Archiv der Kategorie: Hasta luego 2015

Patagonientour 2016, Anne & Ralf

Mordor – das Grenzland

Lago Posadas nach Cochrane

Ralf: Wir nehmen die Nebenstrecke zum Paso Roballo. Dank der GPS-Karte (OSM) finde ich die feldwegähnliche Piste durch die bunten Berge. Sie bietet eine grandiose Aussicht auf die Seen. In kleinen Bögen windet sie sich um Felsen und führt rauf und runter. Wie oft habe ich mir mein Motorrad herbeigewünscht? In den vereinzelten Lagunen können wir Flamigos beobachten. Gelegentlich müssen wir auch Viehgatter öffnen – und natürlich wieder schließen.

Wolken rasen am azurblauen Himmel dahin. Die bizarren und bunten Berge werden mit einem ständig wechselnden Lichtspiel illuminiert. Mal Mordor und Sauron, mal Auenland.

Der Paso Roballo ist der südlichste Grenzübergang für motorisierte Fahrzeuge wie unseres.

An der argentinischen Grenzstation begrüßt uns ein kläffender Hund. Draußen sind die Pferde auf der Wiese zwischen den grünen Pappeln. Als wir die kleine Grenzstation betreten, ist einer der Beamten bereits in Zivil und hört Techno im Nebenraum. Wir haben 19Uhr. Der andere trägt noch Uniform. Hinter ihm an der Wand hängen die Bilder der vergangenen Präsidenten. Manche davon haben historischen Wert. Ich frage, wie viele Leute hier arbeiten. Er erklärt, sie seien zu viert und wechseln die Grenzstation alle vier Wochen. Die Papiere werden außergewöhnlich gründlich geprüft.

An der chilenischen Grenze werden wir per Handschlag willkommen geheißen. Aber die SAG-Kontrolle bringt Anne zum Schwitzen. Es dürfen keine pflanzlichen oder tierischen Produkte im ungekochten Zustand importiert werden. Im Detail scheinen sich die Beamten aber nicht einig zu sein, denn hier wird unsere Butter und der Honig konfisziert. Als wir dann noch fast alle Kisten ausräumen müssen, wird es eng mit Annes Schätzen. Anne: Schwitz! Glück gehabt! Vor der letzten Kiste, der mit den Steinen, Holzstücken und Muscheln hört der beflissene Zöllner endlich auf zu suchen. Er war verdammt nah dran und alle meine Taktiken haben ihn nicht genügend abgelenkt (Chilenischen Hut aufsetzen, „Viva Chile!“ rufen, viel Quatschen, unwichtige Sachen en masse zeigen…).

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Steinreich

Lago Posadas

Ralf: Mitten im Nichts taucht der Ort Lago Posadas auf. Er wirkt wie eine Geisterstadt – hat wohl erst in der Saison Hochbetrieb. Nur wann ist hier Saison? Wir haben Sommer! Egal – nachdem wir fast alle Straßen abgefahren sind, haben wir einen Laden mit Brot und Teilchen gefunden. Die sogenannten Frakturas sind in Argentinien zum Teil sogar lecker.

Weiter am See finden wir eine versteckte Piste zum Seeufer mit Sanddünen. Das eiskalte Wasser und der starke Wind lässt mich zum Held werden – einmal eintauchen!

Anne bekommt Fieber – sie will zu ihren bunten Steinen an einer Stelle 25km weiter. Spät machen wir uns auf den Weg. Doch das atemberaubende Abendlicht auf diese bunten Berge zwingt uns zu zahlreichen Fotostopps. Dann das nächste Hindernis – ein kleines Schild weist zu einem ‚Arco‘ – einem Steintor im See. Auch diese Piste müssen wir wegen dem tollen Licht jetzt nehmen. Es hat sich gelohnt, aber Annes Steine sind erst morgen dran.

Steine suchen! Bei Windstärke 13 (gefühlt) branden die Wellen heftig am Seeufer an. Wir werden durch die Gischt ziemlich nass, aber die bunten Steine lassen sich nass auch am besten erkennen. Nach zwei Stunden hat Anne ihren Schatz zusammen und ist glücklich. Es gibt Kuhflecken-Steine, Sprenkelsteine in rot, grün und violett, Streifensteine und Quarzige.

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zu den bunten Steinen

El Calafate – Pampa – Lago Posadas

Anne: Auf der Fahrt in die Pampa hatte ich schon damit gerechnet, irgendwo im staubigen Niemandsland neben der Piste zu übernachten. Aber der Herr war mit uns: Obwohl normalerweise neben der Piste alles zugezaunt ist, entdeckten wir ein offenes Tor. An dieser Stelle floss der Fluss, den wir schon lange begleitet hatten, in einer großen Schleife vorbei. Perfekter Platz! Vom Lärm der Straße hörten wir nichts mehr, der Wind beruhigte sich und die Abendsonne tauchte die Felsen in oranges Licht. Wir hatten ein schönes Bier zum Abendessen, es war warm genug, um draußen sitzen zu können und im Kies lagen viele hübsche Steine.

Der nächste Morgen war warm und sonnig, nach dem Frühstück am Flussufer rauschten wir los in die Pampa. Asphalt, dann Schotterpiste und Staub, dann immer heißer im Auto und Hunger. In der Ferne konnte Ralf einen See ausmachen, ideal für die Mittagspause – nur leider kein Weg dorthin zu entdecken. Ralf gibt aber so schnell nicht auf. Eine Lücke in der Umzäunung, eine alte Zufahrt und schon holperten wir über Stock und Stein, bis der Weg endete. Aber nicht für Ralf: Er bahnte sich einen Weg durch Gestrüpp und Steine, querte ausgetrocknete Furten und rutschige Sandbänke und fuhr schließlich durch einen ausgetrockneten Bachlauf zum Seeufer. Der Burner: Im Bachlauf liegen schöne Steine und Achate!

Wir fahren weiter, tanken bei jeder Tankstelle (bei einigen ist der Sprit rationiert), wollen heute noch so nah wie möglich an Lago Posadas herankommen (Der fleißige Leser erinnert sich vielleicht: 2011, die kuhfleckigen, bunten, geschliffenen Steine).

Ralf: Die Tankstelle ‚Tres Lagos‘ und die Raststätte ‚Tamel Aike‘ werden allen, die schon selbst die Ruta 40 gefahren sind, im Gedächtnis stecken.

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hier wird der Wind gemacht

Puerto Natales

Premiere im Tenedor libre (freies Buffet) im Club Deportivo Natales – Anne gründet die erste Esssportgruppe: 3 Teller Suppe, 2 Teller Lachs und Schnitzel und zum Nachtisch Melone.

Anschließend rollen wir in Richtung Nationalpark ‚Torres del Paine‘ und übernachten auf dem Weg am See. Vor vier Jahren war ein großer Teil des Parks durch einen Brand verunstaltet. Zum Glück haben sich die Gebiete zumindest am Boden wieder begrünt und man sieht ‚nur noch‘ die angekohlten toten Bäume. Für mich (Ralf) ist diese Berglandschaft die schönste und eindrucksvollste die ich kenne. Zum Wandern ist dieser Park großartig. Allerdings sind es zumeist mehrtägige Wanderungen, die für uns nicht in Frage kommen. Wir wählen die wenigen kurzen Wege zum Lago Grey mit seinem Gletscher und zum Aussichtspunkt ‚Los Cuernos‘ mit großartiger Aussicht über den See auf das Bergmassiv.

Das Wetter ist prima. Wolken und genügend Abendsonne. Wir kommen in einen Fotorausch und fahren die tolle Strecke am Fluss rauf und runter. Selbst Anne rauscht mit und wird nicht müde auszusteigen und sich für Fahrfotos bereit zu machen. Keine Ahnung wer diese Fotos jemals alle sehen soll…

Von der neunstündigen Wanderung vom Campingplatz zu den Paine-Türmen kann ich Anne nicht überzeugen. Ich tröste mich damit, dass ich schon mal dort war. So fahren wir am nächsten Tag weiter nach El Calafate zum Perito-Moreno-Gletscher – für mich zum vierten Mal. Aber ich werde nicht müde, ihn mir immer wieder anzusehen. Auf dem Weg nehmen wir noch Wasserfall ‚Rio Paine‘ mit.

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La Pataia adé

Wir verlassen unseren schönen Platz bei ‚La Pataia‘ und machen noch eine kleine Wanderung entlang der Küste im Nationalpark. Gerade ist ein deftiger Regenschauer vorbeigezogen. Kein Mensch ist mehr unterwegs, durch die Wolkendecke blitzt immer mal wieder ein Sonnenstrahl. An diesem Küstenabschnitt liegt der schönste Wanderweg des ganzen Parks: Leuchtend grüne Felsen in wogenden Formen, knorrige Bäume, kleine Buchten mit saftig grünen Rasen oder Kiesstrand, felsige Steige auf und ab. So schön! Nach fast vier Stunden sind wir zurück, schnell noch die Karten in den Briefkasten am Anleger, damit die den Original- „Ende der Welt“-Stempel bekommen.
Wir fahren wieder Richtung Norden. Kurz hinter Ushuaia ein großer Schotterparkplatz mit mindestens 30 winzigen Häuschen, Unterkünfte für allen möglichen Heiligen. Gauchito und Diffunta Correa, die heilige Jungfrau, die Jungfrau von Guadeloupe, die heilige Rita… um die Ecke herum noch mehr und mehr, wir folgen den Tempelchen um einen Berg herum, es sind hunderte. Mehr oder weniger liebevoll gebastelt aus Recyclingmaterial, Plastikplatten, Blechen, mit bunten Lackresten gestrichen, liebevoll ausgeschmückt mit Glitzergirlanden, Plastikblumen, Gardinen und Deckchen. Die Kerzen im Inneren krümmen sich von der Wärme und viele Häuschen sind abgebrannt. Brände entwickeln sich hier ruckzuck, der stetige Wind schürt die Glut und treibt die Funken.
An der Grenze gabeln wir Irina und Alex aus der Ukraine auf, die seit zwei Monaten unterwegs sind. Von der Ukraine für 25 € nach La Palma, mit dem Schiff für 150 € nach Brasilien, mit 200 € über Iguazu bis Feuerland. Wahrscheinlich gibt es nur Wasser und Reis, und sie freuen sich ziemlich über unsere Empanadas und Teilchen (Zum Glück hatten wir reichlich eingekauft). Mit einer kleinen Fähre setzen wir bei Bahia Azul wieder aufs Festland über (Die Fähre Porvenir-Punta Arenas hatten wir verpasst).
Am nächsten Tag besichtigen wir ein Geisterdorf aus der Pionierzeit, am Strand liegen Schiffswracks. Ein Segler aus Metall mit zusätzlichem Dampfantrieb, ein Dampfschiff mit 4 Meter hohem Druckkessel.

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Fin del Mundo – am Ende der Welt

Vom Übernachtungsplatz am Lago Blanco fahren wir Richtung Grenze. Auf Feuerland sind die Bäume niedrig und windschief. Es liegen Berge von Totholz herum. In diesem Wald wohnen Biber und haben an allen Ecken Bäche gestaut. Wir wollen über die Grenze ‚Paso Rio Bellavista‘ im Hinterland. Aus der Erinnerung weiß ich, dort gab es eine tiefe Furt. Doch die Grenze ist noch geschlossen – es gibt noch keine Brücke und diese Furt soll noch nicht passierbar sein. Also 250km Umweg über Grenze ‚San Sebastian‘ und weiter nach Rio Grande. Die Strecke ist ziemlich öde. Erst kurz vor Ushuaia wirft die flache Pampa schöne Berge und Seen auf. Wir Übernachten am Fluß in einer Picnic-Area kurz vor Ushuaia.

Ushuaia:

Mal wieder Wäsche waschen, Internet, warme Dusche und richtig einkaufen. Danach ab zum Campingplatz – die beiden Örtlichen sollen geschlossen sein – also nehmen wir den im Nationalpark ‚Tierra del Fuego‘. Dort haben wir dann unter anderem Jörg und Regula aus der Schweiz kennengelernt und uns auf Anhieb gut verstanden. Die beiden haben zu Hause alles aufgelöst und leben nun in ihrem 28 Jahre alten LT28 und reisen durch die Welt, bis sie keine Lust mehr dazu haben. Mit ihnen, Thomas und Elke aus Schleswig, und Graziela und Hector aus Australien sitzen wir zu Silvester bei einem Lagerfeuer mit Anne’s Glühwein in der Hand. Und das auf einer wunderschönen Halbinsel im Fluß, kurz vor La Pataia, dem offiziellen Ende der der Ruta 3.

In der Bucht La Pataia wird das obligatorische Foto gemacht. Dort lernen wir einen Motorradfahrer aus Finnland kennen (Name leider unaussprechlich). Er hat sich für 18Tage ein Motorrad geliehen und macht eben eine Tour durch Patagonien. So geht’s auch. Er ist ein völliger Saunafreak. In Finnland hat er eine Insel im See mit einer Hütte. Zudem hat er sich drei Saunen gebaut – für die jede Tageszeit eine.

Am nächsten Morgen wollen wir uns von Jörg und Regula verabschieden und weiterfahren. Doch wir quatschen uns fest. Wir beschließen noch eine Nacht zu bleiben, denn das Wetter ist traumhaft – Sonne und Temperaturen für kurze Hosen. Derweil füllt sich der schöne Platz mit einheimischen Autos, Menschen und Zelten. Die Argentinier haben langes Wochenende und Sonne = Partytime. Doch erstaunlicherweise läuft Musik in verschiedenen Lagern nur recht dezent.
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Feuerland

Auf der Fahrt Richtung Punta Arenas bessert sich das Wetter. Es sind jetzt kuschelige 7° draußen, im Auto sogar 20°. Wir übernachten im Hafen, weil das Schiff früh ablegen soll. Wir setzen über nach Porvenir, über die Magellanstraße, die Sonne lacht. Am Bug schwimmen und springen ein paar Delfine.

In Porvenir gibt es ein Museum mit Fotos und Ausstellungsstücken aus der Zeit der Kolonialisierung. Eine Mumie, ein paar Pfeile und Knochenhalsketten, wenige alte Fotos – mehr ist von den Feuerland-Indianern nicht übrig geblieben. Die Indianer wurden wie Vieh erlegt, für Hände und Ohren wurden Prämien gezahlt, viele starben durch eingeschleppte Krankheiten. Die Siedler rodeten den Wald und hielten Schafherden oder gruben nach Gold, mit einfachen Gerätschaften, später mit wahnwitzigen Maschinen. Obwohl das alles sehr traurig ist, sind die Fotos der Indianer zum Teil sehr lustig. Für ein Initiationsritual verkleidete Mann sich als gestreifter Hammerhai, stülpte sich getupfte Ganzkörper-Tüten aus Leder über, klebte kleine Daunenfederchen auf den geschwärzten Körper oder gab sich schmalgestreift.

120 km Piste, dann treffen wir Königspinguine. Es ist später Nachmittag und die Kerlchen haben Feierabend. Sie sonnen sich noch ein bisschen, einige haben sich schon zum Schlafen hingelegt. Leider müssen 20 m Abstand eingehalten werden, so ist das Gesetz. Ohne das Tele erkennt man nicht viel, wir wechseln uns ab. Der Wind pfeift schneidend kalt, nur 7° trotz Sonne.

Wir sehen etliche Guanacoherden mit Jungtieren und stehen überraschend vor einer riesenhaften Goldgräbermaschine. Der Herr Ingenieur hat viel zu gucken, um die Funktionsweise verstehen zu können. Schließlich wird klar, dass das Teil früher geschwommen sein muss. Im Laufe der Jahrzehnte (Einsatz nur von 1904 – 1910) haben sich die Gauchos außerdem kräftig bedient und sämtliche Rohre und Streben abgebaut.

Der Boden ist sehr karg, selbst die einheimische Nire hat es hier schwer und wird nicht sehr hoch. Die Bäume tragen Moosbärte und der Ampfer blüht schön rot.

Am nächsten Tag geht es weiter zu einem weitläufigen See. Nicht eingezäunt! Wir beobachten zwei Füchse, die in etwa 7 Meter Abstand von uns nach Essbarem suchen. Im schwarzen Kiesstrand finden wir ein paar bunte Steine.

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ein Wintermärchen

Eigentlich wollten wir heute eine Bootfahrt zum Gletscher machen, aber bei dem Wetter…Seit dem Frühstück Schneeregen, heftiger Wind, es ist eiskalt. Dann fängt es auch noch an, richtig zu schneien. Die öde Pampa wird durch den Schneesturm noch langweiliger, aber wenigstens staubt es nicht. Wir erwischen eine üble Piste, wohl die übelste der ganzen Tour. Es ist sehr lange hell, was uns irritiert, denn Winter ist dunkel. Aber das hier ist patagonischer Sommer. Als wir nachts um 23 Uhr am Straßenrand parken, hat der Sprung in der Frontscheibe sich von dem Gerappel um 7 cm verlängert. Am nächsten Morgen liegen 10 cm Schnee.

Gauchito (kleiner Gaucho) wird in kleinen Häuschen am Straßenrand verehrt, man bringt ihm edle Gaben wie Zigaretten, Wein, auch mal eine Cap oder ein cooles T-Shirt. Hier sogar zwei Hotdogs mit Würstchen. Manch einer trinkt sein Bierchen aber lieber selber leer und stellt Gauchito die leere Dose mit gerauchter Zigarettenkippe hin. Oder belässt nur noch ein Schlückchen Wein im Tetrapack (Wir haben mal dran geschüttelt).

Disfunta Correa, die verdurstete Läuferin, die Schutzpatronin der Reisenden. Ihr zu Ehren werden Wasserflaschen am Straßenrand abgelegt. Beide Heiligen wurden nicht von der Kirche, sondern vom Volk heilig gesprochen.

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Bienvenidos – willkommen in der Pampa

  1. Dezember. 200 km Ruta 40, asphaltiert, dann biegen wir ab und rumpeln hundert Kilometer zum Nationalpark Perito F. Moreno. Die Pampa ist eben und stinklangweilig, alle 30 km mal ein paar Guanacos, Hasen oder Strauße, sonst nur kniehohes Stachelzeug, Geröll, trockene Erde. Bei genauem Hinsehen (Pinkelpause) entdecken wir fette Heuschrecken in unglaublicher Menge, in jedem Grasbüschel sitzen eine oder zwei. Spannend sind die bizarren Wolkenformationen, vor allem beim Sonnenuntergang.

Im Nationalpark. Der Ranger begrüßt uns fröhlich, denn in diesem abgelegenen Teil der Welt ist Besuch selten und willkommen. Er spricht slangfrei, wir können ihn gut verstehen und viele Fragen stellen. Wie ist es mit seiner Versorgung? Einmal im Monat geht die Einkaufsfahrt in nächste Dorf, Gobernador Gregorio, 100 km Asphalt und 130 km Piste. Und dasselbe wieder zurück. Argentinische Entfernungen eben. Zum Beispiel: Schlafplatzsuche Entfernung Rade-Köln. Einkaufen nächstes Dorf Rade-Bielefeld. Hauptsächlich über Pisten, wohlgemerkt. Drei Ranger bleiben das ganze Jahr über im Park, bei Regen, Eis, Schnee und 30 Grad minus im Winter. Jetzt im Sommer herrschen tagsüber etwa 14°, aber der Wind pfeift eiskalt mit 70- 100 Std/Km von den Gletschern, ganz schön frisch. Von März bis August ist der Park geschlossen, weil die Straßen nicht passierbar sind. Aber es soll wohl ein paar Tage im Februar geben, an denen die Temperaturen bis auf 30° steigen – vorstellen kann man sich das nicht.

Wir sind ganz verliebt in den Lago Belgrano, sein Blau ist so strahlend, dass wahrscheinlich jeder annimmt, die Fotos wären bearbeitet – Regler hoch bis zum Anschlag. Im Schneetreiben starten wir zu einer Wanderung, dann kommt die Sonne raus und die Luft duftet nach Blüten und Macchia. Hier wächst alles nur sehr niedrig und schmächtig, aber es sind ein paar hübsche Blümchen dabei, z.B. die Topa Topa. Tiere sehen wir kaum, bis auf hunderte Guanacos. Die Flamingos fliegen leider weg als wir kommen und den Huemul (Hirschart) und den Puma sehen wir garnicht. Abends gucken wir uns durch die Windschutzscheibe bunte Berge an, deren Färbung sich im Licht der untergehenden Sonne verändert.

  1. Dezember. Wir haben auf einer Grube (wird zum Autoreparieren benutzt und ist der einzige ebene Platz in diesem Quadrant) vor dem Rangerhaus übernachtet und machen bei offener Seitentür den Spül. Da kommt unser Ranger in Jogginghose und Schläppchen und bietet uns eine warme Dusche an. Ich hatte gestern sehnsüchtig davon gesprochen – das letzte warme Wasser gab es vor zwei Wochen in der Therme. So ein schönes Weihnachtsgeschenk! Er grinst breit und heizt schon mal sein Badezimmer an. Katalyt-Gasofen, Badewanne mit Löwenfüßen, Sprossenfenster, aus der Dusche dröppelt es schwach, aber schöööön warm. Oh, wie wohl ist mir! Danach ist Ralf dran. Wir erzählen noch eine Weile in der Küche, wo ein alter Stangenofen steht. Der wird aber nur zum Heizen und Wasser erhitzen benutzt, gekocht wird auf einem Gasherd. Weiter hinten stehen eine Waschmaschine und eine Gefriertruhe. Es gibt sogar Internet; sehr, sehr langsam über Satellit.

Nach einer kleinen Wanderung zum Lago Vulcan bei wahnsinnigem Wind starten wir. Es schneit wieder leicht. Weiße Weihnachten!

Wir landen im Nationalpark Los Glaciares in El Chatén. An diesem bedeutungsvollen Datum gibt es ein besonders feines Essen und abends Glühwein vor einer 180° Berg- und Gletscher-Kulisse mit Neuschnee. Wir denken an unsere Lieben zuhause und schreiben am Blog.

  1. Dezember. Dauerregen. Eigentlich hatten wir eine Bootstour zum Gletscher machen wollen, aber bei dem Wetter…Wir fahren nach Calafate und hoffen auf leistungsfähiges Wifi.

Calafate. Wir parken das Auto am Straßenrand und haben endlich mal Netz. Emails, eine Überweisung, Bloggen, Mittagessen, sogar Skypen ist möglich. Der Empfang reißt immer wieder ab, aber schließlich ist alles erledigt. Den Dauerregen sind wir Leid, weg hier.

Schlimmer geht immer: Dichtes Schneetreiben auf der Route südwärts. Kaum noch Sicht, kalt, feucht.

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Regenflüchtlinge

Wir stehen am Abzweig Cochrane/Chile Chico (Grenze Argentinien). Eine Wetterbesserung ist nicht in Sicht und wir entscheiden uns für die Flucht ins sonnige Argentinien.

Durch karge Bergwelten schlängelt sich die abenteuerliche Piste leitplankenfrei entlang des Sees General Carrera, 125 km lang. Die Gegend wird merklich trockener und einsamer. Keine Bäume und kaum Grün. An der Ostseite der Anden wächst vor allem fieses Stachelzeug. Wir finden auf einem alten Pistenabschnitt einen schönen Schlafplatz, hoch über dem See und mit grandioser Aussicht. Erkundungsrundgang: Schmerzliche Begegnung der stechenden Art. Stechkletten perforieren unsere Haut und verkrallen sich in Socken und Hosenbeinen. Mühevoll ist die Entfernung.

Kurz vor der Grenze verstecke ich noch schnell alle Muscheln und Samen, wir essen auf Hochtouren Gemüse und Obst. Der Import von Pflanzlichem und Tierischem ist verboten und wird – wenn entdeckt – mit hohen Geldstrafen belegt.

Los Antigues in Argentinien. Tanken – erst Morgen wieder Diesel. Geldautomat – klappt nicht. Internet – schneckenlahm. Wir fahren weiter nach Perito Moreno und von da aus nach Süden in die Pampa auf die legendäre Ruta 40. Doch wir staunen – die gefürchtete Piste ist nun ein asphaltierter Highway.

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