Torsten und ich sind nun wieder auf Achse. Wieder nach Süden – zur Canete-Schlucht. Nach 120km Autobahn kommen wir ins Tal des Rio Canete. Ein tolles Tal was nach und nach immer enger wird.
Den Campingplatz, welcher in Torstens iOverlander-App vermerkt ist, finden wir erst im zweiten Anlauf, denn wir sind bereits im Dunkeln angekommen. Beinahe hätten wir ein Zimmer genommen – doch als sich unser Übersetzungsfehler (70EUR statt 7EUR) noch rechtzeitig aufklärt, entscheiden wir uns doch für den Zeltaufbau. Essen bekommen wir auch noch. Für peruanische Verhältnisse ist alles sehr ordentlich und sauber hier. Ich leide an einer einer Magen-Darm-Verstimmung und bin froh über die ordentliche Toilette.
Do, 16.11.2017 Campingplatz in der Canete-Schlucht
Erst an diesem Morgen kommen wir durch die aufregende Engstelle in der Schlucht. Über uns haben die Felsen Überschneidung, so dass der Blick zum Himmel verdeckt ist. Das hier noch Busse und LKW’s durchfahren ist fast nicht vorstellbar.
Lustig ist, dass wir hier nun in Ali’s District sind.
So nach und nach fahren wir raus aus dem Tal auf die Hochebene, wieder auf über 4000m und es wird kalt. Wir erreichen Huancayo und können in einer kleinen Bude außergewöhnlich gut essen. Doch mein Magen kann dies noch nicht würdigen.
In Tarma suchen wir relativ früh ein Hostel, da es mit ca. 3000m recht niedrig in dieser Region liegt. Torsten kann in der Höhe nicht gut schlafen und ich will nicht wieder bis ins Dunkle fahren.
Fr, 17.11.2017 Tarma
Wir starten früh in Richtung Cerro de Pasco
Es geht schon wieder richtig hoch auf 4600m. Die Hochebene und die Leute dort, lassen mich an die Mongolei denken. Ist nicht so meine Landschaft. Ereignislos. In Cerro de Pasco bekommen wir erst Regen, dann Schnee. Er bleibt auf der Straße liegen und wir haben Sorgen, dass die vielen Busse und LKW’s Glatteis daraus machen auf der Strecke die talwärts führt.
Zwei Stunden später sind wir im tropischen Klima von Huánuco. Das Mittagessen dort bekommt mir nicht. Drei Stunden später kommt alles wieder raus! Auch heute wird klar, dass wir es wieder nicht bis Huaraz schaffen werden. Unterkünfte gibt es in dieser Gegend nicht. Die Berge sind komplett besiedelt von Kleinbauern. So schaue ich nach einer Campingmöglichkeit. Genervt von Minibüssen und einheimischen Kleinkrafträdern, welche uns immer wieder überholen, hat Torsten in den Speedmodus auf der Schotterpiste geschaltet. Als ich endlich mal eine Gelegenheit zum Campen ausmache, habe ich keine Chance ihn zu überholen….
So rasen wir bis zum Dunkelwerden dahin. Endlich hält er an einer Tanke in einem übl aussehenden Ort. Zu allem Überfluss habe ich auch noch meinen Luftfilterdeckel verloren. Meine Suche ist erfolglos, die Campmöglichkeiten sind lange vorbei, eine Unterkunft gibt’s hier nicht und die Nächste ist noch eine Stunde weiter. Es fängt an zu schütten. Aufmerksamerweise erkennt ein junger Mann an der Tanke unser Dilemma und klärt mit dem Tankstellenbesitzer, dass wir unter seinem Dach der Tankstelle campieren können.
Sa, 18.11.2017 Tankstelle, eine Stunde vor Union
Wir haben einigermaßen gut geschlafen, ohne Zelt unterm Dach und sind trocken geblieben. Es hat aufgehört zu Regnen. Die Straße ist superschlammig. Frühstück an einer Straßenbude und weiter geht’s zur Stadt Union. Gegen 14Uhr sind wir in Huaraz in quartieren uns im schönen Hostel „La Cabana“ ein. Wanja war drei Tage vor uns hier.
Lima! Fahr da bloß nicht rein – Verkehrchaos, Staus, Raubüberfälle!
Mir zeigt sich da ein ganz anderes Lima. Ok, ich fahre nach Miraflores – eins der besseren Viertel. Aber der Verkehr dorthin ist völlig zivil. Staus gibt es natürlich, aber nicht unüberwindbar.
Ich komme bereits im dunkeln im Hostal ‚Hitchhiker‘ an.
Hier treffen sich einige Reisende, welche mit Rücksack, Auto oder Motorrad unterwegs sind.
Mo, 13.11.2017 Lima
KTM-Händler ‚Socopur‘ aufgesucht. Socopur hat für Torsten Öl und Ölfilter. Für mein altes Modell hat er keine Ersatzteile.
Reifen sind für unsere Größe nicht verfügbar. Überhaupt ist es sehr schwierig Reifen für unsere Motorräder zu bekommen.
Ich telefoniere herum – ich könnte einen Vorderreifen (TKC80) bekommen. Letztendlich habe ich nun 2 Satz Reifen in Cuenca / Ecuador reserviert. Dort kommen wir in 2 bis 3 Wochen hin.
Torsten schickt überzählige Sachen per Paket nach Häuse 4,5kg=100EUR *ufff*
Dann suche ich einen Schuster, welcher meine Satteltaschen reparieren kann – die Aufhängelaschen sind eingerissen. Ich schenke mein Vertrauen dem Renovadora (Erneuerer) „Murg’s“
Im Super-Kaufhaus ‚Wong‘ muß ich mich beim Einkaufen bremsen – hier gibt es all die leckeren Sachen die ich nun seit 6 Wochen nicht mehr gegessen habe: Salami, Schinken, würzigen Cheddar-Käse, Baguette, Vollkornbrot, frische Milch, etc…
Abends gehen wir in die Stadt in einen Irish-Pub und trinken ein paar handgebraute Biere.
Di, 14.11. Lima
Torsten macht Ölwechsel. Wir treffen Wanja – er hat einen Kite-Flug am Strand gemacht.
Abends nettes beisammensein mit den Schweizern Roman, Huma, Karin sowie Manuel und Patrizia.
Tortsen gibt seine Gitarrenkünste zum Besten und unterhält uns damit den Abend. Echt nett!
Ich habe es vermisst, mich einfach mal wieder in Deutsch oder Englisch zu Unterhalten.
Man bekommt zwar öfter Kontakt mit Einheimmischen, aber die Unterhaltung geht selten über ‚wo kommt ihr her?‘, ‚wo wollt ihr hin?‘, ‚wie lange habt ihr Zeit?‘ und ‚wieviel kostet das Motorrad?‘ hinaus. Das liegt natürlich auch an meinen beschränkten Spanischfähigkeiten.
Mi, 15.11. Lima
Abfahrt nach Süden in die Schlucht ‚Canete‘
So, 12.11.2017 Nasca
Das Wetter ist super und ich will heute über die Linien und Figuren fliegen.
Im Hotel will ich früh auschecken um mit dem Motorrad zum Flugplatz zu fahren. Doch der Chef meint, ich solle alles im Zimmer lassen und den Flug über ihn buchen. So bekomme den Flug zum gleichen Preis aber mit Bustransfer vom Hotel zum Flugplatz und zurück. Das ist optimal, denn so brauche ich nicht in Moppedklamotten fliegen und das Mopped steht hier sicherer.
Ich habe bei dem teueren Anbieter ‚Aeropacaras‘ gebucht, denn es gab in den vergangenen Jahren Abstürze wegen schlechter Wartung. Geflogen wird mit einer Cessna 207 mit 2 Piloten und 6 Passagieren. Der Flug dauert 35min. und kostet 85USD.
Es werden dabei 15 Figuren angeflogen, und damit jeder im Flieger diese gut sehen kann, kipp der Pilot die Maschine erst auf die eine Flügelseite, dann auf die andere und dreht einen Kreis. Und das 15 mal. Dies ist schon eine Herusforderung an den Magen. Meiner hat standgehalten *toi,toi,toi*. Die Mädels im Flieger waren da weniger Stressfest…
Die Linien und Figuren hat sicher jeder schon mal auf Fotos gesehen. Auch ich, deshalb waren sie nun keine wahnsinnige Überraschung mehr, aber ich wollte sie trotzdem mal selbst aus der Luft gesehen haben. Für mich ist jedenfalls klar – die Theorie von Erich von Däniken zu den Linien liegt sicher näher an der Wahrheit als alle anderen.
Danach zurück zum Hotel und Aufsatteln. Nächste Station Lima!
Di, 07.11.17, Ollantaytambo, bei Kalle & Gladys
Der Abschied von den Zweien fällt etwas schwer aber erst wird für mich nach einer Woche auch wieder Zeit weiterzuziehen.
Heute will ich nach Cachora. Dort warten Wanja und Torsten auf mich, um die Ruinen von Choquequirao zu erwandern. Vier Stunden zügige Fahrt auf Asphalt – in Serpentinen geht es nun mehrfach von 2500m bis auf über 4000m und wieder runter. Kurvenkoller!
In Cachora treffen wir uns im Hostel ‚Casa Nostra‘ wieder. Das Hostal wird von einem Italiener und seiner peruanischen Frau geführt. Ein schönes Hostel in einer tollen Lage – mein Zimmer hat direkten Blick auf die verschneiten 5000er Berge, welche 3500m fast senkrecht das Tal begrenzen.
Mi, 08.11.17, Cachora, Hostel ‚Casa Nostra‘
Wanja und Torsten hatten sich die Wanderroute aus der Ferne angeschaut – ist ihnen zu heftig. Auch ich brauche diese viertägige Gewalttour nicht. Wir ziehen weiter – aber getrennt. Wanja will nun ganz schnell nach Lima. Torsten dauert meine geplante Tour zum Cotahuasi-Canyon zu lange und fährt auch nach Lima, neue Reifen besorgen. (ist hier nicht so einfach!)
So fahre ich allein ab Abancay in Richtung Süden nach Antobamba um den tiefsten Canyon mit 3500m zu sehen (hier streitet man um den Titel).
Noch ahne ich nicht, für was ich mich entschieden habe….
Erst 50km feiner Asphalt, dann 90km Piste an einem Fluss entlang nach Antobamba. Leider lädt der schöne Fluss mit seinen gefräßigen Sandfliegen nicht zum verweilen ein. In Antobamba gibt es, wieder erwarten, keine Tankstelle. Sprit ist nur im Laden aus dem Kanister zu kaufen. Doch den Ladenbesitzer finde ich nicht – na egal, Sprit müßte auch so die 270km nach Cotahuasi, wo es eine Tanke geben soll, reichen.
Hier beginnt die eigentliche Piste, kürvenreich und steinig windet sie sich am Rande unzähliger Schluchten entlang und steigt auf über 4500m hoch. Die vielen Kehren lässen einen selten in den dritten Gang schalten. Nach zwei Stunden kann ich gegenüber immer noch Antobamba sehen… Ich bin nun in der Hochlandregion und Entfernungen werden hier nur noch in Stunden angegeben. Einer meinte, nach Cotahuasi wären es 7 Fahrstunden, wenn man zügig fährt. Kilometer? Keine Ahnung. Mein GPS sagt 270km. Da es bereits um 17h30 dunkel wird, muß ich mich um meinen Übernachtungsplatz kümmern. Hier ist alles so steil, dass selbst mein kleines Zelt keinen Platz findet.
Erst oben auf der Hochebene auf 4500m findet sich ein Plätzchen. Windig! Kalt! Hoch!
Do, 09.11.17, 2 Stunden südlich Antobamba
Fertig gesattelt starte ich um 8Uhr. Die Piste schraubt sich durch die Berge im höher. Mein GPS zeigt 4800m – 4900m – 5000m – 5110m!
Die Hochebene ist gar keine Ebene. Sie ist gespickt mit Vulkankegeln und die Piste geht kaum einen Kilometer geradeaus. Eine sehr skurile Landschaft in vielen Farbtönen. Andere Autos habe ich seit Antobamba nicht mehr gesehen. Selbst die indigenen Bauern sind hier oben rar. Später, als die Landschaft in eine Pampaebene übergeht, gibt es kleine Ansiedelungen. Die Strecke zieht sich endlos hin. Binge! Mein erster Sturz bei 50km/h – jetzt weiß ich wieder wofür ich die dicken Motorradklamtten trage! Nichts ernstes passiert!. Nur noch 50km bis Cotahuasi – ein Geländewagen! Der Fahrer hält mich an und fragt nach dem Weg nach Oyolo. Kurz zuvor hatte ich den Wegweiser (sehr selten!) gesehen und konnte helfen. Aber er meinte, ein Erdrutsch habe den Weg nach Cotahuasi versperrt. Doch im Gegensatz zu seiner Frau, war er und und sein Beifahrer überzeugt, mit dem Motorrad ginge es….
Ich fahre die 2000m Höhenmeter in Serpentinien an der Schluchtwand herunter ins Tal – kein Erdrutsch! Im Tal geht es easy going am Fluß entlang und ich sehe Cotahuasi bereits, als nach einer Biegung um eine Felswand der Weg versperrt ist! (seht die Bilder)
Aus einem Straßenbaucamp kommt jemand, und erklärt mir, dass ich mit dem Motorrad da nicht rüber komme. Der Erdrutsch sei schon seit 8 Monaten. Das erste Geröll scheint überwindbar, doch um die Felswand herum bleibt nur ein Fußpfad von 30cm breite. Mittlerweile sind alle Arbeiter aus ihrem Camp gekommen.
Die nächste Tankmöglichkeit ist über 5 Stunden Pistenfahrt entfernt. Mein Sprit reicht nicht. Also zu Fuß eine Stunde in den Ort auf der anderen Schluchtseite, Kanister kaufen und Sprit hierhin schleppen. Doch da kommt ein Kollege, und hat noch ca. 6 Liter Sprit, welcher eigentlich für deren Motorgeräte ist. Für 3EUR der Liter werden wir uns einig. Ein anderer Kollege meint, mit Seilen könnten wir das Mopped rüber bringen. Doch bei aller Abenteuerlust ist mir das Risiko zu hoch. In 142km Entfernung liegt Mrcapampa, dort gibt’s angeblich eine Tankstelle. Bis dahin müßte mein Sprit knapp reichen. An einer schönen Flussstelle finde ich einen Platz zum Zelten und genieße den Rest des Tages…
Ich frage mich, wofür die Straßenbauarbeiter dort seit 8 Monaten ihr Camp haben?
Fr, 10.11.17, kurz vor Cotahuasi
Um 7Uhr starte ich – 142km Piste – zum Mittagessen sollte ich wohl in Marcapampa sein. Die Piste über Oyolo nach Marcapampa ist superheftig. Nur große Steine und tiefe Lehmkuhlen. Erster Gang im stehen, Schritttempo. So geht es die ersten 50km = 3 Stunden. Ich muß an den Geländewagenfahrer denken. Dann die Abfahrt nach Oyolo 2000m tiefer. Steil, schmal, grobes Geröll – meine Kupplungshand bekommt Ermüdungserscheinungen. Zweimal hätte es mich beinahe hingehauen. Ich bin froh in Oyolo anzukommen.
Es gibt sogar ein Restaurant, Sprit und einen Laden – und das alles in einem! Die Mutter der Besitzerin koch oben. Es gibt Reis mit Kartoffeln, Bohnen und Fleischstückchen. Als ich esse, entdecke ich im halbdunklen Raum hinter den Reissäcken den offenen Pappkarton mit der Lamakeule mitten im Dreck – davon muß es sein. *urrrgs*
Während ich esse, holt die Besitzerin den Sprit aus dem Lager. Drei Gallonen (3,8Liter/Gallone) wollte ich. Sie hat zwei Behälte mit. Angeblich 2 Gallonen. Meiner Meinung aber nur 1,5 – naja, deutsche Kleinlichtkeit ist hier fehl am Platz und ich zahle die 2 Gallonen mit 15EUR. Die Piste wird ab hier viel besser. Deshalb lache ich, als ein Herr meinte, die 50km nach Marcapampa dauern 3 Stunden. Er hatte recht!
Kurven, Kurven, Kurven. 2000m rauf, 2000m runter, 2000m rauf und so weiter. Nun kann ich keine Pisten und Kurven mehr sehen. In Marcapampa gibt’s die Tankstelle und sie hat Sprit!
In einem Tal finde ich eine tolle Stelle zum Zelten, am Fluß mit grün und alten Bäumen. Ich frage die Arbeiter auf dem Nachbargrundstück um Erlaubnis – Treffer, denn auch dieses Grundstück gehört ihm. Aber ich darf dort gerne Zelten, nachdem ich erzählte, dass ich aus Deutschland komme. „Merkel gutt!“
Sa, 11.11.17, irgendwo in den Bergen, bei Mirmarca
Bingo! Nach 30km kommt die nächste Hauptstraße – einsprurig, aber geteert!!!! Welch ein Glücksgefühl endlich wieder in schräglage Kurven zu fahren! Im Moment ist mein Bedarf an Pisten gedeckt. Mittags bin ich an der Pazifikküste bei Chala. Nochmals Bingo – habe ein prima Restaurant erwischt mit Terrasse mit Blick aufs Meer. Und lecker ist der Fisch auch noch. Nasca!
Kalle hat sich nun zwei Tage Zeit für eine gemeinsame Motorradtour freigemacht. Wir freuen uns beide darauf. Wir wollen eine Piste direkt von Ollantaytambo noch nordosten über die Berge nehmen. Er kennt sie noch nicht und niemand konnte ihm sagen, ob sie überhaupt fahrbar ist.
Auch diese Piste geht mal wieder auf 4444m hoch. Auf der Nordseite queren wir jede Menge Bachläufe und Wasserfälle und je tiefer wir kommen, desto grüner und wärmer wird es. Unetn in Ocabamba ist es richtig tropisch. Nach sechs Stunden kommen wir wieder auf eine etwas größere Straße und Halten ausschau nach einer Unterkunft, denn Zelt etc. haben wir nicht mit. Wir müssen noch bis zum Dunkelwerden fahren, um in Quebrada eine Hospedaje (Unterkunft) zu bekommen. Schnell noch ein halbes Hähnchen und ein Bier und wir gehen zufrieden ins Bett.
Mo, 06.11.2017, Quebrada
In der Nacht hat es ordentlich geregnet. Ich starte in Regenzeug. Die Hauptraße nach Calca über Lares ist größtenteils geteert. Auch wieder ganz schön. Aber sie ist komplett einspurig, und ist herrlich grün. Erst als sie anfängt sachte zum naächsten Pass in die Höhe zu steigen, verliert sich die tropische Vegetation. Die Termalquellen in Lares finden wir nicht. So fahren wir weiter nach Calca auf die Hauptstraße ins Urubambatal um die Runde zu schliessen. In Calca aber nochmal lecker Mittagessen. EIne tolle Tour!
Fr, 03.11.17, Ollantaytambo
Aufbruch nach Machu Pichu. Ich will über Santa Theresa und Hidroelectrica dorthin.
Das ganze wird 2 oder gar 3 Tage in Anspruch nehmen. Es führen keine Straßen nach Aquas Calientes bzw. Machu Pichu. Man gelangt nur per Bahn oder zu Fuß dorthin. Entweder von Ollantaytambo ca. 30km oder von Hidroelectrica 9km. Dafür ist die Anfahrt nach Hidroelectrica zeitintensiv aber schön mit dem Motorrad zu fahren. Erst drei Stunden Asphalt den Pass ‚Abro Malaga‘ auf 4500m rauf danach wieder runter auf ca. 1500m. Man merkt schon deutlich tropischeres Klima. Die Straße ist 1A und die vielen Kurven machen ein Heidenspaß. Ab Santa Maria geht es noch über 1,5Stunden auf Piste über Santa Theresa nach Hidroelectrica. Teils auf einer schmalen Spur an einer Felswand 100m über einem Fluss entlang. Am Ziel gibt es sogar jemanden, der einen bewachten Motorradstellplatz (2,50EUR) anbietet. Und ich erreiche die Bahnstation bei Hidroelectrica passend, dass ich den Zug noch bekomme (31USD für 9km, oneway *uiffff*). Ledersitze, Klimaanlage und Dach mit Fenstern zum gucken. Der Zug ist fast leer und ich bekomme den Eindruck, dass er extra langsam fährt um den hohen Preis für die kurze Strecke zu rechtfertigen. Es wird noch dreimal hin- und her rangiert.
In Aquas Calientes angekommen, fängt es richtig an zu regnen. Ich suche mir eine schöne Unterkunft mit Fenster zum Fluss (ca. 30EUR). Hier bin ich weiter weg vom Lärm der Touristen und des Zuges, welcher sich eng durch den Ort schiebt. Ticket für Machu Pichu (ca. 40EUR) und Bus (24USD) kaufen.
Sa, 04.11.2017, Aquas Calientes
5h00 morgens geht der Wecker. Um 5h30 stehe ich an der Bushaltestelle. Meiner Vorstellung entgegen stehe ich nicht alleine hier – es scheint bereits das ganze Dorf an der Bushaltestelle zu stehen. Um 5h30 kommt der erste Bus zu den Ruinen. Dann im 5-Minuten-Takt. Oben angekommen stauen sich die Menschen – die Pappnasen haben den Einlass noch nicht geöffnet. Dann wird die Anlage mit Menschen geflutet – aber sie verteilen sich noch ganz gut. Der Anblick der Ruinen in dieser Bergkulisse ist atemberaubend. Ich besuche zuerst die Nebenattraktion ‚Punte del Inka‘, eine kleine Brücke an einer riesigen steilen Felswand entlang. Danach besuche ich den Kern der Anlage. Mittlerweile hat sie sich schön merklich gefüllt und die Aufpasser schieben die Mengen an den Highlight, wie dem Sonnentempel, regelrecht vorbei. Ich hätte mich gerne irgenwo in Ruhe hingesetzt um alles auf wirken zu lassen. Aber das Gewimmel hat mir die Laust dazu genommen und ich nehme den Bus um 10h30 wieder ins Tal. Diesmal wandere ich zu Fuß nach Hidroelectrica zurück. Immer am Fluß entlang durch tropisches Grün. Toll! Nur die Sandfliegen pisaken mich. Andere sprühen sich mit Insektenzeug ein.
Ich komme erst im Dunkeln bei Kalle und Gladys wieder an. Allerdings sollte man hier es vermeiden, im Dunkeln zu fahren – Leute laufen kaum sichtbar auf der Straße herum und auch Autos, Zweiräder und Ochsenkarren rollen teils unbeleuchtet auf der Straße herum.
Viele Fragen mich: „Wie hat es Dir gefallen?“. Die Gesamtaktion war es mir auf jeden Fall Wert. Auch Machu Piche selbst wollte ich immer mal mit eigenen Augen sehen und die Lage ist unglaublich, aber eine Mystik, die diese Ruinien sicher mal hatten, ist nicht ein bißchen mehr zu spüren.
Di, 31.10.2017, Cusco
Endlich schaffe ich es, meinen alten Reisefreund „Tango-Kalle“ in seiner neuen Heimat Peru zu besuchen. Ich habe Kalle in Patagonien vor 17Jahren getroffen. Seitdem halten wir Kontakt. Er hat damals seine jetzige Frau Gladys kennengelernt und später in Ollantaytambo geheiratet. Seit einigen Jahren lebt er ganz hier, wo sie sich ein schönes Hotel gebaut haben. Sein Motorrad hat er mitgebracht – eine KTM690. Die hat erst 2500km auf dem Tacho und Kalle freut sich mit mir ein paar Tage zu fahren.
Mi, 01.11.2017, Ollantaytambo
Heute ist Allerheiligen – hier Feiertag der Lebenden
Hier schaue ich mir die Ruinen an. Eine nennenswerte Anlage. Der Ort selbst ist die einzige, noch bewohnte Ruinenstadt.
Do, 02.11.2017, Ollantaytambo
Heute ist immernoch Allerheiligen – hier Feiertag der Toten
Auf den Friedhofen trifft man sich, macht alles schön und feiert. Mit Musik, Essen (oft Spanferkel) und viel Alkohol.
Kalle scheint froh zu sein, dass er sich davor drücken konnte.
Ich schaue mir Moray, die kreisrunden Acker-Terrassen an. Schon beeindruckend wie präzise die Anlagen auf über 3000m angelegt wurden.
Anschliessend fahre ich weiter zu den ‚Salinas de Maras‘, die schon schon vor der Inkazeit betrieben wurden und heute immernoch. Zum verlassen der Anlage sehe ich eine Abkürzung – einen Fußpfad ins Tal. Dieser müßte mit dem Motorrad befahrbar sein. Es geht steil bergab. Irgendwann kommen Serpentinen mit engen Kehren. Diese traue ich mich nicht zu fahren und steige ab. So geht’s.
Cusco ist doch viel größer als erwartet. Mein erster Eindruck ist – warum schwärmen so viele von dieser Stadt? Das erste mal zur Plaza – unmengen Touristen und alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten: ständig wird man angequatscht, ob man nicht Sonnenbrillen, Massagen (was immer damit genau gemeint ist), Essen oder Taxi haben möchte…
Das Gute daran ist, es gibt doch eine Menge Restaurants, die mal wieder auch was anderes als Reis mit Kartoffeln und zähes Lamafleisch anbieten.
Erst als ich so einige Exkursionen unternommen habe, werde ich etwas warm mit dieser Stadt.
Eine dieser Exkursionen habe ich Nachts zur Plaza in Cusco unternommen um Fotos zu schießen. In einer der Gassen höre ich tolle Live-Gitarren-Musik mit Stücken von Red-Hot-Chilly-Peppers. Meine Neugierde ist geweckt und folge dem Sound in die zweite Etage eines Altbaus. Hier ist eine Bar mit toller Atmosphäre und setze mich an einen Tisch. Der Kellner nimmt meine Bestellung auf, und da ich verwundert bin über sein gutes Englisch und sein englisches Aussehen (helle Haare und Kinnbart), frage ich ihn ob er hier lebt. Es stellt sich heraus, dass Nelson aus Venezuela kommt und hier für drei Monate jobbed und dann weiterreist. Ich erkundige mich nach der aktuellen Situation in Venezuela – er und sein Bruder sind nun ausserhalb Venezuelas unterwegs um zu reisen und zu jobben. Sie wollen abwarten wie sich die Lage in ihrer Heimat entwickelt…. Ich spendiere dem Gitarrero einen Pisco.
Eine andere Exkursion führt mich zufällig auf einen tollen Markt, Namens ‚Wanchaq‘. Keine Touristen. Hier gibt es alles, was ich ansosnten in den Läden vermisst habe: die Schustergasse, die Werkzeuggasse, zig Sorten Kartoffeln, Gemüse aller Art, frischen Fisch, frisches Fleisch, Hühner komplett oder Einzelteile, alles an Obst und die Esshalle. Hier sind Stände nach Frühstück, Fruchtsäften, Ceviches, Suppen und Mittagessen sortiert. Ich gönne mir einen frisch gepressten Mango-Fruchtsaft. Des Weiteren kaufe ich eine neue Sonnenbrille und für unser Mittagessen Fisch, Fenchel, Süßkartoffeln, Möhren und Salatzutaten. Daraus bereiten Torsten und ich ein aussergewöhnliches Mittagessen in unserer Hostalküche zu.
Hingegen ist das Kaufen eines neuen Rücklichtbirnchens eine Aufgabe. Tankstellen haben so etwas nicht. Man muss einen Autoersatzteilhandel finden. Nach einiger herumfragerei finde ich einen solchen Repuestos-Laden. Hier gibt es Ersatzteile für alle Marken, vom Kugellager über Batterien zum Luftfilter – und auch meine Birnchen. Was machen die Leute nur auf dem Land, wo es solche Geschäfte nicht gibt? – so fahren ohne Licht!
25.Oktober 2017, Titicaca-See, Peru
Wir nehmen die Strecke am Nordufer des Titicacasees. Copacobana und Puno lassen wir links liegen. Soll laut Torsten nicht so toll sein.
Schöne Hügellandschaft mit vielen Kleinbauern am Seeufer. Jeder Bewohner bewirtschaftet hier einen kleinen Mikro-Acker mit Kartoffeln oder ähnlichem. Autos sind hier unüblich, aber es sind auch wenig Boote zu sehen. Motorboote schon gar nicht.
Wir checken an der bolivianischen Grenze aus. Man befragt uns neugierig nach unseren Motorrädern. Ein Grenzer empfiehlt uns einen alternativen Grenzübergang nach Peru namens ‚Tilali‘, direkt am See. Eine spannende Piste führt dorthin. Die Zollstation dort ist verschlossen und die Schranke zu. Ich klopfe. Als wir gerade wieder gehen wolle öffnet ein verschlafen wirkender, älterer Herr.
Er holt uns zuerst Stühle und wirkt etwas ratlos, wie er uns abzuwickeln hat. Ich frage, wieviele Reiseende denn so hier vorbeikommen – zwei pro Monat, aber niemand mit Motorrad. Da fällt ihm ein, das er irgendwo im Schrank einen Block mit den passenden Formularen hat. Dieser ist noch neu und unbenutzt und er muß selbst erst lesen, wo was einzutragen ist. Seine moderne Computeranlage läuft zwar, kann sie aber mangels Internetverbindung nicht nutzten. So telefoniert er mit der Zentrale per Handy und muß alle Angaben einzeln buchstabieren…. Eine Stunde später sind wir endlich fertig.
Überfall!!!! Ich liege im Schlafsack in meinem Zelt. Höre stimmen, Taschenlampen leuchten umher, Hunde schnüffeln – dann höre ich Torsten sich aus seinem Zelt schälen. Böser Traum? Nein, es sind die heiligen drei Könige – nein auch nicht. Kein Traum, sondern eine Delegation von mindest. zehn Leuten aus dem nahegelegenen Dorf sind neugierig und wollen wissen was wir hier machen. Abends zuvor sind wir durch ihr Dorf auf die Halbinsel im Titicacasee gefahren, um einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Dies auf Fußpfaden, denn Autos gibt’s hier nicht. Aber sie sind freundlich und lassen von uns ab, als Torsten dem Dorfvorsteher – in voller Amtstracht – erklärt, dass wir Touristen sind und morgen weiterziehen. Der Schreck und die Überraschung steckt uns in den Knochen.
26.Oktober 2017, Halbinsel im Titicaca-See
Wir passieren das neugierige Dorf nochmal und verlassen es. Keiner zeigt irgendein Interesse an uns.
Torsten erzählt von den Rainbow-Mountains, hier heißen sie Winicunca. Die Bilder, die ich im Internet finde, sind grandios. Da wollen wir hin. Wir steuern das Dorf Pitimarca an. Am Abend sind steigen wir in einer Hospedaje, einer Unterkunft ab, denn es regnet. Die Unterkunft ist neu und wir sind die ersten Gäste. Deshalb müssen wir über Behelfstreppen in den ersten Stock klettern. Warme Dusche fehlanzeige. Auf meiner Karte ist keine Piste zu den Rainbow-Mountains zu finden. Ich google und finde heraus, dass man noch 30km Piste fahren muß und dann mindestens zwei bis drei Stunden zu wandern hat.
27.Oktober 2017, Pitumarca
Als Torsten dies hört und weiß, das die Wanderung von 4500m auf über 5000m geht, stempelt er aus. Ich gehe die Tour allein und wir verabreden uns in Cusco. Auf dem Start-Parkplatz stehen unmengen Kleinbusse. Die müssen schon Nachts um drei gestartet sein. Ich zahle meine 10Sols (2,50EUR) Eintritt und wandere los. Die vielen Touristen kommen bereits wieder zurück, so werde ich wohl den Gipfel für mich alleine haben. Es sind fünf Kilometer zu Wandern – ein klacks! Doch der erste Anstieg beweist mir das Gegenteil. Nach der dritten Pause um wieder Luft in die Lungen zu bekommen, nach zwei Kilometern, denke ich an Umkehr. Nein, Zähne zusammenbeißen. Bald mache ich nach allen zehn Höhenmetern eine Minute Pause. Ich komme nur im Schneckentempo voran und brauche drei Stunden für die Strecke. Es ist unglaublich anstrengend in der Höhe. Doch oben werde ich von dieser grandiosen Aussicht auf die farbigen Berge belohnt und habe diese fast für mich allein. Die Einheimischen freuen sich über die vielen Touristen, denn sie können Getränke, Essen und Transport per Pferd verkaufen. Am Gipfel halte ich Smalltalk mit einem und kaufe ihm einen heißen Coca-Tee ab. Dafür darf ich ihn mit seiner Familie in Tracht fotografieren.
Der Abstieg geht dafür einfacher. Doch ich bin spät dran und die Unwetterfront holt mich ein. Schneeregen! Durchfroren und durchnässt steige ich wieder auf mein Motorrad und fahre auf 4000m runter in der Hoffnung auf eine Unterkunft in den nächsten Häusern. Fehlanzeige, ich muß im Regen mein Zelt aufbauen. Ein vorbeikommender Einheimischer hilft mir netterweise dabei.
28.Oktober, Pitumarca
Der Regen hat aufgehört, die umliegenden Berge sind weiss. Ich muß meine eiskalten und nassen Motorradhandschuhe anziehen und fahre das traumhafte Tal mit den Eukalypten zurück zur Haupstraße. Im Ort Pitumarca gönne ich mir nochmal ein Frühstück. Gegen Mittag bin ich in Cusco und treffe Torsten im Hostal wieder.
La Paz
Mit La Paz halte ich es wie mit allen großen Städten – wenn möglich meiden. Der Fluß im Tal mit dem weißen Schaum, welchen ich der starken Strömung zugeschrieben hatte, entpuppt sich als reinstes Abwasser! Die ärmeren Einwohner gehen extra zum Fluß, wenn sie Wäsche waschen wollen. Vermutlich brauchen sie kein Waschmittel mehr dazugeben. Bei unserer Weiterfahrt – Wanja bleibt noch – müssen Torsten und ich abenteuerliche Überholmanöver durchführen, um an den endlosen Staus aus Minibussen verbeizukommen. So haben wir schon drei Stunden gebraucht um die Stadt hinter uns zu lassen. Keine Ahnung, wie lange die anderen Autofahrer brauchen….
Die Todestraße, oder auch Camino de la Muertes:
Wanja und ich beschliessen diese berüchtigte Strecke durch die Berge zu fahren. Mittlerweile gibt es aber eine geteerte Alternativstrecke für den Alltagsverkehr. Diese Strecke wird daher fast nur noch von Mountainbikern und Touristen genutzt.
Wir fahren eine wunderbare Strecke, welche sich vom Pass mit 4600m auf 1200m herunterschraubt. Dort wird es bereits tropisch warm, da wir uns dem Amamzonasbecken nähern. Am Ende der Strecke, es ist Nachmittag, schauen wir uns an und sind uns einig, dass war nicht die Todesstraße! Tatsächlich läuft die sogn. Yungas-Strecke parallel zu unserer gefahrenen Piste. Wir entdecken den richtigen Einstieg zur Piste und entscheiden uns, diese trotzdem noch zu fahren, obwohl die Zeit bis zum Dunkelwerden knapp ist. Nach 500m stoppt uns die Polizei – ein Auto, welches abgestürzt ist, wird geborgen!
Doch wir können vorbei. Eine fantastische Strecke, doch leider müssen wir sie im Nebel fahren. Aber auch dies hat seinen besonderen Reiz… (siehe Fotos)
21. bis 25.Oktober 2017, Camping ‚Colibri‘ bei La Paz
Gestern haben wir den Campingplatz ‚Colibri‘ erreicht. Er liegt ausserhalb von La Paz und ist herrlich ruhig an einem Talhang gelegen. Ein echter Glücksgriff. Sauber, offene Küche für alle und ein sehr sauberes Bad mit warmer Dusche – nicht selbstverständlich in Bolivien. War man erst im heckischen Hexenkessel La Paz, ist dieser Ort wie eine Oase.
Wir nutzen die Tage zum Pflegen der Motorräder: Wanja macht einen Ölwechsel, ich öle die Kette und dichte eine Motorundichtigkeit. Alle reinigen die Motorräder mit einem Hochdruckreiniger vom Salzstaub des Salars bei einer Autowaschstation.
Wir nutzen die Gelegenheit in einer Küche Fleisch braten und Kartoffeln kochen zu können. Schade – es ist das zäheste Fleisch, das ich je probiert habe. Enttäuscht lassen wir es liegen. Von Anne’s Kocherfahrung habe ich behalten, dass man es nur lange genug kochen muß. So mache ich am nächsten Tag ein Gulasch mit Zwiebel, Paprika und Möhren. Dazu Kartoffelbrei und lecker Soße, welche ich mit Mehl andicken konnte. Nach über vier Stunden schmurgeln, war das Fleisch nun essbar und sogar lecker.
…der Weg ist das Ziel! (ok, etwas abgegriffen, aber trifft es für meine Art zu Reisen)