Ruta del Mar II

Staubige Piste durch schöne Landschaft, ein Schild: „Höhle irgendwas Santa Trallala“. Ralf liebt Höhlen. Ein ausgedehnter Strand, darauf ein Riesenfelsblock. Wir laufen über feuerheißen Sand zum Fels, wo uns die unvermeidliche Jungfrau Maria empfängt. Der Felsen öffnet sich zu einem hohen Durchgang, es tropft feucht von der Decke. Der komplette Block ist ausgehöhlt und man kann verschiedene dunkle Gänge gehen. Eiskalt ist es hier und bei Flut überspült. Schnell wieder ins Warme!
Ein Strand-Stellplatz nach dem anderen, eine wirklich schöne und wilde Küste. Im nächsten Dorf winkt uns eine Senora und will mit ins 30 km entfernte Coelemu. Marta, 67 Jahre alt, 8 Kinder, 24 Enkel. Sie darf vorne sitzen und vernascht ein paar Haribos. In der Stadt fragt sie nach Geld für die Rückfahrt im Bus. Finden wir doof und sie bekommt nada. Abschied an der Copec, wo wir wie immer volltanken und 100 Liter Wasser aufnehmen wollen. Diesmal schließt der freundliche Tankwart einen Schlauch am Waschbecken an und flutet damit den ganzen Sanitärraum. Daraufhin klettert er in die Dusche, aber der 20l-Kanister wird ihm doch sehr schwer. Er stellt ihn ab und lässt die Dusche heftig regnen. Jetzt kommt Wasser gemischt mit kleinen schwarzen Steinchen aus der Leitung und 2 weitere Tankwarte eilen herbei, dicht gefolgt von der Besitzerin. Das wäre manchmal so, Stadtwasser. Sie haben auch noch Wasser aus dem Pozo, zum Blumengießen, das wäre aber nicht gechlort. Nehmen wir. Zum Abschied noch ein Foto mit einem der Tankwarte und ein Hut-Geschenk in chilenischen Landesfarben. Winke, winke!

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hier bleiben wir!

[Reserva Nacional Los Queules – Höhe Cauquenes]
Arcos…..
Ein ganz besonders schöner Strand mit Felsbögen, den Arcos. Viele schmale Felsbuchten, die vom Wasser überspült werden und prima Kletterfelsen. Tagsüber kommen immer mal wieder andere Touris, aber abends haben wir den Strand für uns allein, kilometerweit. Die Brandung ist allerdings zu heftig zum Baden – nicht schlimm, wäre sowieso winzig-kalt.
Früh morgens ziehen dann die Pelikan-Patroullien von 3 bis 15 Pelikanen wie auf einer Perlenschnur dicht über der Dünung übers Meer.
Und weil es hier so schön ist, bleiben wir gleich zwei Nächte…

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Ruta del Mar I

[Iloca bei Licantén] Prächtige Kakteen mit großen weißen Blüten auf steilen Felsklippen, bizarre Felsformationen, strammer Wind, Extremwellen, Surfer, Gedenksteine für verunglückte Surfer.
Blüten über Blüten, so schöne Pferdeweiden hat die Welt noch nicht gesehen! Die Sonne scheint fast ohne Unterlass, aber der Wind ist ganz schön kalt. Immer wieder kleine Dörfchen, gibt es Restaurants, haben die auch frischen Fisch. Unser Favorit ist Reina, was auch immer das ist. Der Fisch wird gebraten oder gegrillt, dazu Pommes oder Reis und ein paar Salatblätter und Tomaten, die man sich selber mit Öl, Zitrone, Salz und Pfeffer anmacht. Sehr schlicht, aber gut. Heute allerdings habe ich mich mal richtig was getraut: Suppe mit Meeresfrüchten! Der erste Schreck: Alles satt bestreut mit grünem Koriander – Äaargs! Dann zwischen diversen Muscheln und ein paar Krabben eine außerirdisch fiese Spezies, die ich namentlich nicht kenne. Sieht aus wie ein grauer Penis mit rotorangem Inneren und schmeckt nach verschmortem Elektro. Und jede Menge von diesen gräßlichen Algen (Ulte), die oft am Strand gesammelt werden. Lieber doch beim Bewährten bleiben…
Die Ulte-Algen werden übrigens auch roh gegessen, mit feingehackten Zwiebelchen und Zitronensaft. Die Gartenschlauch-Konsistenz hat mich aber bisher davon abgehalten, dieses Rezept auszuprobieren. Manche Leute sammeln sie auch für den Export nach China.

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Erdbeeren!

ERDBEEREN! – schreit Anne. Ich hätte beinahe eine Vollbremsung eingeleitet. Aber in Tat sind wir hier in der Fruchtkammer Chiles gelandet und an der Strasse stehen überall Stände mit Früchten.
Anne: Hervorragend, ich liebe Erdbeeren! Im Aldi kostete das Kilo zuletzt 8 €, das war sogar mir zu teuer – und jetzt kann ich hier die Saison verlängern!
Die Landschaft ist sanft hügelig, sehr weitläufig, alles blüht. Frühsommer mit warmen Tagen und kühlen Nächten, die Vögel singen, die Vogelspinnen jagen und ich habe auch schon die ersten Blumensamen geerntet. Überall wachsen Eucalypten, die duften sehr aromatisch, ich pflücke immer ein paar frische Zweige fürs Auto.
In den kleinen Dörfern bekommt man nicht allzuviel, aber doch alles Nötige. Die Läden sind oft nur Bretterbuden oder Blechhütten mit sehr provisorisch zusammengenagelten Regalen. Der Supermercado auf dem Foto (Pichilemu) ist schon de Luxe, sehr geräumig, Riesensortiment, Scanner, Computerkasse mit Monitor an der Decke!!!

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Puertocillo

‚Portecillo‘ Vor acht Jahren ist Ralf mit dem Motorrad durch Zufall hier gelandet und glaubt sich auszukennen. Wir stehen hier dann auf einer Aussichtplattform . Unten ist das kleine Dorf, wo laut Karte die Straße enden sollte – doch sie endet hier, 300m über dem Meer. Ralf erinnert sich an eine Piste, die er mir und dem Auto aber nicht zumuten will. „die ist so steil, da hab‘ ich die Luft angehalten“.Die Alternative: Über Privatbesitz, ging damals, diesmal stehen wir vor einem geschlossenen Tor. Ein winziges Männchen kommt heraus. Es trägt ein weites Hemd, eine Cap und eine Jogginghose, in die jemand mit liebevoller Hand einen Reißverschluss eingenäht hat. Für den direkten Zugriff.
Der zahnlose Kleine erklärt uns in bestem Bauern-Chilenisch mit Turbogeschwindigkeit eine Alternative – wir verstehen nur Bahnhof und bitten ihn langsam und deutlich zu sprechen. Also erklärt er es noch zweimal in gleichem Tempo – nur lauter. Der Eigentümer hat eine feine Tafel aufgestellt, mit einem langen Stöckchen wird uns eine neue Piste gezeigt, die weniger steil ist.
Diese finden wir auch – ebenso die Nebenwirkung: Ein Campingplatz, ein Stück weiter im gesamten Waldgrundstück „Campen verboten“. Und Vorbereitungen für einen Bungalowpark sind auch zu sehen. Bleibt uns nur, auf dem offenen Strand zu übernachten, dieser Bereich ist etwas ereignislos. Wir wandern am Strand entlang, nach 3 km ragen einzelne schroffe Granitfelsen aus dem Sand, sehr schöner Platz (s. Foto). Eine alte Frau sammelt Algen, die von den Chilenen gerne verspeist werden. Riesige braune, verzweigte Peitschen von gummiartiger Konsistenz (Schmecken leicht grasartig, teils weich, teils knorpelig).
Wir greifen da lieber zu einem Kunstmann-Bier. Der stete, heftige Wind schaukelt das Auto und uns in den Schlaf.

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La Boca

GoogleEarth sei Dank für diesen tollen Übernachtungplatz, bereits ich im Hotel entdeckt. Unweit der Stadt Navidad mündet ein Fluß ins Meer und bildet eine große Landzunge. Und meine Spürnase für Pisten lässt mich schnell die ausgespülte Lehmpiste zur 100m tiefer liegenden Meeresküste finden. Schon mal eine selektive Zufahrt, die normale PKW’s und Wohnmobile aussen vor lässt (sorry!).
Hier können wir uns Dünen oder Sandstrand aussuchen. Leider ist der Pazifik noch zu kalt und zu wild zum Baden – aber zum Muschelsuchen passt’s.

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Ruhe!

Ruhe! – Endlich sind wir raus aus all diesem Gewimmel! Jetzt habe ich das Gefühl, hier angekommen zu sein. Wir sind auf dem Fundo (Privatgelände) von Peter Ernesto gestranded. Auf der Fahrt nach Süden sind wir einem Abzweig mit dem Schild ‚Reserva National Yali‘ gefolgt, um einen schönen Platz für die Nacht zu finden. Irgendwann wurde aus der Straße eine Piste, aus dieser dann ein schmaler Sandweg. Ein Holzgatter mit Schild „Bitte wieder schliessen“. Wir sind durchgefahren – und schwupps kommt ein schnieker Geländewagen angebraust – der Landbesitzer. Kein Problem – wir dürfen eine Nacht auf seinem Gelände bleiben und wir sollen uns einen schönen Platz suchen… Bingo!!!
Den finden wir auch schnell an einem Flußlauf neben einer alten verfallenen Scheune. Hier haben wir nun Zeit und Ruhe, alles zu sortieren und reisemäßig zu verstauen. Das Beste ist das Öffnen der Geheimverstecke – Unmengen Haribotüten, viele Gläser Nutella, Schokoladentafeln, Marmeladen, Tee, Bücher, Werkzeug, Ersatzteile Kleidung. (@ B.H. – bitte nicht petzen!)
So schön dieser Platz auch ist – ruhig, Vogelgezwitscher, grasende Kühe – er hat auch einen Haken: Moskitos! Nach Sonnenuntergang bedeutet dies den sofortigen Rückzug ins Auto und alles verbarriekadieren. Bei den verbliebenen Angreifern im Auto haben wir nur einen Gedanken – TÖTEN!

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Kellner! – Eine Flasche Gas bitte!

Wir sind noch recht früh im Restaurant ‚Rincón Marino‘. Heute bedient uns Fernando. Nachdem wir bestellt haben, frage ich: „Wo bekomme ich eine 11kg-Propan-Gasflasche?“ Kein Problem, kommt sofort. Und tatsächlich – 20 Minuten später steht *ein Lieferwagen mit Gasflaschen vor der Tür.
Die Gasflasche durfte nicht mit dem Auto verschifft werden, deshalb bin ich froh, dass diese Flasche überhaupt in unseren Gaskasten passt. Natürlich sind die Anschlüsse in Chile anders, deshalb hatte ich mir einen Adapter besorgt – nur der passt nicht – *grumpff*. Also frage ich nochmal Fernando um Rat. Kein Problem – komm mit! Eigentlich  sollte er jetzt Gäste bedienen, egal, er geht mit mir in die Stadt zu einer Ferreteria, einem Eisenwarenladen. Dort kaufe ich einen neuen Regler mit passendem Anschluss und Zubehör. Zurück am Auto hilft er mir auch noch alles zu montieren.
Fernando und seine Frau waren auch schon längere Zeit mit Rucksack auf Reisen in Mexico und USA. Wir waren ihm wohl auf Anhieb sympathisch…
Nachdem wir nun alles haben, was wir brauchen, raus aus San Antonio!

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Wiedervereinigung

Endlich in San Antiono! Wir steigen am Bus-Terminal aus und gehen mit unserem Gepäck direkt zum Büro der Reederei, da es nur einen Häuserblock entfernt liegt. Dort muss ich die Reedereipapiere vorlegen und will meinen Rücksack abnehmen – doch den habe ich gar nicht auf dem Rücken – Anne hat ihn auch nicht – PANIK!!! Sobald mein panikblockiertes Hirn wieder denkfähig ist, wird mir klar, dass ich ihn im Bus habe liegen lassen. Supersprint zurück zum Terminal! Gerade als der Bus türeschliessend startet, kann ich ihn armewinkend anhalten – puhhh, gerettet! Eine halbe Minute später wäre mein Rücksack mit Kamera, Laptop und allen wichtigen Papieren auf dem Weg zurück ins 150 km entfernte Santiago unterwegs gewesen.

Wir checken im Sterne-Hotel Sonesta am Hafen ein. 130 USD die Nacht. Dafür mit Blick auf unser Schiff im Hafen. Dieser Hotelkasten mit Einkaufsmall wurde den Einwohnern von korrupten Politikern trotz heftiger Proteste vor die Nase gesetzt. 14 Stockwerke blockieren jetzt kleinen Fischerhäuschen und Restaurants den Meerblick (siehe Foto).

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Am nächsten Morgen geht es mit der Reedereifreigabe in den Hafen. Doch unser Auto ist nicht da!
Also ab in das Hafenbüro im Hochhaus 4 Blocks weiter. Dort habe ich das Glück an Julita Alvarado zu geraten, die kompetent wirkt und sich verantwortlich fühlt.
Nach einiger Recherche stellt sich heraus, dass unsere Reederei einen Tippfehler in der Fahrgestellnummer unseres Autos eingebaut hat. Somit war es im Computer nicht auffindbar. Nun läuft alles einigermaßen reibungslos. Nochmal Hafen für die Entladebestätigung – Aduana (Zoll) – Hafen SAG und Auto abholen – wir sind vereint!

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Llegada a Santiago

Völlig geplättet sitzen wir im Taxi von José Flores – Flores wie die Blumen. Er liebt Rosen. Wir haben gerade unseren 13-stündigen Flug, Immigration und SAG (Einfuhrkontrolle von Lebensmitteln) hinter uns. Wegen dieser mussten wir noch schnell eine Tüte von Annes köstlichen Apfelringen aufessen, da wir diese nicht einführen dürfen. Anne verteilt sie noch schnell an die anderen Fluggäste in der Warteschlange.
Im B&B-Hotel Travesia, mitten in Santiago, empfängt uns Christian überfreundlich in bestem Englisch – ist der schwul ? kommt gleich die Frage von Anne. Am späten Nachmittag geht’s mit der U-Bahn ins Shoppingcenter, dies hat sogar sonntags geöffnet. Hier tanzt der Bär! Hier finden wir was wir suchen- Telefonkarte mit Datentarif und einen Geldautomaten. Auf der Rücktour in der Metro verbreitet eine Musikgruppe gute Stimmung. Die haben hier sogar ihr Schlagzeug und Verstärker mittendrin aufgebaut.
Abends sitze ich noch mit Christian bei einem Glas Wein und er erzählt mir seinen Lebenslauf – ausgewandert in die USA, zurück nach Chile und als Englischlehrer an der Berlitzschule gearbeitet, dann das kleine Hotel von seinen Eltern übernommen.
Am nächsten Tag geht’s per Taxi und Überlandbus nach San Antonio – der Hafenstadt, wo unser Auto ankommen soll.