Flug nach Santiago de Chile und die Weiterfahrt per Bus zur Hafenstadt Valparaiso klappten recht gut, gemessen am Abenteuer welches Torsten, einer der Motorrad-Container-‚Mitbewohner‘, erleben durfte. 78Stunden Anreise von Deutschland qausi ohne Schlaf, da der Flieger (Air France A300) wegen eines techn. Defekts nach Paris zurückkehren musste. Details erspare ich euch, aber sein Gepäck ist bis heute noch nicht nachgekommen…

Werkstatt und Partybereich der Villa Kunterbunt

Bei meiner Ankunft begrüßte mich ein regnerischer Samstag. In der Villa Kunterbunt wurde ich von Martina+Enzo herzlich aufgenommen und gleich zu einem tollen Lomo-Essen eingeladen. Martina hat mir das tolle Turmzimmer reserviert. Dort wurde ich dann auch gleich Sonntag mit Sonne begrüßt – jippieee! Die Aussicht von hier über die Andenkette und die Hafenbucht ist grandios.

mein tolles Turmzimmer
Andenglühen
Treffen mit den weiteren Container-‚Mitbewohnern‘ – Thomas, Vogdan, Christian

Per WhatsApp konnte ich die anderen, welche ihre Motorräder ebenfalls im gleichen Container geladen haben, aufspüren. Thomas, Vogdan und Christian. Einen Tag später kam noch Torsten, der Schlaflose, hinzu. Erst heute, Montag, habe ich noch Wanja kennen-gelernt.

Valparaiso ist eine lebendige und bunte Stadt. Die meisten Häuser sind bunt – manche sorgar mit tollen Grafitties.

Kulinarisch geht’s nun sachte bergab, erst Annes Leckereien daheim, dann hier im Restaurant noch lecker Fisch, aber in den nächsten Tagen wird es sich Richtung Hühnchen, Pommes, Hamburger und Spaghetti abwärts bewegen, obwohl ich nach oben fahre…

hauptsache lecker!
Ralf und Wanja – glücklich!

Ja!!! Wir haben die Moppeds! Transport mit Klaus Demel und Abwicklung über den Speditionsagenten haben gut geklappt.

Rouladen in Sicht

Wir sind wieder im deutschen Winter angekommen! *brrrr* Regen bei 7°, bedeckt, Rest-Schneefelder. Mein liebster Schwager Herbert hat uns vom Flughafen DUS abgeholt. Ansonsten ist der einzige Lichtblick an diesem Tag die hausgemachten Rouladen, welche Herbert extra für uns gekocht hat!

Tage zuvor sind wir per Fähre von Buenos Aires nach Colonia in Uruguay über den Rio de la Plata geschippert:

Uruguay ist ungefähr so groß wie Deutschland, hat aber nur 3,4 Millionen Einwohner – und 10 Millionen Rindviecher. Die Landschaft ist flach und wird fast komplett landwirtschaftlich genutzt. Die Küste ist schön: Weitläufige, helle Sandstrände, Dünen, manchmal Wälder mit Eukalyptusbäumen und Palmen bis an den Meeressaum, einige Steilhänge. Im Mündungsgebiet des Rio de la Plata (unser Übernachtungsplatz) war das Wasser schlammig braun mit grünen Partikeln. Wir sind eher widerwillig ins Meer gegangen, besonders erfrischend war es eh nicht, eher wie abgekühltes Badewasser.

Im Dorf Libertad bekam der Sprinter eine Generalreinigung. Unser Termin: 17 Uhr an der Tanke. In Südamerika gibt es kaum Autowaschanlagen, man wäscht von Hand. Zwei junge Männer haben drei Stunden lang geschrubbt, um den Schlamm der vergangenen Monate abzuwaschen, zwischendurch hatten sie sogar noch Hilfe von einer Mutti. Wir waren währenddessen in einer Bar (klimatisiert) mit Wifi. Abends fuhren wir zurück zu unserem schönes Ü-Platz im Eukalyptushain, exponiertes Plätzchen am Steilhang mit Blick auf die Küste. Auch abends waren es noch 37°, viel zu warm zum Schlafen. Erst mal die Fenster aufmachen! Plöpp!!! Eines der Seitenfenster machte den Abgang und lag dann neben dem Auto. Alle Fenster und die Seitentür weit geöffnet lagen wir nackig auf dem Bett. Ich hatte mich mit einem feuchten Handtuch zugedeckt, die Hitze war unerträglich. Irgendwann sind wir dann doch eingeschlafen, denn wir wurden von einem wilden Sturm, prasselndem Regen, Blitz und Donner geweckt. Draußen ein lautes Geschepper, der Tisch war zur Seite geweht und Besteck, Salatreste und Plastikgeschirr flogen durch die Gegend. Wir sprangen aus dem Bett, schnell Fenster und Türen zumachen, alles ins Auto werfen, Keile unter den Rädern wegziehen, Auto umsetzen. Draußen alles stockdunkel, Ralf am Steuer, ich nackt mit Stirnlampe draußen, als Einweiser, während der Wind mir Sand und kleine Äste an den Leib schleuderte. Weil eines der Fenster fehlte, musste Ralf das Auto aus dem Regen drehen. Links und rechts ging es ziemlich steil abwärts, überall bildeten sich Wasserrinnen und Pfützen. Am nächsten Morgen sah das frisch gewaschene Auto nicht mehr ganz so sauber aus.

Montevideo, Ciudad vieja (Altstadt),19.2. Die letzte Station unserer Reise. Parkplätze sind hier Mangelware, die Parkwächter belegen jeden Zentimeter. Man wird nach der Parkzeit gefragt und stellt das das Auto in erste, zweite oder dritte Reihe.

Die Abwicklung im Hafen ging zügig, das Hotel war prima, mit Pool und luxuriös großem Zimmer mit Fenstern und Klimaanlage. Naja, das Bett hat mächtig gequietscht, obwohl wir uns kaum bewegt haben. Der Kühlschrank musste erst mal ausgewechselt werden, weil er tot war. Die Klimaanlage machte Lärm und tropfte gelegentlich Pfützen auf den Holzfußboden. Aber die Angestellten waren äußerst zuvorkommend. Und es gab zwei Dachterrassen, eine mit beleuchtetem Pool und Palmen. Wie zwei junge Robben sind wir zwei im Pool herumgeplantscht, meistens ganz für uns, schwimmend und hüpfend und kichernd. Unser zweiter Lieblingsplatz: Die Sessel vor dem Hoteleingang (Fußgängerzone), wo wir am letzten Morgen, 20.2. mit frisch gepressten Orangensaft und Fruchtsalat, bei lauem Lüftchen und 26° gefrühstückt haben.

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auf dem Weg nach Laramy, die Sonne putzen

Rückreise über Panguipulli, Conaripe, Villarica, Pucon, Currarehue (alle Chile), Grenzübergang Mamuil Malal, Junin des los Andes, Piedra de Aguila, Neuquén, Bahia Blanca, Sierra de la Ventana, La Plata (vor Buenos Aires)

In Chile ist die Hölle los. Anscheinend fährt das ganze Land in Urlaub, bei dem schönen Wetter aber auch kein Wunder. Die Seen, die auf unserer Route liegen, sind völlig überlaufen. Ab und zu hüpfen wir mal ins Wasser, schwimmen eine Runde und flüchten dann, so schnell wir können. Die Einheimischen, die immer familienweise anlanden, fühlen sich am wohlsten, wenn ein Holzfeuer kokelt, Fleisch röstet und Wasser für den allgegenwärtigen Matetee simmert. Da reisen gerne mal 10 Menschen in einem Pickup an, auf der Ladefläche sind mit ein paar Stricken ein Kühlschrank, ein paar Matratzen, Stühle, Zelte, Tisch, ein kleiner Generator zur Stromerzeugung und andere lebensnotwendige Dinge festgezurrt. Viele fahren aber auch mit Anhängern, um ein Quad oder Motorräder mitzunehmen. Damit kann man herrlich über den Strand knattern. Oder ein Motorboot. Damit kann man herrlich über den stillen See knattern. Dazu volle Pulle Musik aus den Autolautsprechern, entweder spanische Schnulzen mit corazon, alma, amor (Herz, Seele, Liebe) oder Reggaetonmusik mit Rummtata-Rhytmus. Hinterher kann man anhand der Müllberge sehen, was zu speisen beliebte, hauptsächlich bleiben Limo- und Bierflaschen zurück, kaputte Gummiboote und Mengen von Klopapier (gebraucht, in kleinen Portionen im Gebüsch verteilt). Ein Ranger im Nationalpark meinte neulich, dass viele der freien Campingplätze geschlossen würden, weil der Müll überhandnimmt. Die Argentinos sind übrigens genauso, Natur wird konsumiert und aufgebraucht.

Über Panguipulli (Autobahn) und Conaripe (Piste). Abends gegen 18 Uhr (Sehr zeitig, wir wollten nicht noch einmal vor verschlossener Grenze stehen), etwa 15 Km von der Grenzstation entfernt, plötzlich ein Schild: Grenze geschlossen. Das darf doch nicht wahr sein! Beim Nachfragen in der Polizeistation: Das hätte die Provinzverwaltung in Valdivia so beschlossen, die Grenze wäre nicht mehr passierbar. Wir waren stinksauer, aber es half nichts – 200 km Umweg bis zur nächsten Grenze, ein großer Teil davon über schlechte Staubpisten. Hätten diese Arschgeigen nicht mal vor der Piste Schilder aufstellen können! Über Conaripe und Panguipulli nach Villarica, Pucon, Currarehue…lange Schlangen an der Tankstelle, noch längere Schlangen vor den kleinen Städten (10-17 km), weil abends alle Urlauber von den Seen kamen, scharf auf Restaurants und Party.

An einem unserer Übernachtungsseen (bei Panguipulli) hatten wir abends das Auto grenztauglich gemacht, also alles an Obst, Gemüse, Honig aufgegessen, den Rest gekocht, alle Steine und Muscheln versteckt. Einige Schneckenhäuschen hatten übel nach Verwesung gestunken, deshalb hatten wir sie gewaschen, sortiert und einige davon an den Strand gelegt, damit sie von Kindern gefunden werden könnten. Am nächsten Morgen kam eine Horde kleiner Schweinchen, die den Strand entlang schnüffelten und wir hörten bald ein Geräusch: „Krrtknnrkrtkrt. Schmatzschmatz. Krrt.“

Am nächsten Tag ging die Fahrt bis Tagesende. Im Dunkeln kamen wir an einen kleinen See, 20 km vor der Grenzstation (Mamuil Malal), über 1000 Meter hoch. Beim letzten Mal war dieser See voller toter Fische gewesen, diesmal standen überall Schilder, auf denen vor giftigen Algen gewarnt wurde, wir haben also auf das Schwimmen verzichtet. Die Nacht war sehr kalt (Im Auto nur 7°), aber morgens schien die Sonne und es war ruhig, nur Vogelgezwitscher und Autos, die die Grenzstraße fuhren – davon allerdings relativ viele.

Kurz vor der Grenze standen wir überraschend im Stau. Eine Stunde in praller Sonne für den letzten halben Kilometer und noch einmal eine halbe Stunde in der Grenzstation. Und es kam noch schlimmer. Kurz nach der chilenischen Station begann der Stau der argentinischen Grenze. Später blockierte er die chilenische Abfertigung. 1:0 für Chile. Zum Glück der erste Teil der Passstraße bewaldet, schöne alte Araukarien und andere große Bäume, die Schatten spendeten, denn es war mittlerweile sehr warm geworden. Gegen Mittag wurde es verdammt heiß im Auto, und nicht nur in unserem. Viele Familien, darunter Schwangere, Kleinkinder, Alte; stiegen aus und hockten sich am Wegesrand in den Schatten, andere ließen über Stunden den Motor laufen und stinkerten die anderen ein, um es im Inneren mit der Aircondition schön kühl zu haben. Ein Pärchen drehte seinen Ghettoblaster auf und zeigte eine Street Dance-Vorführung – Appplausss! Nach drei Stunden im Stau und einer halben Stunde in der Grenzstation waren wir endlich in Argentinien, hungrig bis zum Anschlag und stinkesauer. Der arg. Zollbeamte, welcher sogar stolz seine Deutschkenntnisse zum Besten gab, meinte „Da stehen die Deppen 5 Stunden und mehr an der Grenze – haha“.

An einem See hinter der Grenze verbrachten wir unsere „Mittagspause°, das Wasser war herrlich klar und kühl, aber wir waren leider nicht die Einzigen – um uns herum wimmelte es von Leuten. Später rettete Ralf ein brasilianisches Pärchen und machte deren Camper wieder flott, dann steuerten wir nach Junin de los Andes, den Kühlschrank wieder auffüllen.

Seit der Grenze waren wir wieder in der Pampa, teils flach, teils bergig, aber immer sehr trocken. Man kann über weite Entfernungen erkennen, wo Seen und Flüsse liegen, weil an deren Ufern Weiden und Pappeln in leuchtendem Grün wachsen. Leider ist alles vielfach eingezäunt, so dass man voller Begierde aufs Wasser gucken, aber doch nicht hingelangen kann. Wir übernachteten an einem Riesenstausee inmitten steiniger Landschaft. Morgens nach dem Frühstück hüpften wir schnell nochmal in Wasser, klar und frisch. Ich freute mich schon auf die Achate in Piedra de Aguila.

Piedra de Aguila war leider eine herbe Enttäuschung. Die Steine waren langweilig, schon gar keine Achate, der Fluss fast ausgetrocknet. Es war wahnsinnig heiß und schwül, und wir hatten Hunger.

Mittags suchten wir nach einem See, den wir in der Karte gefunden hatten. Die Pisten verzweigten sich immer weiter und nahmen kein Ende. Endlich gelangten wir an ein steiniges Gelände von Felsplatten am Seeufer. Der See war trübe und etwas algig und wäre es nicht so heiß gewesen, wären wir sicher nicht darin geschwommen. Weder Wasser noch Umgebung waren verlockend, also brachen wir bald auf. Seit hunderten von Kilometern hatten wir immer wieder angehalten und Steinproben genommen, so auch hier, wo magere Pferde zwischen Stachelbüschen nach Futter suchten. Treffer! Hier fanden wir interessante Steine, Achate waren auch dabei! Trotz aufziehender Bewölkung war es in der Hitze leider keine ungetrübte Freude, Steine zu sammeln, deshalb blieben es höchstens 2 kg, obwohl wirklich tolle Funde dabei waren.

Abends zuckten Blitze, Gewitter und Regen kühlten die Luft etwas ab. Ausgerechnet mitten im – sehr großen – Neuquén fanden wir im Dunkeln einen öffentlichen „Badestrand“ am Fluss zum Übernachten. Menschenleer – wohl wegen des Gewitters. Trotz Großstadt absolut ruhig und verlassen, wir konnten sogar nackig duschen. Am nächsten Morgen streunten drei herrenlose Hunde um unser Auto und bekamen Restbrot und chilenische Leberwurst, die völlig fade und nach Mehl schmeckte, den Hunden aber sehr wohl mundete.

Der nächste Tag verging wieder mit Fahren, bis zum kilometerlangen Strand von Bahia Blanca (Hier hatten wir vor vier Jahren Versteinerungen gefunden). Nach dem heißen Tag plantschten wir lange in den Wellen, im Schein des Sonnenuntergangs. Es war viel los, bis 24 Uhr kamen immer wieder Leute, aber am nächsten Morgen waren wir fast allein. Hinter uns hohe Dünen, vor uns das Meer.

Nachdem wir unseren Zeitplan überdacht hatten, blieb noch ein Tag zur freien Verfügung. Ralf hatte irgendwo mal gehört, dass relativ nah gelegen ein kleines Gebirge, die Sierra de la Ventana, liegen sollte. Unser nächstes Ziel. Nach zwei Stunden Fahrt landeten wir vor einer geschlossenen Schranke. „Zufahrt zum Stausee gesperrt, Eintritt verboten“. Grrrrr. Auf einer anderen Strecke landeten wir in einem bäuerlichen Dorf aus vergangenen Zeiten und mussten uns zur Bäckerei und zum Kaufladen durchfragen. Wir waren verwundert, dass die Zeit hier komplett stehen geblieben war. Kein Internet-Café, keine Tankstelle, keine Sandwiches – nichts. Ralf wollte schon abwinken und wieder zur Küste fahren, aber ich hatte ein dringendes Bedürfnis nach Ruhe und Abgeschiedenheit und setzte mich durch. Wir fuhren weiter Richtung Berge – und landeten nur fünf Kilometer weiter in einem modernen Städtchen. Vier Eissalons mit WiFi, zwei Waschsalons, eine Bank und alle Annehmlichkeiten der Moderne. Seltsam! Kurz hinter dem Städtchen hielten wir nach einem Fluss Ausschau. In der Ferne sahen wir eine Brücke und fanden dort einen feinen Platz mit hohen Weiden, Gumpe – und einer absolut üblen Zufahrt. Mir blieb fast das Herz stehen, als Ralf halb über die steile Böschung, halb über schmale Stege zwischen tiefen Auswaschungen zum Fluss fuhr, ein Rad in der Luft, ich sah schon das Auto auf die Seite kippen – vor meinem geistigen Auge. Mit klopfendem Herzen lotste ich Ralf unter den Bäumen her. Eine perfekte Stelle für einen heißen Tag! Immer wieder rein in die Gumpe, Schwimmtiefe auf 30 Metern Länge, Vogelgezwitscher. Nicht ganz so schön war, dass immer wieder Fahrzeuge langsam über die Brücke kamen und Leute auf uns hinunterstarrten, mehrmals kam auch Angler-Besuch, der nicht lange blieb. Als wir abends ins Städtchen fuhren, um unsere Wäsche in die Wäscherei zu bringen (ich hatte nur noch 2 saubere Unterhosen und kein sauberes T-Shirt mehr), die Fährtickets auszudrucken und Emails zu checken, brach ein wildes Gewitter mit Sturzbächen los. Damit konnten wir unseren schönen Platz vergessen, die Zufahrt war ja schon in trockenem Zustand eine Katastrophe gewesen. Es gab aber noch einen anderen Flussplatz nah der Stadt, mit schönstem Froschkonzert, leider auch mit reichlich Mücken. Seit wir Chile verlassen haben, quälen die Biester uns, lassen sich aber mit Autan in Schach halten.

Der nächste Tag verging mit endloser Fahrerei, abends fuhren wir von der Schnellstraße ab, einen Feldweg entlang und blieben dann am Wegesrand stehen. Es war herrlich ruhig, die Grillen zirpten und im Gebüsch blinkten Glühwürmchen. Der Bauer vom nahegelegenen Hof war auf uns aufmerksam geworden, fuhr ganz langsam ans uns vorbei, kam einen Weile später wieder und hielt an. „Woher? Wohin?“ usw. dann war er beruhigt, wir sehen ja nicht allzu böse aus. Naja, geht so, der Ralf mit seinem Räuberbart…

Weiter nach La Plata, zur Küste. Am Meeressaum ein Streifen lichter Weidenwald, Zelte und Feuer, dazwischen Pferde, Hühner, Truthähne. Wie erwartet war es sehr heiß, sehr voll, sehr laut. Kunsthandwerk, Fressbuden, laute Musik aus dicken Boxen, mit Animation. Das Wasser sah eklig aus, Flussdelta, sehr dreckig (In Google Earth ist dieses Flussdelta mit einem toten Fisch markiert). Der Boden war feucht, sofort fielen uns Mücken an. Wir fuhren weit über das Schild „Durchfahrt verboten“ hinaus bis in ein schattiges Gebüsch. Blöderweise konnte man hier Quads mieten, deren Fahrwege genau über die Sandbank vor uns und durch das Gebüsch hinter uns führte. Kleine Mädchen und kindische Männer knallten den ganzen Tag schlammverkrustet mit diesen Scheißdingern um uns herum. In der Dämmerung wollen wir einen Erkundungsspaziergang machen – wir haben die Wahl: Durchs dichte Gebüsch, durchs eklige Meer oder durch die völlig verschlammten Wege. Dies ging nur barfuß, denn die FlipFlops saugten sich im Schlamm fest. Einige Frösche brachten sich schnell in Sicherheit, während uns der Schlamm durch die Zehen quoll.

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Chiloe und das heilige Sandblech

Chiloe

A: Mit einer kleinen Fähre setzten wir nach Chiloe über. Die Insel ist sehr hügelig und geprägt durch Landwirtschaft, sie wird erst allmählich vom Tourismus entdeckt. Es gibt kilometerweite, einsame Strände, Kies und Sand wechseln sich ab, gelegentlich ragen ein paar Felsen aus dem Wasser. Einer unserer Plätze lag oben auf einer Düne, unter uns das wilde Meer. Die Auffahrt hatte Ralf einige Schweißtropfen gekostet, denn der schwere Sprinter ist nur bedingt dünentauglich. Nachdem er Luft aus den Reifen gelassen hatte, konnte er schlingernd mit hohem Tempo den Dünenkamm entern. Die saftigen Filetstückchen, über dem Feuer gegrillt, mit Salat und kühlem Bier im Sonnenuntergang waren die Krönung.

R:Über Castro geht’s an die Küste im Nationalpark. Hier ist die Gegend der indigenen Bevölkerung vorbehalten. Hier gibt es wieder ellenlange Strände. Einer dient als Zufahrt zum Nationalpark, an dem auf viele Tramper entlang wandern.

R: Der Strand und das heilige Sandblech

A: Die nächste Sandpiste war schon gar nicht mehr als Weg eingetragen. Risiko! Aber nachdem der Sprinter seine Sandtauglichkeit bewiesen hatte, wurde Ralf sehr mutig. Um Gewicht einzusparen, versteckten wir mehrere volle Benzinkanister, einige Wasserbehälter, alle gesammelten Steine und andere schwere Sachen im Gebüsch; Ralf ließ diesmal mehr Luft aus den Reifen und auffi.

R: Zum Test fahren wir die erste Sandauffahrt damit recht langsam. Wenn das klappt, sollte Schwierigeres mit mehr Tempo noch besser klappen. Mit so wenig Luft in den Reifen geht es prima, und wir schlingern durch den weichen Sand die Piste entlang. Sie nimmt kein Ende und wir fahren immer weiter in die untergehende Sonne dem Meer entgehen. Endlich erreichen wir eine festere Stelle vor den letzten Dünen vorm Meer. Hier können wir kurz anhalten und wieder Luft holen. Ufff! Links von uns schiebt sich der Rio Chepe ins Meer. Nun führt der Weg wahlweise über eine extrem steile Düne oder knapp am Meeresufer entlang, wo die höheren Wellen entlangschwappen. Nach einem kleinen Erkundungsgang schien die Küstenpiste tauglich – no Risk no good place! Schon erstaunlich was mit diesem Sprinter geht. Ok, Anlauf nehmen, los!

A: Schlingerschlingerschlinger Scheiße!!!! Und schon hatten wir uns auf einem sehr abgelegenen, völlig einsamen Sandstrand festgefahren, die Reifen richtig tief in den Sand eingebuddelt, so dass kein Hocker mehr zum Aussteigen nötig war. Verdammte Kacke! Zum Glück stand das Auto einigermaßen gerade und weit genug von der Brandung entfernt. Es dunkelte und zum Glück war bereits Tidenhochstand. Ralf berechnete die Ebbe/Flut und stellte den Weckdienst auf 6 Uhr morgens, denn gegen 9Uhr morgens müsste der nächste Tidenhochstand kommen (Dazu durfte es nicht kommen, denn der feuchte Meeressaum war wichtig zum Wenden und Zurückfahren). Es war noch dunkel und sehr kalt, als Ralf in aller Frühe aufstand und anfing zu schaufeln. Nach einer Stunde hatte er alle Räder und die Spur komplett freigeschaufelt und die Sandbleche hinten untergelegt (die warteten schon lange auf ihren Einsatz!). Während der Motor warm lief, tranken wir ein Tässchen Tee. Der große Moment: Wrummwrumm, Start, Vollgas, Scheiße! Kaum, dass die Reifen von den Blechen waren, hatte sich das Monstrum schon wieder eingegraben. Noch eine Stunde schaufeln, immer wieder mit Blick auf den Strand, die Flut kam. In Ermangelung einer zweiten Schaufel grub ich mit einem Essteller. Diesmal hatten wir auch unter dem kompletten Wagenboden alles weggeschaufelt. Zusätzlich zu den Sandblechen legten wir diesmal Holz-Treibgut unter die anderen Räder. Der zweite große Moment: Wrummwrumm – Start – Jaaa! Schnell auf dem Strand wenden, wo der Sand etwas fester war, dann mit Vollgas flüchten! Geschafft! Erstmal mit weichen Knien und ziemlich erschöpft frühstücken! Kurz nach dem Frühstück nervten schon wieder die dicken Stechbrummer, so dass wir alles, so schnell es nur ging, ins Auto luden und zu unserem Warenlager aufbrachen. Dort wieder Stechbrummer, alles in Eile einpacken, dann weiter bis zu einer schattigen Stelle (Die Brummer liebe Sonne), alles ordentlich einladen und sichern, Reifendruck auffüllen usw. Boahh, Abenteuer!

Ralf: Die restlichen Tage auf Chiloe verliefen dazu relativ geruhsam. Wir lernten noch ein nettes Holländerpaar mit ihrem IVECO kennen. Sie luden uns zu sich zum Kaffee ein, denn draußen hatten wieder die Brummer die Lufthohheit. Nach gut zwei Stunden quatschen konnten wir uns dann losreißen. Am Nachmittag erkundigten wir die Halbinsel mit der Pinguinera. Dort finden wir eine schöne Piste an der hügeligen Küste entlang. Dazu geht die Fahrt zuerst über den Strand (offizielle Piste). Später entdecken wir eine Bucht mit Steilküste, die steile Zufahrt lief durch eine Kiesgrube, die die Küstenlinie durchbrach, ein Bach floss an dieser Stelle in die Bucht. Wieder mal ein toller Platz für die Nacht.

A: Nachdem wir die Fähre zum Festland verlassen hatten, verbrachten wir eine letzte Nacht am Meereskanal mit Blick auf die Küste von Chiloe. Morgens konnten wir Robben beobachten – und deutlich bellen und prusten hören.

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El Bolson und die Lagos

El Bolsón, Lago Steffen, Lago Guillermo

In El Bolsón haben wir Gabi besucht, zu unserer Überraschung war aber auch Friedel zuhause, den wir noch kurz vor der Reise in Rade getroffen hatten. Dort war die Stimmung sehr angespannt, weil die beiden sich mitten in einer Krise befinden. Das Wetter war passend: Bewölkt, immer wieder Regenschauer.

Im prallen Sonnenschein zum Lago Steffen (Nationalpark Nahuel Huapi), wie bei der letzten Reise auch. Diesmal war der Campingplatz am Bauernhof aber sehr voll und drei Großfamilien mit vielen, vielen Kindern boten ein pralles Tag- und Nachtprogramm, das sogar Ralf zu laut wurde. Eine zweite Nacht kam deshalb nicht in Frage. In dieser Gegend sind viele Seen, deshalb machten wir See-Hopping, guckten uns alles kurz an und hüpften in alle Gewässer. Beim dritten Lago gab es einen kaum besuchten Campingplatz, sehr vielversprechend – aber keine Dusche und in allen drei Damenklos Kacksprenkel allover. Leider wurde die Nacht dann doch nicht ruhig, weil vis-à-vis bis in die tiefe Nacht gezecht wurde. Mein Wunsch: Chilenische Küste. Die ist sehr weitläufig und ruhig und wegen des rauen Meeres nicht familientauglich. Also haben wir uns aufgemacht, noch ein paar Seeufer eingebaut, und standen 19.30 Uhr vor der geschlossenen Grenze. Gemeinsam mit etwa 10 anderen Autos, die es gar nicht glauben wollten, teils sogar mit laufendem Motor dort standen, denn üblicherweise sind die Grenzen von 8-20 Uhr geöffnet. Also 40 km zurückfahren, neue Schlafplatzsuche, schwierig, weil im Nationalpark. Ein Campingplatz kam nicht mehr in Frage, schließlich verkrochen wir uns in einem dichten Bambusgebüsch am See. Kaum Platz, aus der Tür zu steigen, viele Mücken, aber Ruhe! Am nächsten Tag ging die Reise weiter: Ewig viel Zeit an der Grenzstation verbraten, so schnell wie möglich über Landstraßen und Autobahnen über Osorno nach Puerto Montt. Einkaufen, Essen gehen, erst mal an die Küste, der Südwestzipfel des chilenischen Festlandes. Berg- und Talfahrt durch bäuerliche Landschaft. Es ist Sonntagabend und uns kommen jede Menge Autos auf der Piste entgegen. Unsere Hoffnung auf einen ruhigen Platz schwindet. Doch wir wählen eine kleine Piste Richtung Küste. Sie wird immer enger und unbefahrener bis zu einer steilen Abfahrt zum Meer. Wir können es kaum glauben – ein einsamer, weitläufigen Kieselstrand mit einer felsigen Steilküste zur Rechten. Das Tageslicht reichte gerade noch, um den Tisch zu decken. Am nächsten Morgen fanden wir beim Strandspaziergang wieder sehr schöne geschliffene Marmorsteine, die im mitgeführten Eimer landeten. Leider gab es unzählige orangeschwarze Stechbrummer, die uns in Wolken umschwärmten. Ralf hatte die Fliegenklatsche zum Strand mitgenommen, tötete Brummer am laufenden Band und sammelte gleichzeitig Steinchen. Nachmittags liefen wir ein paar Stunden in die andere Richtung, immer am Meeressaum entlang. Die heftigen Wellen knallten uns immer wieder Kiesel gegen die Knöchel, so dass wir abends überall kleine blaue Flecken und Wunden hatten, aber auch eine schöne Ausbeute an Steinen. Am nächsten Morgen brachen wir auf nach Chiloe.

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